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Man könnte noch iMioarten

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Hinter den Argumenten steht die Beantwortung einer Vorfrage: Haben die Landschaft, die Pflanzen und Tiere einen Eigenwert, der unabhängig von ihrer Nützlichkeit für den Menschen ist ? Oder darf der Mensch das Risiko ihrer Zerstörung eingehen, wenn ihm dies nützlich erscheint?

Wer Arterhaltung außer Frage stellt, sucht die Wirtschaft so zu verändern, daß Eingriffe in die Umwelt minimal ausfallen und fordert Anpassung der Wirtschaft an dieses Erfordernis. Wer die Gegenposition bezieht, richtet sich nach der gängigen Wirtschaftlichkeitsrechnung. Sich daraus ergebende Maßnahmen werden möglichst umweltfreundlich gehalten.

,J)ie Frage, wieviel Hektar Auwald wieviel Prozent Verringerung der Stromerzeugung wert sind, ist eine Wertfrage und daher politisch", kennzeichnet Jörn Käniak (Energieverwertungsagentur) das Problem.

Die Erhaltung der Au ist daher nicht mit Nützlichkeitsar-gumenten zu verteidigen. Der Verlust seltener Tier- und Pflanzenarten wird keinen meßbaren Nachteil für die Ostösterreicher haben. Wer solches behauptet, wird in Beweisnotstand geraten.

Zugkräftig hingegen ist der Hinweis, daß massives Eingreifen in komplexe Umweltsyste-me auf lange Sicht unvorhersehbare Folgen nach sich ziehen wird. Welche Folgen das Aussterben Hunderter Pflanzen-und Tierarten in unserem Raum hat, läßt sich nicht prognostizieren. Auch mit negativen Wirkungen ist zu rechnen. Sie werden kaum rückgängig zu machen sein.

Dieser Einsicht tragen internationale Abkommen mittlerweile auch politisch Rechnung: 1983 sicherte Österreich in der Ramsar-Konvention zu, die Donau-March-Auen unter Naturschutz zu stellen. Niederösterreich hat die Au durch Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.

Gleichzeitig gibt es Vereinbarungen über die Donauschifffahrt. Jährliche Schiffsschäden von 20 Millionen Schilling zeigen, daß derzeit die Situation bei Niedrigwasser unbefriedigend ist. Auch hier: Wirtschaftliche Interessen gegen Interessen des Naturschutzes.

Ein Ausweg bietet sich an:Die Verschiebung des Projekts. Sie bringt zwar (überschaubare) Probleme in der Bauwirtschaft, vermeidet aber unüberblickba-re und auch nicht umkehrbare ökologische Folgen. Sie böte Zeit zum Studium echter Alternativen, wie etwa kleinerer Staustufen, die derzeit aus Kostengründen überhaupt nicht erwogen werden.

In einem Zeitalter rascher technologischer Entwicklungen ist es wahrscheinlich, daß sich für alle Teile befriedigendere Lösungen finden lassen.

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