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Portugals Klerus „unpolitisch“

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Überraschung hat in Portugal das Schlußfeoramundque der in Fatima versammelten Bisohofskonferenz ausgelöst: Es besagt nämlich, daß sie sich entschieden hat, angesichts der nahen Parlamentswahlen den katholischen Geistlichen die Kandidatur zu verbieten. Dieses Verbot ist ein eindeutiges Zugeständnis an die öffentliche Meinung, die zunehmend Kritik an der politischen Bindung des portugiesischen Klerus übte und eine unabhängige Geistlichkeit wünschte. „Es ist der Wunsch dieser Metropolitenkonferenz“, heißt es in der Verlautbarung, „die Kirche nicht in eine Lage zu versetzen, die ihrem Grundsatz der Einheit innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen schaden könnte.“

Alte Tradition über Bord

Mit dieser Erklärung, die verständlicherweise von der zensurierten portugiesischen Presse kommentarlos veröffentlicht wurde, bricht Portugals Hierarchie mit der alten Tradition der politischen Beteiligung. Seit Jahrhunderten übten hohe Geistliche einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die politischen Entscheidungen der Regierung aus. Hiervon machte selbstverständlich auch das Salazar-Regime keine Ausnahme, obzwar der in den Ruhestand versetzte ehemalige Diktator Portugals seit der Gründung seines „Estado Novo“ die Trennung der Kirche vom Staat eingeführt hatte und sein Staat überdies nicht konfessionsge-

bunden war. Aber es war jedermann bekannt, daß der Patriarch von Lissabon, Kardinal Cerejeira, der zu Salazars engsten Freunden gehört, alles andere denn neutral zu seiner

Politik stand. Auch In der letzten Abgeordnetenkammer hatten Geistliche ihren Sitz und waren von der Uniäo Nacional, der Einheitspartei, aufgestellt worden. Denn die Opposition, die ohnehin nicht ins Parlament gelangte, hatte in den letzten Jahren keine Kandidaten im Priestergewand gehabt. Auch bei den bevorstehenden Wahlen wollte sie von dieser Regel nicht abweichen, obwohl gerüchteweise von der Kandidatur des von Kardinal Cerejeira suspendierten Pfarrers von Beiern, Pater Felicidade, gesprochen worden war. Die Verfügung der Bi-schofskoniterenz ist also in erster Linie ein Zeichen für die Distanzierung des mit dem Regime verbundenen oder sympathisierenden Klerus von dessen Politik oder doch zumindest für dessen Entpolitisierung. Auch Kardinal Cerejeira hat sich durch die Unterzeichnung des Schlußkommuniques der Bischofskonferenz dieser neuen Haltung angeschlossen.

Ein weiteres Zeichen., das für diese Haltung zeugt, ist der Empfang, der dem erst vor wenigen Wochen aus seinem spanischen Exil zurückgekehrten Bischof von Porto, Antonio Ferreira Gömes, von der Bischofskonferenz bereitet wurde. Msgr. Ferreira, den Salazar wegen seiner kritischen Haitang zum Regime außer Landes geschickt hatte, gab Portugals Bischöfen — laut Schlußkommunique der Metropolitenkonfereniz — „ein Motiv zu großer Freude“.

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