Im Kleinen die Welt verändern

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Vor rund 15 Jahren hielten sie ihn für einen Spinner. Die Mäuse werden sich durch die Wärmedämmung des quaderförmigen Hauses fressen, witzelten die einen. Andere wiederum spekulierten: Irgendwann werde das Haus mit der riesigen, geneigten Fensterfront den Halt verlieren oder absinken. Denn: Ein Haus, das nicht aus robusten Ziegeln erbaut wurde, kann einfach nicht funktionieren. Doch es kann, dachte sich Dieter Tscharf. Der heute 43-Jährige ließ sich von seinem Plan nicht abbringen. 1998 erbaute er das erste massive Passivhaus Österreichs. Mittlerweile hat er mit seinem Unternehmen "active-SUNCUBE" seit der Gründung 2005 rund 300 Passivhäuser in ganz Österreich errichtet. "Was damals als innovativ galt, ist mittlerweile selbstverständlich", sagt Tscharf.

Das Ziel von "active-SUNCUBE" ist es, Qualitäts-Häuser zu errichten, damit "auch noch die Enkelkinder etwas davon haben", sagt Tscharf. Mittlerweile ist nicht nur für sein Unternehmen selbstverständlich, Nachhaltigkeit und Gesellschaftliche Verantwortung (kurz Corporate Social Responsibility, CSR) zu einem Eckpfeiler langfristiger Unternehmensstrategie zu machen. Zu diesem Resultat kam die Studie "Unternehmerische Verantwortung in der Sozialen Marktwirtschaft" der Julius Raab Stiftung, die zum dritten Mal durchgeführt wurde. Das Ergebnis: 95 Prozent der rund 500 befragten österreichischen Unternehmen engagieren sich mit einer oder mehreren Maßnahmen für die Gesellschaft. Neun von zehn Unternehmen geben Verantwortung für die nachkommenden Generationen als ihr Haupt-Unternehmensmotiv an.

Die meisten wollen laut Studie der Gesellschaft Gutes tun und in Kultur, Umwelt, Sport, Soziales in der Region und auch weltweit investieren. Bei der Umsetzung ihres Engagements verlassen sie sich auf ihre Intuition. Doch geht das so mühelos? Und ab wann ist man ein "gutes" Unternehmen? Der Grazer Günther Gölles gründete vor drei Jahren sein Einzelunternehmen "Enkose".

energiekostenreduktion

"Enkose" ist ein Netzwerk aus Spezialisten, das sich für die nachhaltige Reduktion von Energiekosten einsetzt. "Wenn man den Nachhaltigkeits-Gedanken von Anfang an in sein Unternehmen einbaut, dann ist CSR einfach zu schaffen", sagt er. Seine unternehmerische Verantwortung sieht er darin, den Wirtschaftsstandort Österreich zu erhalten. Schließlich sind die hohen Energiekosten einer der Hauptgründe, warum Unternehmen aus Österreich abwandern. "Indem ich dahinter bin, dass produzierende Unternehmen günstige Energie bekommen, bleiben diese Unternehmen länger gesund und die Arbeitsplätze bei uns erhalten", sagt er. Mehr als Dreiviertel der Unternehmer besinnen sich wie Gölles auf die regionalen Wurzeln und sehen das als Motiv für ihr Engagement.

"Nachhaltigkeit ist mittlerweile einfach selbstverständlich geworden", sagt auch Einzelunternehmer Marco Amminger von "top transfer". Der Trainer, Moderator und Coach pendelt zwischen Burgenland und Wien und engagiert sich, wie ein Drittel der österreichischen Unternehmer, ehrenamtlich. Er unterstützt mit seinem Know-how bei sozialen Projekten und steht unter anderem auch für Tafel Österreich zur Verfügung.

Amminger versucht zudem, unnötige Wege mit dem Auto zu vermeiden und so gut es geht, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. "Mein nächstes Ziel ist es, ein Elektroauto anzuschaffen", sagt er. Er achtet bei den Produkten im Büro und für seine Workshops darauf, dass sie regional produziert wurden. "Wenn jeder im Kleinen etwas tut, verändern wir die Welt", sagt Amminger.

Im Gegensatz zur Meinung vieler von den Studienautoren befragten Unternehmern vermisst Amminger die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung für sein gesellschaftlich-verantwortliches Handeln nicht: "Ich mache das alles, weil es mir selbst wichtig ist und nicht, weil ich von anderen bewundert werden möchte." Dieser Meinung ist auch der Passivhaus-Planer Tscharf: "Das Problem ist: Viele Unternehmen hängen sich das Wort Nachhaltigkeit rein aus Werbezwecken um." Das wäre mitunter auch ein Grund, warum mittlerweile nur drei von zehn Unternehmen gesellschaftliches Engagement als Wettbewerbsvorteil ansehen. Nichtsdestotrotz investieren neun von zehn in derartige Maßnahmen.

engagement für die Werbetrommel

Eine amerikanische Studie aus New Orleans befasste sich mit Unternehmerwerten, Ethik und CSR. Das Ergebnis: 70 Prozent der Kunden achten beim Unternehmen auf Nachhaltigkeit. "Klar, dass deshalb viele auf diesen Zug aufspringen. Gute Qualität erkennt der Kunde aber schnell: Bereits bei der Beratung merkt man, wie ernst es ein Unternehmer meint", sagt Tscharf.

Er ist aber nicht der Meinung, dass gesellschaftliches Engagement staatlich geregelt werden sollte. So wie er sehen das 60 Prozent der Befragten der Julius Raab Stiftung. "Verantwortungsbewusste Unternehmer sollten 'Überzeugungstäter' sein, nicht bloß, weil der Staat es vorschreibt." Das sieht auch Gölles von "Enkose" so. "Mich treibt der Gedanke an, eine lebenswerte Zukunft zu schaffen." Daher fängt das Unternehmen am besten bei sich selbst an, um auf das eigene Umfeld positiv zu wirken. Das alte Motto der Wirtschaftskammer sei da sehr passend, sagt Gölles: "Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut."

Diese Seite entstand in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich

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