Um gerecht zu sein, müssen wir neben der fehlenden Industrialisierung und dem fehlenden Proletariat noch einen dritten, entscheidend wichtigen Punkt erwähnen, in dem die Revolution sich im Widerspruch zur Theorie von Marx — und diesmal auch zu derjenigen von Lenin — entwickelte, was die Aufgabe der Sowjetführer zusätzlich gewaltig erschwerte: Marx und Lenin konnten sich die Revolution nur als Welt-revolution vorstellen und einer Revolution, die auf ein einziges Land beschränkt blieb, gaben sie keine Chance.Die Weltrevolutian kam nicht. Anstatt daß Deutschland mit einer eigenen
Man solle, so meinte einmal ein Mann der Geschichtswissenschaft, die historische Betrachtung eines Geschehens nicht durch eine hysterische ersetzen. In der Betrachtung jener russischen Revolution von 1917, die der amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan „das größte politische Ereignis unseres Jahrhunderts“ nennt, ist man diesem Grundsatz immer wieder untreu geworden. Pertinax schrieb am 9. November 1917 in „L'Echo de Paris“, die Bolschewiki seien nur „Handlanger der Deutschen“. Die Londoner „Morniing Post“ machte „russische Juden deutscher Abstammung“ für
Am 3. September finden im freien und demokratischen Südvietnam Präsidentschafts- und Senatswahlen statt, die so unfrei und undemokratisch wie nur möglich sein werden. Anders als in Griechenland brauchen die ausschließlich von Amerikas Gnaden lebenden Saigoner Militärs allerdings nicht einen Militärputsch zu veranstalten, um die bevorstehenden Wahlen zu verhindern, sondern da-sie ja bereits an der Macht sind, können sie sich darauf beschränken, diese Wahlen zu ihren Gunsten zu manipulieren. So setzt sich Ministerpräsident und Vizeluftmarschall Ky seit Monaten über alle Bestimmungen
Die hinter der Lärmkulisse der Großen Proletarischen Kulturrevolution in China stattfindende Auseinandersetzung hat sich auf einen Kampf zwischen Mao Tse-tung, dem ,ygroßen Lehrer, großen Führer, großen Oberkommandierenden und großen Steuermann“, und seinem alten Waffen- und Revolutionsgefährten Liu Schao-tschi, dem Präsidenten der Chinesischen Volksrepublik, zugespitzt. Wobei Liu freilich mehr nur die Rolle einer symbolischen Figur zugespielt worden zu sein scheint. Mao braucht einen prominenten Gegenspieler, um seine Revolution permanent erhalten zu können. Daß Liu in manchen
Unter den mißbilligenden Augen der Sowjetunion und aller orthodoxdogmatischer Marxisten bereitet sich Jugoslawien vor, einen neuen Sprung auf dem Wege der Demokratisierung seines sozialistischen Systems zu wagen. Im Zusammenhang mit der Ranfkovic-Affäre war schon vor einem halben Jahr die Struktur der Parteispitze umgewandelt worden, um es in Zukunft einem einzelnen zu verunmöglichen, sich innerhalb von Staat und Partei eine gefährliche Machtstellung zu erobern. Schon damals erhoben die besorgten sowjetischen Genossen, die wohl wissen, wie stark das jugoslawische Experiment auf den ganzen
Seitdem die früher als bürgerlichkapitalistisch verpönte Soziologie auch im Osten Eingang gefunden hat, werden in zunehmendem Maße Meinungsumfragen durchgeführt, deren Ergebnissen man aufschlußreiche Einblicke in das politische Bewußtsein der Bevölkerung verdankt. So hat kürzlich die ungarische Wochenschrift „Elet es Irödä-lom“ das Resultat einer Umfrage unter 125 Schülern von fünf Sekun-darschulklassen veröffentlicht. Die Schüler hatten ihre schriftlichen Antworten anonym eingesandt. Das Ergebnis wurde von dem politischen Meinungsforscher als so besorgniserregend empfunden,
Eum erstenmal seit Bestehen des Kommunismus haben wir heute die Gelegenheit, eine revolutionäre Auseinandersetzung in einem kommunistischen Staat auch durch die Brille anderer, mit diesem ver-feindeter kommunistischer Staaten betrachten zu können.Wer es unternimmt, die parteiamtlichen Erklärungen und die Presseartikel durchzusehen, die im Osten in den letzten Monaten über die Vorgänge in China veröffentlicht wurden, der gelangt zu folgendem Schluß: Mit Ausnahme einiger weniger, allerdings sehr bemerkenswerter, Interpretationen ist vom Osten In Sachen China kaum mehr zu erfahren, als wir
Überraschenderweise hat die Nachricht, daß es China gelungen ist, eine Mittelstreckenrakete zu bauen und mit einem Atombombenkopf abzufeuern, in der westlichen Welt nicht — oder jedenfalls noch nicht — die Beachtung gefunden, die sie verdient. Jedenfalls schien die westliche Reaktion darauf nicht von der Überzeugung geleitet zu sein, daß es sich da um ein revolutionäres Ereignis handeln könnte, vergleichbar etwa der ersten A- und H-Bombe der Sowjets. Und doch hat dieses chinesische Raketenexperiment ein neues, entscheidend wichtiges Moment in die Weltpolitik gebracht.Die chinesische
Jugoslawien spielt im europäischen Kommunismus die Rolle eines marxistischen Pioniers, der unerschrok- ken politisches Neuland beschreitet und dessen Erfolg oder Mißerfolg das Geschehen in den übrigen kommunistischen Staaten Europas nicht unwesentlich beeinflußt. So ist das, was in Jugoslawien geschieht, immer auch von Bedeutung für das ganze kommunistische Lager unseres Kontinents. Aber die jüngsten Geschehnisse in Jugoslawien, von der Absetzung des Geheimdienstchefs Ran- kovit bis zur Verurteilung Mihaj- lovs, erscheinen dem Außenstehenden als so widerspruchsvoll, daß eine Deutung
Was geht in China in Wirklichkeit vor? Wie soll man den ideologischen Veitstanz der Roten Garden deuten? Welche innen- und außenpolitische Ziele verfolgt die Parteiführung mit der „großen proletarischen Kulturrevolution“? Bestimmt überhaupt noch die Partei das Schicksal des Riesenreichs oder ist diese nicht durch die Armee entmachtet worden, die ein Werkzeug des chinesischen Verteidigungsministers und präsumtiven Mao-Nachfolgers Lin Piao ist?Der Begriff „Stalinismus“ reicht nicht aus, um die Bedeutung und die möglichen Folgen dessen zu erfassen, was in Peking heute über die
Man kann es nun schwarz auf weiß in der vom Informationsdienst der amerikanischen Regierung herausgegebenen Zeitschrift „Problems of Communism" lesen: Nordkorea sei sich der Gefahr bewußt geworden, ein Satellit Pekings zu werden,und es befinde sich „wahrscheinlich“ auf dem Wege zu einem Neutralismus, der seine Unabhängigkeit garantieren soll. Ja, Nordkorea strebe danach, so heißt es weiter,ein Pufferstaat zwischen den beiden kommunistischen Großmächten zu werden, die es gegeneinander auszuspielen trachte, um möglichst viele politische und materielle Zugeständnisse des Kreml zu
Die Escalation in der Intensität des Vietnamkrieges ist an sich schon besorgniserregend genug. Aber neben dieser „vertikalen“ Escalation gibt es auch noch eine „horizontale“, oder besser: eine geographische. Obgleich das Pentagon die beteiligten amerikanischen Mannschaften zur Geheimhaltung verpflichtete, ließ es sich auf die Dauer doch nicht verheimlichen, daß die USA seit geraumer Zeit außer in Vietnam auch noch in Laos Krieg führen und daß sie in Thailand Militärstützpunkte aufbauen, die für eine intensive Kriegführung geeignet sind.Aber diese horizontale, geographische
Weniger denn je sind die Universitäten heute elfenbeinerne Türme, in die der Geist sich aristokratisch aus den Niederungen der Gesellschaft zurückziehen könnte. Mehr denn je isit das Leben der Universität mit dem Leben der Gesellschaft — und das heißt, nolens volens auch mit dem politischen Leben — verwoben. Dieser Sachverhalt manifestiert sich kaum irgendwo so deutlich wie in der nun schon seit Jahren schwelenden Krise der Freien Universität (FU) Berlin. Was gerne als weitgehend lokal bedingter akademischer Sonderfall aufgefaßt wird, ist in Wahrheit ein Symptom einer allgemeinen
Im Weltkommunismus zeigt sich eine neue Form der Spaltung. Das berühmte Testament Togliattis hatte zum erstenmal in „offizieller“ Form ein Abrücken westeuropäischer Kommunisten von Moskau erkennen lassen und die Reaktion sozusagen aller westeuropäischen kommunistischen Parteien auf das Urteil im Moskauer Schriftstellerprozeß gegen Sinjawskij und Daniel markiert den Beginn einer westlich-kommunistischen Einheitsfront Moskau gegenüber. Die dem Studium der Probleme des Weltkommunismus gewidmete Zeitschrift „Ost-Probleme“ meinte sogar, es tue „sich langsam eine unübersehbare Kluft
Das rote China als „gelbe Gefahr“, die unsere abendländische Zivilisation barbarisch zu zertrampeln droht — das ist die zum Alptraum promovierte neue weltpolitische Sündenbocktheorie, mit der man im Westen und auch im sowjetisch beeinflußten Osten sein Unvermögen zu entschuldigen versucht, dieser Welt eine tragfähige Friedensordnung zu schenken. Politische Mathematiker wie Wilhelm Fucks „beweisen“ es uns statistisch, politische Philosophen wie Karl Jaspers mit der moralischen Autorität des ehrlich um den Frieden bemühten Weisen: China wird uns erdrücken. Was Jaspers in seinem
Auf eine Krise, von der man betroffen wird, kann man auf zweierlei Art reagieren: entweder man resigniert, sucht zu retten, was noch zu retten ist und wurstelt sich schlecht und recht auf dem bisherigen Wege — obgleich dieser zur Krise geführt hat — weiter durch, oder man geht in sich, sucht nach den eigenen Fehlern, die diese Krise mitverursacht haben mögen, ringt sich zu der Erkenntnis durch, daß diese Krise durchaus heilsam sein und somit auch ihre positiven Seiten haben könnte, und versucht die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft im Geiste eines „incipit vita nova” auf neuen
Diese jugoslawischen Marxisten möchten Marx entmythologisieren und den Menschen wieder auf seine personale Verantwortung im Hier und Heute verweisen, die er nach ihrer Ansicht als Sozialist nur in einem System demokratischer gesellschaftlicher Selbstverwaltung wahrnehmen kann. Grlic schreibt: „Es kann keine Kaserne sein, die uns in die gedankliche Befreiung einführt, nicht die Herrschaft hinterhältiger ideeller Direktiven, Denunziationen und moralisch zerknitterter Spitzel, die uns zu selbständigen Persönlichkeiten macht, es kann weder ein Reich des Hauses sein, das uns der Liebe näher
Spätere Zeiten werden vielleicht einmal feststellen, daß es der entscheidende Irrtum des westlichen Verhaltens gegenüber dem Phänomen des Kommunismus in der Nachkriegszeit war, diesen mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt zu haben. Man beurteilte Stalin auf Grund seiner Erfahrungen mit Hitler und schloß aus Stalins innenpolitischem Terror, daß auch auf außenpolitischem Gebiete nichts anderes von ihm zu erwarten sei, als was man bei Hitler erlebt hatte. Und man identifizierte den Kommunismus schlechthin mit dem Stalinismus.Das Resultat dieser Identifizierung des Stalinismus mit dem
In ein und demselben Zeitungsbericht stand kürzlich zu lesen, die USA hätten in Westeuropa 5000 Atombomben gelagert, die im Verlaufe des nächsten halben Jahres um 1000 weitere vermehrt werden sollten, und es sei den USA „mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit Moskaus in dieser Frage und auf das relativ gute Einvernehmen, das zur Zeit zwischen Moskau und Washington besteht”, peinlich, daß diese Tatsache durch eine Indiskretion an die große Glocke gehängt worden sei.Man muß diesen Satz zweimal lesen, um den ganzen politischen Irrsinn, der sich darin manifestiert, als solchen voll zu
Der Entwurf für einen Vertrag gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen, den der amerikanische Delegierte Foster der Genfer Abrüstungskonferenz unterbreitete, hat keine Lebenschancen. Abgesehen davon, daß er im NATO-Lager selbst auf offene Kritik stößt und die legitimen Wünsche der „Neutralen“ wie etwa Schwedens, Indiens und Ägyptens nicht berücksichtigt, ist ihm das kategorische „Nein“ der Sowjetunion sicher.Man würde die unerfreulichen Vorgänge in Genf aber gründlich mißverstehen, wollte man annehmen, es gehe den USA und der Sowjetunion nur darum, sich gegenseitig den
Die uescnicnte aes gegenwartigen, zu einem Kriege zwischen Indien und Pakistan auagearteten Kaschmirkonfliktes ist schon in der Geschichte des Begriffs „Pakistan“ enthalten. Im Jahre 1930, als die heutigen Gebiete Indiens und Pakistans noch unter britischer Herrschaft vereint waren, prägte der in England studierende Choudhry Rahmat AU das Wort „Pakistan“, das er aus den Anfangsbuchstaben verschiedener indischer Provinzen — darunter auch Kaschmir — zusammensetzte. Das „k“, im Worte „Pakistan“ bedeutet demnach — Kaschmir. Der Anspruch des heutigen Indiens auf Kaschmir
In Vietnam geht es nicht um Vietnam, sondern um eine Auseinandersetzung zwischen den USA und China. Grob gesagt, basiert die amerikanische Vietnampolitik auf der Überzeugung, daß ein „Verlust“ Südvietnams ganz Südostasien den Chinesen ausliefern würde. Der damit verbundene Prestigeverlust für die USA würde nach dieser Annahme weiter unübersehbare Folgen in allen Entwicklungsländern zeitigen, dort das Prestige Chinas stärken.Vergleicht man nun die heutige Situation in Vietnam mit derjenigen von 1854, dann muß man feststellen, daß diese amerikanische Chinapolitik bisher
„Wenn es den Großmächten nicht bald gelingt, der Weiterverbreitung von Atomwaffen Einhalt zu gebieten, dann ist die Menschheit verloren.“ Diese Ansicht vertrat kürzlich in privatem Kreise ein Zeitgenosse mit berühmtem Namen, der zu den überzeugten Befürwortern der bisherigen NATO-Politik gehört. Eine ähnliche Ansicht äußerte vor einigen Wochen im amerikanischen Senat ein anderer Mann mit berühmtem Namen: Robert F. Kennedy. Und auch der von Präsident Johnson eingesetzte Sonderausschuß unter dem früheren Vizeverteidigungsminister Gilpatric, der die Folgen der ersten
Amerika — und mit ihm der „Weiten“ und der weiße Mann überhaupt — ist in Vietnam in eine Sackgasse geraten, aus der ohne gefährliche Demütigung und ohne einen noch viel gefährlicheren Atomkrieg gegen China herauszukommen sich die Besten bisher vergeblich bemüht haben. Und doch muß man herauskommen. Die Vermittlungsmission des britischen Premierministers Harold Wilson ist festgefahren.Um einen Ausweg finden zu können, ist es jedoch unumgänglich, den Vietnamkonflikt nicht nur aus der Gegenwart, sondern aus seiner historischen Entwicklung zu verstehen, da nur ein über die
In Wien findet Im Juni ein Europagespräch unter dem Motto „Brücken zwischen Ost und West“ statt, zu dem die Russen namhafte Vertreter wie den „Iswestija“-Re-dakteur Poljanow und den Atomfachmann Professor Emeljanow entsenden.Schon anläßlich einer solchen „privaten“ Diskussion, die im vergangenen Oktober in Moskau stattfand und an der unter anderen auch Leitartikler der „Prawda“ und der „Iswestija“ teilnahmen, ist uns aufgefallen, daß man auf sowjetischer Seite stark ein Europäertum betonte und die Gäste aus dem Westen mit einem „Wir sind alle Europäer“
Die Periode des kalten Krieges stand sowohl im Osten als auch im Westen unter dem Zeichen der Blockbildung: Getreu dem militärischen Denken, vor dem die Politik weitgehend kapituliert hatte, organisierte man auf beiden Seiten seine „Heerscharen“, suchte das Auseinanderstrebende zusammenzuzwingen, unter eine zentrale Leitung zu bringen und sowohl ideologisch wie politisch, ökonomisch und militärisch zu vereinheitlichen. Hie Moskau, hie Washington. Was dazwischen war, das war von Übel. Beide Seiten richteten die Scheiterhaufen für ihre Ketzer, der Osten für seine Titos, der Westen für
IN MOSKAU DREHTEN sich die Gäste im Restaurant nach unserem Tische um, wenn es da etwas laut — keineswegs übermäßig laut — zuging. In Erivan, der auf dem Breitengrad Calabriens und Sardiniens zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer liegenden Hauptstadt der Sowjetrepublik Armenien, hingegen vermochten wir Ausländer mit der Fröhlichkeit, ja Ausgelassenheit der Einheimischen kaum Schritt zu halten. Hier werden hübschen Frauen auf der Straße Kosenamen nachgerufen — einige Halbwüchsige rufen es sogar auf Französisch —, und „Amore in Armenia“ gäbe wohl auch einen recht
Im Weißen Haus, im Elysee, im Palais Schaumburg, im Kreml... es ist in der internationalen Journalistensprache längst üblich geworden, die Zentren der politischen Willensbildung nach dem Ort zu benennen, an dem diese Willensbildung — in Wirklichkeit oder angeblich — stattfindet. Freilich gerät man dabei leicht in die Gefahr der Mythenbildung, und so ist gerade „der Kreml“ heute in doppelter Hinsicht ein Mythos. Denn zunächst einmal ist der Kreml keineswegs eine Art monumentales Sowjet-Bundeshaus, zu dem außer den Beamten nur die Allerhöchsten Zutritt haben. Sondern der Kreml ist
In Leningrad nieselte es. Ein trauriger Novemberhimmel lastete über der Stadt. Man führte uns hinaus zum Ehrendenkmal: Eine quadratisch unterteilte riesige Grasfläche vom Ausmaß mehrerer Sportstadien, jedes Grasquadrat durch einen schlichten Stein gekennzeichnet, auf dem eine Jahreszahl aus den vierziger Jahren steht, das Ganze im Hintergrund abgeschlossen durch eine breite Denkmalwand. Kaum ein Mensch in der trostlosen Weite. Ein Lautsprecher klagt leise Trauermusik in die große Stille hinein. Hier liegen 630.000 Menschen begraben. Sie sind alle gestorben in den 900 Tagen der Belagerung
Was denkt die Jugend im sogenannten Osten? Was hält sie von der Praxis ihrer Regierungen, was von der marxistischen Theorie? Von seiten eines westlichen Antikommunismus, der zu einer Dämonisierung des Ostens neigt, ist immer wieder — teilweise sogar in Buchform — die These vertreten worden, es würde dem Kommunismus gelingen, die Jugend zu „indoktrinieren“, wie es so unschön heißt. Man traut da dem Kommunismus geradezu hypnotische Kräfte zu und malt das Schreckgespenst einer kollektiven Zwangsneurose an die Wand, derenOpfer die Jugend im Osten werde.Wer je selbst im Osten war, der
Die Welt blickt heute gebannt auf das Schauspiel der Auseinandersetzung zwischen Peking und Moskau. Aber für die Zukunft dieser Welt nicht minder entscheidend ist eine Auseinandersetzung, die nicht stattfindet: diejenige zwischen Peking und Washington. Im Grunde hat Amerika heute überhaupt keine China-Politik mehr. Man betreibt die Dullessche Blockade- und „Noncooperation-Politik“ weiter, bloß mit dem Unterschied, daß niemand mehr an einen inneren Zusammenbruch in China glaubt und alle Einsichtigen die Stunde kommen sehen, da die USA unter erheblichem Prestigeverlust Rotchina
Die jüngsten Ereignisse in und um Vietnam haben die Aufmerksamkeit der Welt wieder einmal auf das kommunistische Nordvietnam und seinen Chef Ho Chi Minh gelenkt. Im Zeitalter des kommunistischen Pluralismus und des großen Schismas im Reiche derer, die sich zum Marxismus-Leninismus bekennen, interessiert dabei zunächst vor allem die Frage: Welche der verschiedenen Spielarten des modernen Kommunismus wird in Nord Vietnam praktiziert, und wo steht das Land in der harten Auseinandersetzung zwischen dem roten Bären und dem gelben Drachen?Diese Frage reduziert sich zunächst auf die Frage nach
Eines der vielen Dinge, an die Marx nicht gedacht hatte, ist die Frage der Beziehungen zwischen sozialistischen Staaten. Der im letzten so gar nicht wissenschaftliche und so sehr „mythische” Marx hatte allzusehr mit geschichtlichen Notwendigkeiten und allzuwenig mit dem Beharrungsvermögen des „alten Adam” gerechnet. Nach einem halben Jahrhundert Sowjetexperiment ist noch nirgends der „neue Mensch” sichtbar, der nach Marx der Asche des Privateigentums entsteigen soll, und nach bald zwanzig Jahren Ostblockexistenz erhebt innerhalb des proletarischen Internationalismus der alte