So, liebe Kinder, nun haben wir die Geschichte vom Rotkäppchen gehört. Habt ihr sie auch verstanden? „Ja, ja.“ Wer sie nicht ganz verstanden hat, der zeige auf. Du, Moritzl? Dacht ich mir's doch! Das freut mich wirklich. Wir beginnen also von vorne, hört gut zu, und wenn ihr etwas nicht versteht, dürft ihr sofort fragen. Ich bin ja dazu da, um mit euch gemeinsam herauszufinden, was uns diese Geschichte sagen will. Also aufgepaßt:Es war einmal ein kleines Mädchen, das trug immer eine hübsche rote Mütze, darum nannte man es Rotkäppchen... Ja, Hansi, was gibt es denn? „Bitte, warum
Nach meiner Auffassung ... hat auch die Freiheit der Kunst" ihre Grenze dort, wo sie legitime Rechte anderer Menschen mißachtet. Zu diesen Rechten hat immer der Schutz der religiösen Gefühle der Mitbürger gehört und zwar selbst dann, wenn es sich um eine Minorität in unserem Lande handeln würde, etwa jene der Juden, Buddhisten oder Mohammedaner, und nicht, wie im vorliegenden Fall, um die christliche Mehrheit.Ich bin Christin und tief bekümmert, daß meine Künstlerkollegen eine von der meinen so verschiedene Auffassung von Freiheit haben. Ich bitte sie um Verständnis und Nachsicht
Jetzt kommt die Zeit, dem Entschwundenen nachzugehen. Seine Spuren verwehen im Sand. Er wies uns die Richtung zur Schädelstätte. Aber ihn, der am Kreuz die Arme ausbreitet, ihn sehen wir nicht.Sein Anblick bleibt uns entzogen.Warüm, wenn wir leiden, dürfen wir dich nicht erkennen? Warum entziehst du dich denen, die dich am bittersten brauchen?Ihre Gebete klappern im schneidenden Wind wie die Flügel verfallender Mühlen, die längst nichts mehr mahlen …Wann haben wir diesen verrückten Entschluß gefaßt: daß wir dir nachgehen wollten?Ein wirrer Haufen, der auseinanderläuft: „Hier
Beschädigtes Strandgut der Stundenauf der Oberfläche des Stroms.Wortfetzen mitten darin,qualliges Schäumenunausgegorner Gedanken.Muß ich mich wandelnzum kraftvollen Schwimmer,der unbekümmertund unbeseligtmit starken Stößendas andere Ufer erreicht?Jenseits des Schlafes dann staunender Rückblick: Einige Wasserfläche, still hinfließend, fähig Sterne zu spiegeln...Konversation zu zweitO Ballspiel mit den kleinen, scharfen, leichten Sentenzen, hin und her, rhythmischer Aufprall, rascher Sprung, geschickte Drehung!Ein Zeitvertreib, der besser die Zeit ausfüllt, als vieles: Gedanken
Es war einmal im Advent 1916 oder 1917. Ich kam am Abend von der Schule nach Hause, müde und durchfroren. Meine „eigentliche“ Schule in der Hegelgasse war Lazarett geworden, wir wurden in einer Schule im achten Bezirk nachmittags unterrichtet. Kaum hatte ich im Vorzimmer Licht gemacht, erblickte ich einen großen, mit Tannenreisig geschmückten Korb, aus dem einige Flaschenhälse ragten; aber auch eine Bonbonniere war sichtbar.Ich wunderte mich: Weihnachtsgeschenke wurden doch sorgfältig versteckt bis zum Heiligen Abend! Warum ließ man mich diese Pracht jetzt schon sehen? Da trat meine
Ich erinneremich, daß „Katholiken” schon vor einigen Jahren im Fernsehen lief. Nun kam er wieder, zu nachtschlafener Stunde, nach der Dokumentation der Papstreise in Irland. Die Programmgestalter müssen sich dabei etwas gedacht haben.Hoffentlich nicht! Denn in diesem Film, der großartig fotografiert und gespielt ist, wird das Gift in süßer Hülle dargeboten: alle diese irischen Priester, die konservativen und der aus Rom entsandte progressive, handeln in gutem Glauben. Da sie aber Katholiken sind, bindet sie der Gehorsam. Das ist die grobe Falschmeldung des Films: es sei
„Wir wissen nicht einmal, daß es ihn gibt, den Heiligen Geist!“ erwiderten die Jünger in Ephesos dem heiligen Paulus, als er sie fragte, ob sie schon den Heiligen Geist empfangen hätten. Diese Männer waren nicht darauf aus, einen guten Eindruck zu machen; sie wollten wirklich etwas erfahren, was sie noch nicht wußten.Immer wieder, wenn wir die Heiligen Schriften lesen, begegnen wir Menschen, die diesen Mut haben: Fragen zu stellen - und keine Angst, sich damit zu blamieren. Dies ist wohl Anzeichen jener Armut im Geiste, die Voraussetzung allen inneren Fortschritts ist...Wissen wir,
„Kaufmannstochter, Totengräber ...“ Wir zählten aus. Wer sollte Räuber werden, wer Gendarm? Wer als „Plumpsack“ außerhalb des Kreises bleiben und die anderen in lustvolle Angst versetzen, wer als „Mariechen“ auf einem Stein sitzen und weinen? Gerechtigkeit muß. herrschen, also zählten wir aus.Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? - Niemand! - Ich war der Schwarze Mann: bei „deß“ war der Zeigefinger der Spielgefährtin auf meiner Brust stehengeblieben.Die anderen stellten sich in zwei Reihen auf und liefen aufeinander zu; wenn ich eine haschen konnte, ehe sie das Ziel
Unser häusliches Leben war damals außerordentlich still; die Eltern hatten nie viel geselligen Umgang gehabt. Nun wurde nur ein Raum geheizt und die kärglichen Rationen reichten nicht aus für die Bewirtung von Gästen. Daß man auch im Schwarzhandel kaufen konnte, wußte ich nicht einmal: für meinen Vater kam es nicht in Frage. Die Großmutter schickte öfters Pakete, deren Inhalt meist weiterverteilt wurde, sofern er nicht Raum fand in den Feldpostpäckchen.Einmal, das will ich nun auch beichten, damit ich dir, mein Gottfried, nicht gar so unbegreiflich vorkomme, einmal war ich allein
„Pharisäer“ ist ein beliebtes Schimpfwort unserer Zeit; alles möchte man lieber sein, nur das nicht. Was ist das nun wirklich: ein Pharisäer? Ein Heuchler! wird die richtige Antwort lauten. Aber wie genau die Bezeichnung im einzelnen Fall dennoch überprüft werden sollte, hat ein Vorfall in den letzten Wochen gezeigt.Da hat ein sozialistischer Abgeordneter sich als „katholisch“ bezeichnet; man darf also annehmen, daß er einen Taufschein besitzt und Kirchensteuer zahlt. Dann hat ein Politiker der Oppositionspartei herausgefunden, daß jener nur standesamtlich getraut ist und seine
Natürlich gibt es bei uns keine Christenverfolgung, und wir haben allen Grund, darüber froh zu sein. Das Christentum scheint sich sogar wohlwollender Duldung durch die zahlreichen Nichtmehrchristen zu erfreuen. Die Zeiten, die Rundfunk und Fernsehen für kirchliche Verkündigung zur Verfügung stellen, sind gar nicht so knapp bemessen; daß sie vorwiegend nur für „Information” genutzt werden, steht auf einem anderen Blatt Das Staatsoberhaupt ist „praktizierender Katholik” und der Bundeskanzler hat ganz und gar nichts gegen die Kirche, solange sie sich nicht in die „Politik”
Immer wieder kann man diese Warnung hören, besonders von Politikern, wenn das Volk, das sie vertreten, mit ihnen unzufrieden ist und dem etwa gar in einem „Begehren“ Ausdruck zu geben wünscht. „Uber Emotionen darf nicht abgestimmt werden“, lautete die nicht sehr glückliche Formulierung im Leitartikel einer großen Zeitung. Am selben Abend sah man im Fernsehen eine Dokumentation über die traurige Kindheit und Jugend eines Häftlings. Ganz bewußt sollten dadurch im Zuschauer Emotionen geweckt werden: Mitleid, Nachsicht, Hilfsbereitschaft!Was meinen unsere Vormünder eigentlich, wenn
„Im Kern christlich” sei die große Oppositionspartei, hörten wir beim Fernseh-Rededuell Taus-Kreisky. Man hätte sofort fragen mögen: Was heißt das, und was bedeutet es?Wenn es nur heißt, daß die „Stammwähler” größtenteils Christen sind, dann bedeutet es wohl nur, daß die Politiker auf ihre Überzeugungen Rücksicht nehmen und ihre Rechte vertreten müssen. Etwa jene im Konkordat festgelegten. Wenn „… im Kern christlich” aber heißt, daß eine christliche Grundhaltung für die Partei selbst konstitutiv, und daß sie für deren öffentliches Wirken bestimmend ist, dann
Wir glauben das nicht. Vielmehr dem, was sie selber sagen: daß sie überzeugte Kommunisten, aber mit dem etablierten Sozialismus ihrer Länder nicht einverstanden seien, weil er weder den wahren Intentionen der Gründer entspreche noch den unabdingbaren „Menschenrechten” - deren Gültigkeit auch diese Regierungen in Helsinki bestätigt haben … Gut. Sie also sind die „echten” Kommunisten, und wir schulden ihnen, wie allen Menschen, die für ihre Überzeugung einstehen, .Respekt. Aber hat nicht Bundeskanzler Kreisky recht, wenn er sagt, die Verteidigung dieser „Dissidenten” und
In der Fernsehsendung „Orientierung“ wurde kürzlich der Versuch gemacht, die psychologischen Hintergründe des traditionalistischen Widerstands gegen viele kirchliche Reformen und insbesondere das Verbot der Tridentinischen Messe aufzuhellen. Da fiel manches gescheite. Wort, aber da die entscheidende Frage, die nach der Berechtigung dieses Widerstands, absichtlich ausgeklammert blieb, war alles ins Leere gesprochen. Manche Traditionalisten meinen, mit Erzbischof Le-febvre (Ecöne), daß die neue Liturgie nicht dem überlieferten katholischen Glauben entspreche, sondern ihn verfälsche.
Als ich am Sonntag in die Kirche ging, freute ich mich darauf, das Preislied vom „Heiligen Kreuz“ nun wieder singen zu hören. Eines der wenigen Lieder, die fast alle mitsingen. Im voraus erwog ich die scheinbare Absurdität der ersten Zeilen: „Heiliges Kreuz, sei hochverehret, hartes Ruhbett meines Herrn...“ Welche Kühnheit, das Kreuz als „Ruhbett“ zu bezeichnen, wie ist hier in einer Zeile das unsagbare Elend dessen zusammengefaßt, der „nicht hatte, wohin er sein Haupt legen konnte“ und nun, am Ende, zur Ohnmacht verdammt, „ruhen“ muß in unerträglicher Qual! Was dem
„Wozu glauben“, hieß das ORF-Studienprogramm, welches drei Monate lang im Rundfunk gesendet wurde und, so hört man, überaus erfolgreich war, sowohl was die Anzahl angemeldeter Hörer wie auch, was die faktische Mitarbeit betraf... Aber die Veranstalter haben die Hörer auch wiederholt aufgefordert, Kritik zu üben und, wenn möglich, konstruktive Vorschläge für eine Umgestaltung des „Studienprogramms“ in eine Fernsehserie zu machen. Die nachfolgenden Erwägungen sind ein solcher Versuch — von dessen Auswertung mittels Computer ich mir wenig verspreche; deshalb wähle ich die Form eines „offenen Briefes“.
Am Totengedächtnistage komme ich fragend zu dir: Von den Hingeschiedenen, sage, was blieb von ihnen in mir?Sie sind so tief entschwunden. Kein Lächeln mehr, kein Blick. Wenn wir den Schmerz verwunden — was bleibt zurück?Die Stimme tönt wohl durch den Äther, die einst ein Dichter erhob ... Auch sie wird verklingen! Nur später! Die Zeit verschneit Klage und Lob.Mir graut vor dem endlosen Winter: Die Säfte sind alle erstickt. Es schließt sich die Türe, dahinter keiner jemals geblickt...— „Keiner? — Du siehst mich im Lichte, dem goldenen, mich und das Kind. So sah uns, in holdem
Viele verneinen es; sie setzen ihre Hoffnung in ein „elitäres“ Christentum, in eine Kirche, die nur aus „wirklich“ Gläubigen besteht (ohne „Traditionschristen“); die allen Ballast von „leergewordenen Zeremonien“ und religiös verbrämtem Brauchtum abschüttelt und nur — aber hier stocken wir schon: der Satz kann auf dreierlei Weise zu Ende geführt werden! „Nur radikale Nächstenliebe verwirklicht nach Jesu Lehre und Beispiel“ ... oder: „nur jene umschließt, die vorbehaltlos das ganze Credo bejahen...“ Oder gar: „nur jene, die in Erkenntnis und Leben voll dem
Daran ist etwas wahres, dachte Eva, als die Schlange ihr erklärte: Ihr werdet sein wie Gott, wenn ihr vom Baum der Erkenntnis eßt.(Aufruhr macht frei!)Daran ist etwas Wahres, überlegten die Juden, als der Hohepriester ausrief: Es ist besser, daß ein Mensch sterbe, als daß das ganze Volk zugrunde geht.(Kreuzige ihn!)Doran ist ettuas Wahres, meinten die Deutschen, als Hitler sagte, die reichen Nationen würden nie zulassen, daß Deutschland wieder zu Macht und Wohlstand komme; man müsse sie vor vollendete Tatsachen stellen.(Heil Hitler!)Daran ist etwas Wahres, daß in den letzten
Der Erzbischof von Wien, Kardinal König, hat ein kleines, aber bedeutendes Buch herausgegeben, das den Titel trägt: „Die Stunde der Welt.“ Zunächst möchte man sagen: dies ist ein empfehlenswertes Buch für Zweifler; für moderne Menschen, die, zu wissenschaftlichem Denken einseitig erzogen, glauben, alles in Frage stellen oder gar ablehnen zu müssen, was man nicht überprüfen kann. Vor allem natürlich die Existenz Gottes und jede religiöse Erfahrung. Die erste Hälfte des Buches ist ganz dem behutsamen Nachweis gewidmet, daß entscheidende Bereiche menschlicher Erkenntnis sich wissenschaftlicher Fragestellung entziehen, weil sie zwar erfahrbar, aber nicht beweisbar sind. Dazu gehört das, was der Autor „Werterlebnis“ nennt, die Vorbedingung allen sittlichen Verhaltens (wie auch schon Dietrich von Hildebrandt in seinen philosophischen und religiösen Schriften überzeugend dargelegt hat).
Im Rahmen einer Feier zum 100. Geburtstag der Dichterin Enrica von Handel-Mazzettl wurde Erika Mitterer, die den Lesern der „Furche“ nicht unbekannt ist, in Linz für ihren Roman „Alle unsere Spiele“ mit dem vom Unterrichtsministerium gemeinsam mit der berösterreichischen Landesregierung gestifteten Handel-Mazzetti-Preis ausgezeichnet. — Wir bringen hier ihre Dank-Ansprache.
„Alle Tabus müssen fallen!“ — Für den religiösen Menschen, der daran glaubt, mit Gott im Bunde, von Ihm abhängig und angefordert zu sein, als Mitwirkender gebraucht und als eigenes Kind geliebt zu werden, stellt dieses Schlagwort keine Versuchung dar. Wer an Gott als die Wahrheit glaubt, muß die Lüge verschmähen und versuchen, sie zu entlarven, wer Gott als Güte und barmherzige Vergebung erfahren hat, muß dem Haß und all seinen Methoden abschwören. Wer die Lehre der Kirche bejaht, die, Pauli Erkenntnis nachvollziehend, den Menschenbund der Ehe als Gleichnis des Neuen Bundes begreift, für den muß die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe „tabu“ sein. Wem Gott Herr über Leben und Tod ist, der darf nicht töten, und lebensunwertes Leben gibt es für ihn nicht.
„Politische und religiöse Orthodoxie auf der Anklagebank. Mit einem Plädoyer von Friedrich Heer“ — mit diesem Satz auf dem Umschlag will ler deutsche Verlag entweder die Quintessenzen des Buches ausdrücken oder den Inhalt werbewirksam anpreisen., Aber er wird dieser vielschichtigen Autobiographie und Selbstdarstellung durchaus nicht gerecht!
Alle liebten Johannes XXIII., alle trauerten um ihn, als er starb; nicht nur Katholiken, auch Andersgläubige, selbst Atheisten. Vielsagende Anekdoten erhellen seine Gestalt, wie sie den Zeitgenossen erschien. Am bekanntesten ist wohl die, daß er, um Sinn und Zweck des von ihm einberufenen Konzils befragt, einfach ein Fenster geöffnet habe: „Frische Luft hereinlassen!“ Gerühmt werden seine Einfachheit, seine Güte, seine Überlegenheit, seine Geradlinigkeit. Der Nachfolger hingegen gilt als ein Zauderer, der einen Schritt vor und zwei zurück tut.
Gegen den „gewaitlosem Wid erstand“, der sich nicht auf die Überlegenheit physischer Macht stützt, sondern das Böse durch das Gute zu überwinden und den Gegner notfalls durch Verweigerung der Mitarbeit und strikte Solidarität der Verfolgten au überzeugen sucht, werden auch von christlicher Seite zwei grundsätzliche Einwände vorgebracht.Der eine behauptet, daß es überhaupt keine echte Gewaltlosigkait — die ja nicht mit Wehrlosigkeit verwechselt werden darf —, sondern nur Abstufungen der Gewalt gäbe; jede Pression, auch die moralische, erst recht der passive Widerstand oder
Hier handelt es sich um einen Fall, in dem die Strafe bereits rechtskräftig ist, um den Fall des Familienmörders Rainer Wacha- lovsky. Ein Justizirrtum ist vollkommen ausgeschlossen. Der Angeklagte hat gestanden, seinen Bruder, seine Mutter und seinen Vater umgebracht zu haben. Er hat die Höchststrafe für Jugendliche bekommen, 15 Jahre strengen Arrests, und er nahm die Strafe an.Warum bringe ich diesen Fall nochmals zur Sprache? Wir alle haben seitenlange Berichte gelesen. Der Vorsitzende hat die Journalisten, wie einer von ihnen verriet, vor der Verhandlung ausdrücklich ermahnt, keinen
Bald mufj ich dich entlasten, mein bist du dann nicht mehr. Ich kann das noch nicht fassen: Bin ich dann wieder leer)Du wirst mich ganz vergessen. Ich werde dich kaum sehn. Du wirst mit Fremden essen, bei Fremden schlafen gehn.Und will ich dich heimführen, dann sagst du: Wer ist diel Ich darf dich nicht berühren. Bin nur die Magd Marie.Ich darf dich nicht bewahren vor Schande, Qual und Spott: Du muljt ja offenbaren den schrecklich groben Gott!Doch dann kommt meine Stunde und dessen, den du liebst: Da du uns jede Wunde mit dir zu leiden gibst...Nun neigst du dich uns beiden. Fragst nicht
Daj Haus der Städtischen Bühnen, Frankfurt, ist bis auf den letzten Platz von eleganten Menschen gefüllt; auffallend schon im Kassenraum Rudel von korrekt gekleideten sehr jungen Männern. Die mehr als vierstündige Aufführung von Brechts „Leben des Gallilei wird vom Publikum mit atemloser Aufmerksamkeit verfolgt: nach den ersten Bildern erklingt zögernder Beifall, als sich dann die Kritik an der Kirche (mit den Argumenten unserer Großväter I) zuspitzt, gibt es regelmäßig in der letzten Parkettreihe Szenenapplaus; dort haben sich, bestätigt ein Blick, jene jungen Männer
... Alles war da: das Gold, das Pulver und das Rezept. Raymondos aber, der Adept, hatte sich zu Boden- geworfen und lag wie von Sinnen. Wenn schon Not und Qual sich schwer erträgt ohne ein Gegenüber, wie hätte er den Jubeldank, der sein Wesen aufzulösen drohte, ertragen sollen — ?Die uralten Worte der Gebete, die er murmelte, ohne es zu wissen, halfen ihm, er selbst zu bleiben und den Sturm der Erhörung zu überstehen.Raymondos hatte das Experiment wiederholt, einmal, fünfmal, achtmal, an speiselosem Tag und in schlafloser Nacht, bei verriegelter Türe, in einer Luft, die sich kaum