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Es war einmal
Es war einmal im Advent 1916 oder 1917. Ich kam am Abend von der Schule nach Hause, müde und durchfroren. Meine „eigentliche“ Schule in der Hegelgasse war Lazarett geworden, wir wurden in einer Schule im achten Bezirk nachmittags unterrichtet. Kaum hatte ich im Vorzimmer Licht gemacht, erblickte ich einen großen, mit Tannenreisig geschmückten Korb, aus dem einige Flaschenhälse ragten; aber auch eine Bonbonniere war sichtbar.
Ich wunderte mich: Weihnachtsgeschenke wurden doch sorgfältig versteckt bis zum Heiligen Abend! Warum ließ man mich diese Pracht jetzt schon sehen? Da trat meine Mutter dazu und dämpfte meine Freude: „Das bleibt hier stehen, weil der Papa es wahrscheinlich nicht behalten will! Ich fürchte, das ist ein Beste-
chungsversuch.“ Sie erklärte mir, daß mein Vater im Ministerium mit der Zuweisung von Wohnungen an Eisenbahnbeamte zu tun habe und einer von denen ihn vermutlich freundlich stimmen wolle .. .
Als mein Vater nach Hause kam, wurde er zornig und griff sofort zum Telefonhörer. Ich verstand: „Was fällt Ihnen eigentlich ein? Wofür halten Sie mich? Lassen Sie den Korb sofort wieder abholen, spätestens morgen früh!“
Beim Essen fragte ich dann doch:
„Warum dürfen wir die Sachen nicht behalten wenn der Mann sie doch eh schon bezahlt hat?“
„Weil ein Beamter ein anständiger Mensch sein muß!“ antwortete mein Vater, der doch so gerne gut aß und trank und dazu damals so selten Gelegenheit hatte.
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