Vor vierzig Jahren wurde der „Deutsche Weg“, den Österreich seit dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie bis in den Zweiten Weltkrieg hinein zu beschreiten versucht hat, um einen bedeutenden Meilenstein bereichert. Das Wiener Kabinett schloß mit der Reichsregierung am 11. Juli 1936 einen Vertrag, der die Beziehungen beider Länder nach der Auseinandersetzung um das Jahr 1934 erneut stabilisieren sollte. Hitler anerkannte die momentane Existenz eines unabhängigen, christlich-deutschen, autoritär geführten Ständestaates Osterreich. Der Preis, den er dafür forderte, war allerdings bedeutend höher, als zunächst angenommen wurde.
Zwei Jahrzehnte sind eine viel längere Spanne, als Jubiläumsredner annehmen. Die meisten, die vor 1955 am Zustandekommen des österreichischen Staatsvertrages mitgewirkt haben, sind tot, einige verbringen abseits vom Rampenlicht der politischen Bühne ihre letzten Jahre. Nur Bruno Kreisky, der damals ajs jüngere Ausnahme an den Verhandlungen mitgewirkt hat, ist noch in voller Aktion. Allerdings haben manche, die knapp hinter der ersten Reihe standen, die Mühsale, Irrungen und Leiden jener Zeit bis heute nicht vergessen können.
In der Morgendämmerung des 25. Oktober 1944 erreichte der japanische Vizeadmiral Ozawa die Breite von Cap Engano an der Nordspitze der Philippinen. Seine Flugzeugträger hatten während des Vortages alle irgendwie entbehrlichen Maschinen gegen Halseys US-Flotte und die amerikanischen Invasoren auf Leyte vorausgeschickt. Aber kaum eine Maschine kehrte auf die Decks zurück, die meisten wurden abgeschossen, einige landeten auf japanischen Feldflugplätzen innerhalb der Philippinen. Ganze 30 Kampfflugzeuge blieben schließlich dem Verband Ozawas erhalten, und er konnte sich ausrechnen, wie bald diese beim nächsten Luftkampf in die See stürzen würden. Dessenungeachtet hielten seine Schiffe Gefechtskurs und eilten dem tödlichen Zusammenstoß mit Halsey entgegen.
In der letzten Ausgabe der FURCHE wurde der Beginn jenef größten Seeschlacht unseres Jahrhunderts dargestellt, die vor dreißig Jahren. zwischen den Japanern und Amerikanern im Stillen Ozean ausgetragen wurde. In mächtigen Formationen näherte sich die Flotte des japanischen Tenno den Philippinen, wo sich die US-Geschwader zum entscheidenden Waffengang vorbereiteten. Die amerikanischen Admiräle waren entschlossen, sowohl ihren Landungstruppen in Leyte zu helfen, wie auch die Marine Japans auf den Meeresgrund zu schicken.
In diesen Monaten, da der geheime Kampf um Flottenstützpunkte in allen Weltmeeren und das rapide Anwachsen der Marine Rußlands die USĄ aufregen, ist die Erinnerung an jene bedeutendste Seeschlacht der ersten Jahrhunderthälfte besonders interessant, die vor genau 30 Jahren im Pazifik geschlagen wurde. In Europa hatte man damals —- wie auch heute — andere Sorgen und übersah,’daß das Ringen in der Surigao-Straße und vor der Insel Samar die Schlachten von Tsushima und am Skagerrak ebenso wie alle anderen Seegefechte beider Weltkriege übertraf. Zwischen dem 23. und dem 26. Oktober 1944 wurde die Vorherrschaft im Stillen Ozean endgültig den Amerikanern zuteil, die ihre Ansprüche daraufhin im Atlantik, im Indischen Ozean und im Mittelmeer entsprechend steigerten. So kann die große Schlacht um den Golf von Leyte, wie sie offiziell genannt wird, an den Beginn einer maritimen Vorgangsweise gesetzt werden, wie sie bis heute von der US-Admiralität betrieben wird. Leyte stellt aber auch den Abschluß eines Kapitels der Seegeschichte dar, weil dort die Schlachtschiffe zum letztenmal die Hauptlast des Ringens trugen — und unter ihr zusammenbrachen. i
Nach dem 20. Juli 1944 offenbarten sich die Charaktere: die deutschen Generäle Rundstedt. Guderian, Manstein und Bock wollten nie etwas mit den anderen zu tun gehabt haben und halfen bei deren Verfolgung mit. Witzleben und die Seinen wurden gehenkt, Rommel und Kluge mußten Selbstmord begehen, Fromm wurde, nachdem er bei einem neuerlichen Kurswechsel die Gruppe des Olbricht hatte füsilieren lassen, seinerseits von den Nazis verurteilt und erschossen. Stülpnagel endete, durch einen Selbstmordversuch schwer verletzt am Galgen. Falkenhausen kam ins KZ und überlebte, Canaris wurde im KZ umgebracht. Hunderte von Offizieren, darunter die später in der NATO tätigen Speidel und Heusinger, wurden in Untersuchung gezogen, konnten aber alles abstreiten. Hunderte wurden jedoch verurteilt, gehenkt, erschossen, zuni Selbstmord getrieben oder eingesperrt. Von den vielen Bluturteilen und KZ-Morden auf der zivilen Seite ganz zu schweigen.
Der 20. Juli vor 40 Jahren, als Stauffenberg neben Hitler die Bombe explodieren ließ, war ein fast wolkenloser Sommertag in ganz Europa. Bei Narvva im Osten drangen Panzerrudel der Roten Armee durch die deutschen Stellungen und sägten die finnische und deutsche Front auseinander. Zwei Tage vorher war Bialy-stok gefallen und Adolf Hitler hatte sich schleunigst von Berchtesgaden ins Hauptquartier bei Rastenburg begeben, um einer Panik in Ostpreußen entgegenzuwirken. Im Südabschnitt waren die Russen nicht mehr weit von Rumänien entfernt, auf Kreta standen tiO.OOO Deutsche, deren Position immer unhaltbarer wurde. In Italien hielten die Kämpfe um Pisa an, in Frankreich verlief die Front noch immer quer durch die Normandie. Rund um Wien bombardierte die 15. US-Luftflotte Treibstoffziele. Vor vier Tagen hatte ein Verband den 2. und 20. Bezirk angegriffen, während unter den Trümmern St. Pöltens weitere 100 Tote gefunden wurden. Richard Strauss schrieb an seinem Epilog zur „Daphne“, nachdem die großen Wiener Feierlichkeiten anläßlich seines 80. Geburtstages abgeklungen waren.
Adolf Hitler erfuhr von der Invasion am späten Morgen des 6. Juni. Er befand sich auf dem Berghof oberhalb Berchtesgadens und wartete dort auf das Eintreffen des neuernannten ungarischen Ministerpräsidenten. Das Gesicht des Führers soll nach Kenntnisnahme der Invasionsmeldung maskenhaft erstarrt sein. Er äußerte sich zu seiner Umgebung nur undeutlich, jedoch etwa in dem Sinn, daß ab heute das zermürbende Warten glücklicherweise vorüber sei. Die Erinnerung an seine letzte Inspektionsfahrt durch die Festuhgsanlagen entlang der Küste dürfte ihn gestärkt haben.
30 Jahre ist es her. Die frühen Junitage füllten sich mit atemloser Spannung, Todesangst und offiziellen Beruhigungsreden. Der erste Luftangriff auf das Wiener Stadtgebiet war bereits am 29. Mai über Liesing und Atzgersdorf niedergegangen, seither gab es fast täglich Alarm, aber die Bomben rauschten irgendwo in der Lobau, bei Pottendorf, in Oberdonau (Oberösterreich) oder in Ungarn herunter. Am Horizont standen die gewaltigen Rauchpilze brennender öldepots.
Singen mehrerer Chöre von Gemeindebediensteten statt, wobei man den Bürgermeister durch Vorträge geistlichen Inhaltes zu erfreuen hoffte. Dr. Schmitz kam von politischen Besprechunigen sehr verspätet zu dieser Veranstaltung und fiel durch seine gedrückte Stimmung auf. Am darauffolgenden Tag stand er bereits als Nachfolger Dr. Schuschniggs und Urheber von Widerstandsplänen in öffentlicher Diskussion. Sein telephonischer Versuch, in Paris stärkere Unterstützung der österreichischen Sache zu finden, wurde nur der engeren Umgebung bekannt und erinnerte an seine kurze Amtszeit als
In den nächsten Tagen jährt sich die mörderische Landung der Amerikaner auf Tarawa zum dreißigstenmal. Die Geschehnisse um dieses Atoll, das vom englischen Dichter R. L. Stevenson als Schatztruhe aller Schönheiten der Südsee bezeichnet worden ist, sind bisher in der europäischen Geschichtsschreibung nur oberflächlich behandelt worden — obwohl sie für den Zweiten Weltkrieg kriegsentscheidend waren.
Zum 30. Male jährt sich der Beginn des erbitterten Bingens um die Wege nach Rom und damit die Tragödie des Klosters am Monte Cassino. Es war ein Höhepunkt im Kampf zwischen Deutschland und den Alliierten — fast ein Wendepunkt im mediterranen Kriegsgeschehen.
„Das sehr alte und berühmte Salerno hat seinen historischen Kern voll glorreicher Architektur beibehalten. Die medizinische Fakultät von Salerno befruchtete die Funktion der Heilmethoden sowohl in der westlichen, als auch in der östlichen Kultur. Das hochmoderne und lebhafte Salerno wird durch die ausgezeichnete Lage im Zentrum seines Golfes begünstigt. Es bietet dem Gast eine der vollständigsten Organisationen für Bade- und Klimaaufenthalt, herrliche Strände, einen sehr leistungsfähigen Hafen und ausgezeichnete Straßen und Eisenbahnverbindungen.“ Dies berichtet ein Prospekt des italienischen Fremdenverkehrsamtes in Wien anno 1973. Vor genau 30 Jahren war Salerno aller Welt noch mehr bekannt als heute, zählte aber bestimmt nicht zu den Plätzen für Bade- und Klimaferien ...
Drei Wochen vor dem endgültigen Fall Siziliens, als dort noch erbittert gekämpft wurde, erwartete der Duce den Führer zu einer Lagebesprechung in der Villa Feltre. Hitler erschien mit einem Stab hochmütiger Offiziere und blieb viel kürzer, als geplant. Mussolini drängte auf Friedensfühler mit Sowjetrußland, da er erkannt hatte, daß die Anglo-Amerikaner mit ihm nicht verhandeln würden und die eigene Bevölkerung kaum mehr bei der Stange gehalten werden konnte. Hitler aber war sich bereits im klaren darüber, daß er nirgends mehr Chancen hatte. Deshalb forderte er von Mussolini schärfstes Durchgreifen im eigenen Lager, Straffung des Widerstandes, wo es noch ging, und die Bereitschaft, nötigenfalls eine Abwehrfront irgendwo quer durch Italien zu akzeptieren. Diese sollte den Deutschen Zeit geben, mit neuen Vernichtungswaffen die britische Insel zu zerstören, während die Russen an den Flußübergängen der Ukraine verbluteten.
Bis heute verstehen nur wenige Österreicher den Sinn und den Zweck angelsächsischer Kriegführung. Viel zu sehr sind alle dem kontinental-strategischen Denken zugetan, wie es von Deutschen, Franzosen und Russen vorexerziert wird. Von dort her - kommen die zahlreichen Mißverständnisse und Fehlinterpretationen des Fernostkrieges oder der Nahostkrisen, die immer wieder durch unsere Zeitungen und audiovisuellen Nachrichtenmittler geistern.
Fast auf den Tag genau sind 30 Jahre vergangen, seit die Briten und die Amerikaner großangelegte Landungsoperationen in Europa und im Pazifik einleiteten. In einer dreiteiligen Artikelserie befaßt sich Fritz M. Rebhann mit diesem Abschnitt unserer Zeitgeschichte, um damit zum besseren Verständnis für ähnliche Aktionen der Gegenwart, für deren Beweggründe und Zielsetzungen beizutragen. Interessierten Lesern empfehlen wir, die Aufsätze Rebhanns in den Ausgaben der FURCHE vom 9. und 16. Dezember 1972 (Nr. 50 und 51) zur Ergänzung heranzuziehen. Der Abschnitt über Jugoslawien möge mit den Ausführungen des Verfassers in der FURCHE vom 7. und 14. April (Nr. 14 und .15) verglichen werden.
Die kroatischen Kontingente der jugoslawischen Armee, aber auch andere nichtserbische Truppenteile hatten den Heeren der Achse während des Balkanfeldzuges im April 1941 kaum Widerstand geleistet. Die Ustascha regierte in Agram bereits zwei Tage vor dem Einmarsch der Deutschen und nahm die grausame Verfolgung aller Andersgesinnten, insbesondere der serbischen Minoritäten und der Juden, auf. Die Reichsregierung griff, wohl von einflußreichen Parteileuten in der Steiermark und in Kärnten beeinflußt, nach Slowenien und teilte dieses zwischen Deutschland und Italien auf. Größere Aussiedlungs- und Germanisie-rungsaktionen schufen dort bereits 1941 Unruheherde, die auf Kärntner Gebiet übergriffen und zu vielen Todesurteilen, Verschickungen in Konzentrationslager und Einkerkerungen führten.
Am 1. März 1941 war Adolf Hitler auf dem Wiener Westbahnhof angekommen. Er hatte sich von dort auf direktem Weg ins Belvedere begeben, wo der bulgarische Ministerpräsident in Gegenwart von Rippentrop. Ciano sowie den in Berlin akkreditierten Botschaftern Japans, Ungarns, Rumäniens und der Slowakei, den Beitritt zum Dreimächtepakt unterzeichnete. Gleichzeitig wälzten sich deutsche Truppenmassen über die rumänischbulgarische Grenze.Am 25. März war Hitler abermals in Wien. Diesmal sollte die jugoslawische Regierungsdelegation zur Unterschrift erscheinen, auch Graf Ciano wollte wieder
In seinen Aufsätzen zur Erinnerung an die Schlacht um Stalingrad und an die alliierte Offensive in Nordafrika (FURCHE 1972, Nr. 50 und Nr. 51) hat F. M. Rebhann bereits jene merkwürdige Wirkung gezeigt, die beide Ereignisse noch immer auf unsere Gegenwart'ausüben. Im Frühjahr 1943, also genau vor 30 Jahren, überstürzten sich in Europa weitere Vorgänge, die fast vergessen sind, aber von der neuesten Geschichtsforschung mit der heutigen Situation ebenfalls in direkten Zusammenhang gebracht werden.
Genau vor 30 Jahren schloß sich der Ring um die deutschen Truppen in Stalingrad. Zehntausende starben an Entbehrungen und im Trommelfeuer der Roten Armee.
Stalingrad wurde später immer wieder als Wende im Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Aber stimmt das wirklich? Neuere Geschichtsforschungen kommen — insbesondere im Hinblick auf den weiteren Kriegsverlauf — zu interessanten Schlüssen.
Genau 30 Jahre nach der Tragödie um Stalingrad beginnt die große Sicherheitskonferenz: Über Europa soll eine Glasglocke gestürzt werden. Während die Materialschlachten des fernöstlichen Dschungels den künftigen Leidensweg der Menschheit trassieren, macht der alte Kontinent Pause. Nichts kann hier von seinem Platz verrückt werden, was kommunistisch geworden ist; es soll so bleiben und den Mund halten. Ein Neutraler wird zur Ordnung gerufen, darf aber doch im Westen „mitnaschen“, die Bundes- und die Ostdeutschen dürfen gegeneinander etwas höflicher werden, zumal wenn Wahlzeiten oder Ernährungskrisen am Himmel stehen. Trotzdem — seit Stalingrad gibt es keinen formellen Friedenszustand in Mitteleuropa.
In der letzten Nummer der „Furche“ berichtete der Historiker Fritz M. Rebhann über die neuesten Ergebnisse zeitgeschichtlicher Forschung über die deutsch-sowjetische Allianz am Beginn des zweiten Weltkriegs. In dieser Nummer folgt eine Darstellung der deutschen Kriegsvorbereitungen gegen Rußland, das Ende der russisch-deutschen Zusammenarbeit und die völlige Fehleinschätzung der Situation durch Stalin.
Die deutsch-russische Zusammenarbeit erreichte ihren Höhepunkt zwischen August 1939 und August 1940. Beide Marineleitungen arbeiteten in der Ostsee und im Nördlichen Eismeer zusammen, die Deutschen lieferten der Roten Flotte einen halbfertigen Kreuzer, der allerdings nie einsatzfähig wurde, Geschütztürme und anderes mehr. Hitler ersuchte Stalin um Intervention bei der kommunistischen Partei Frankreichs. Er bot geheime militärische Hilfe an, als die Truppen des Leningrader Militärbezirkes samt skilaufender Verstärkung aus anderen Teilen der Sowjetunion vor den finnischen Linien blutige Schlappen erlitten, und hätte damit wahrscheinlich den Bruch zwischen Moskau und den Westmächten herbeizuführen vermocht.
In einzelnen Bezirken Wiens regieren im Frühjahr 1945 die neuen Lokalpolitiker ziemlich linksradikal; der Weg ins Rathaus, der oft zu Fuß zurückgelegt werden muß, war 1945 weit. Man weiß zunächst nicht überall, daß sich dort bereits am 13. April im Roten Salon mehrere Spitzenfunktionäre der Sozialdemokratie mit dem Christlich-Sozialen Leopold Kunschak zusammengesetzt haben. Nur wenig Zeit war seit dem Exodus der braunen Gemeindeväter vergangen, in der Nähe wurde noch an einzelnen Stellen gekämpft.
Von einer Lähmung der Stadt im April 1945 kann eigent* lieh nicht gesprochen werden, da die Aktivität der Nationalsozialisten im Norden Wiens erst zu Ende ging, als in den südlichen und westlichen Teilen bereits andere politische Gruppen tätig waren. Dazwischen bewegte sich die Hauptkampflinie, die jedoch Lücken aufwies, welche NS-Funktionären gestatteten, auch nach dem russischen Einmarsch unerkannt zu entkommen. Sogar Werwolf-Aspiranten hielten noch einige Zeit Kontakt mit den abgezogenen Nazis. Anderseits sickerten Deserteure aus umgekehrter Richtung ins Wiener Stadtgebiet. Doch von einer Stunde Null kann durchaus die Rede seih, und zwar im Hinblick auf die Versorgung an Lebensgütern.
Im Verlauf des 4. April 1945 versuchen die Russen zwischen Mödling und Baden in mehrere Bergtäler einzudringen. Nach erbitterten Gefechten nehmen sie Guntramsdorf und Gumpoldskirchen, kontrollieren die darunterliegenden Waldkuppen und erscheinen plötzlich mit einigen Panzern vor Hochrotherd, Höniggraben und Grub, also bereits mitten im Wienerwald.
Vor 27 Jahren, fast auf den Tag genau, trat beim Todeskampf des Dritten Reiches im Raum Wien die Krisis ein. Der Zeithistoriker F. M. Rebhann, der unseren Lesern bereits durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt ist, entwirft nachstehend ein umfassendes Bild der Vorgänge im Sterbezimmer des Großdeutschtums zwischen Westungarn und dem Wienerwald.
Nun schlängelt sich der weidwunde deutsche Heerwurm mit seinen Bundesgenossen und Anhängern beiderseits der Donau gegen Oberöster-reich zu. Schirach macht im Quartier ■Sepp Dietrichs, das der SS-Generaloberst gegen etwaige Übergriffe des grollenden Hitler befestigt hat, kurze Rast. Rund um die nahe Stadt St. Pölten hält die Gestapo ein fürchterliches Blutgericht über österreichische Freiheitskämpfer ab, und an allen Straßenecken achten diverse Aufpasser scharf darauf, daß niemand verschwindet, damit die Kolonnen intakt bis hinauf nach Linz kommen, also in jenen Ort, von dem
Die um Wien vorstürmenden Truppen der 2. und 3. ukrainischen Front werden von der 5. und 17. sowjetischen Luftarmee unterstützt, gegen die im östlichen Österreich noch etwa 120 deutsche Flugzeuge eingesetzt sind. Die Russen werfen außer ihren Schlachtfliegern manchmal mittlere Bomber ins Kampfgeschehen, doch beträgt deren Starke jeweils höchstens 50 bis 60 Maschinen. Immerhin, um den 10. April konnte man am wolkenlosen Wiener Nach-mittagshdmmel Staffel auf Staffel sowjetischer Apparate vorüberziehen sehen, die nach dem Einsatz zu ihren Basen in Ungarn heimflogen. Auch deutsche
Arn 22. März 1945 war dein Gerst-hofer Kaplan Dr. Heinrich Maier im Wiener Landesgericht nach einem letzten Ruf für Christus und Österreich der Kopf vom Rumpfe getrennt worden. Gemeinsam mit den anderen Justifizierten dieses Tages warf man seinen nackten Leib in ein Schachtgrab des Wiener Zentral-friedhofes. Mit Mair schließt die Reihe jener Blutzeugen, die als Publizisten, Lyriker, Zeichner oder als Abschiedsbrieffschreiber, nach künstlerischem Ausdruck ringend, letzte Zeichen ihres Wollens für ihre Freunde und Angehörigen hinterließen.Knapp vor der schon länger zurückliegenden
Nach einer amerikanischen Darstellung handelt es sich bei den am Anschlußtag im März 1945 erzielten Treffern im Operngebäude und so weiter um Fehlwürfe, die einem Navigationsfehler des Pfadfinder-flugzeuges oder ähnlichen Irrtümern zugeschrieben werden Ursrpüng-liches Angriffsziel soll der Südbahnhof und seine Umgebung gewesen sein. Durch den britischen Rundfunk wurde das für diesen Tag vorgesehene Unternehmen einer Widerstandsgruppe jedenfalls mit der Durchsage abgesetzt: „Laßt eure Kinder noch nicht auf die Straße, es ist noch zu kalt.“ Bald nach Kriegsende hielt ein
Trotz vieler Schauspielaufführungen außerhalb der stillgelegten Bühnen Wiens spürte man 1944 doch das Sterben echter Theaterwelt, wenngleich der Verfasser eines Zeitungsartikels den Geist der alten „Burg“ aus deren verschlossenen Türen herauswehen spürte. Vielleicht war auch das richtige Theaterpublikum abhanden gekommen, seien es nun die Wiener selbst oder deren Gäste aus anderen Gegenden der ehemaligen Monarchie. Voll Erinnerung an diese seinerzeitigen Besucher setzte sich Franz Ronneberger am 2. November in der Wiener Ausgabe des „Völkischen Beobachters“ unter dem Titel
Inl Herold-Verlag erscheint soeben das erregende Buch „Finale in Wien“ von Fritz M. Bebhann, aus dem die „Furche“ heute und in den folgenden Wochen einige Teile abdruckt. Der Beiz der Publikation ist, neben der Wohlinformiertheit, die durchlaufende, beinahe trockene Gegenüberstellung von harten Wirklichkeiten und Weltuntergangsstimmungen einerseits, anderseits der „musischen Betäubungen“ fast bis zur Katastrophe, aus welchem Dilemma sich besonders das schillernde Porträt Bürgermeister Blaschkes schält — dem der Verfasser bei aller Kritik ein gewisses Verständnis entgegenbringt. (Haupt- und Zwischentitel stammen von der Bedaktion.) — Der Autor, Dr. phil. Fritz Maria Bebhann, Jahrgang 1925, aus einer altösterreichischen Familie von Staatsbeamten und Historikern stammend, arbeitete im Handels- und Verkehrsministerium, leitete eine bekannte Zeitschrift und mehrere Nachrichtendienste, verfaßte Artikel über Wirtschafts- und Kulturfragen, gehört seit zehn Jahren der Wiener Stadtverwaltung an. In seine Heimat und Vaterstadt unglücklich verliebt, sucht er ständig nach historisch fundierten Erkenntnissen oder Entschuldigungen, befragt Fachgrößen, informiert sich bei Augenzeugen, stöbert in Archiven, siebt seine eigene Biesenbibliothek und schreibt, schreibt, schreibt...