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Schulaktion zur Vermeidung von Gewalt

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Als sie ihn schlugen ... da merkten sie, wo es weh tat und traten auf den Instrumentensack, daß es nur so krachte ...”. Ungewöhnlich begann die Pressekonferenz von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer letzten Freitag, als die Aktion „Lesen gegen Gewalt” vorgestellt wurde. Jasmin, ein junges Mädchen mit braunem Haar und großen dunklen Augen, las mit ernster Stimme „Das Cello” aus dem Buch „Gewalt. Ich soll mich nicht gewöhnen” von Dorothee Solle vor.

17 Bücher enthält der Koffer zur Aktion „Lesen gegen Gewalt”, der von einer kleinen Arbeitsgruppe des Österreichischen Bibliothekswerkes/ Salzburg und des Unterrichtsministeriums zusammengestellt wurde. An der Auswahl der Bücher zu den Themen Schule und Gewalt, Gewalt gegen Ausländer und Minderheiten, Bassismus-Rechtsextremismus, Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen, sowie Krieg und Gewalt aus der Sicht von jungen Menschen, waren indirekt auch Experten der Psychologie und Pädagogik beteiligt, aus deren Rezensionen jene Werke ausgewählt wurden, die auch in sprachlicher Hinsicht am ehesten den Anforderungen entsprechen. Im fächerübergreifenden Unterricht sollen sich die Zehn-bis Fünfzehnjährigen der AHS-Un-terstufen, Hauptschulen, Polytechnischen Schulen und Rerufsschulen anhand der Bücher mit den verschiedenen Problemkreisen auseinandersetzen und so „Konfliktmanagement und Streitkultur” lernen, erklärte Unterrichtsministerin Gehrer den Zweck des Lesepakets.

Eine Studie, die vor etwa einem Jahr vom Institut für Bechts- und Kriminalsoziologie erhoben wurde, zeigte, daß Schlägereien, Prügel und ahnliehe Gewalthandlungen unter Gleichaltrigen in etwa gleich geblieben sind, während psychische, verbale Gewalt und Drohungen zugenommen haben. „Körperliche Mißhandlungen im Autoritätsverhältnis sind zurückgegangen”, berichtete Ministerin Gehrer.

Die Studie sei Anlaß gewesen, sich in allen Bereichen der Gesellschaft mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen und „in der Schule ganz klar dieses Zeichen zu setzen”. Für Gehrer ist die Aktion ein Beitrag, der die

Erziehung der Eltern unterstützen soll, um „die Gewalt in der Gesellschaft zu minimieren”. Das Lesen der Texte sei nicht nur eine Basis für Gespräche, sondern auch eine Möglichkeit, „Gewalterfahrungen emotional aufzuarbeiten”, meinte die.Ministerin.

Das Lesepaket enthält neben Handbüchern und Ratgebern für Lehrer und Eltern sowie einigen Jugendbüchern auch Bilderbücher, die nach Ansicht der Arbeitsgruppe einen besonders feinfühligen Zugang zu schmerzvollen Themen wie Kindes-; mißbrauch und Autoaggression von1 Gewaltopfern bieten sollen. In „Das kummervolle Kuscheltier” lernt ein Mädchen, das vom Freund ihrer Mutter Bedrängung und Gewalt erfährt, daß es dieses Geheimnis nicht für sich behalten darf. „Juul” wiederum verstümmelt sich selbst, weil er von anderen verspottet und gequält wird, bis ein Mädchen seine Wunden pflegt.

Der Lesekoffer, dem noch eine pädagogische Handreichung beigefügt wird, kann von Schulen beim Bücherei-Service des Unterrichtsministeriums, Minoritenplatz 5, 1014 Wien, sowie unter der Telefonnummer (01) 53120-3670 angefordert werden. Die Bücher sind dort im Paket um öS 1.290,- (statt einzeln im Buchhandel um öS 2.677,-) erhältlich.

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