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Ein Beispiel moderner Kulturpoliti

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Radio Salzburg hat sich als Anreger der Veranstaltungsreihe „Graz zu Gast in Salzburg“ und des Ende April erfolgenden Gegenbesuches der Festspielstadt in Graz das Verdienst erworben, zum erstenmal einen umfassenden Kulturaustausch zwischen zwei Landeshauptstädten in Gang gebracht zu haben. Radio Graz schloß sich der Initiative an, und durch die Mitwirkung örtlicher Gremien und Kunstinstitute ist etwas zustande gekommen, was den Forderungen der modernen Kulturpolitik in einem freiheitlichen Staatswesen auf ideale Weise entspricht: Ohne dirigistische Maßnahme, ohne behördliche Lenkung, aber mit Förderung der Behörden wurden die kulturschaf-fenden Kräfte zu einer großen Gemeinschaftsaktion aufgeboten.

Noch in anderer Hinsicht hat der Versuch seine besondere Bedeutung. Konsequent fortgeführt und ausgeweitet, wird der Kulturaustausch zwischen unseren Bundesländern die föderative Struktur des österreichischen Staates mit lebendiger Wirklichkeit erfüllen. Die geringe Dynamik des föderalistischen Gedankens ist ja bei uns nicht zuletzt auf das Fehlen einer geistigen Kommunikation zwischen den Bundesländern zurückzuführen.

Wenn auch die vor kurzem abgewickelte Veranstaltungsreihe „Graz zu Gast in Salzburg“ gegenüber der ursprünglichen Planung manche Lücke aufwies — die Gastspiele des Theaters und der Grazer Philharmoniker kamen wegen Terminschwierigkeiten nicht zustande —, so gab sie doch ein aufschlußreiches Bild vom kulturellen Leben der Steiermark. Auf dem Gebiet der bildenden Kunst sind die Ausstellungen „Wilhelm Thöny“ in der Galerie Welz und „Kunst und Architektur“ (Forum Stadtpark) im Salzburger Künstlerhaus und in der Residenz zu nennen. Die Bücherschau „Grazer Verlage stellen aus“ und die im Zusammenhang damit veranstaltete Vorlesung aus dem literarischen Schaffen junger Grazer Autoren begegneten großem Interesse. Hochwertige Beispiele des Grazer Musiklebens boten bei aller Verschiedenartigkeit das Schubert-Konzert der Pianistin Doris Wolf im Mozarteum und die Jazzimprovisationen des zum Forum Stadtpark gehörenden Josel-Trios.

Den Gastvorlesungen namhafter Grazer Universitätsprofessoren an der Salzburger Alma mater und an der Volkshochschule folgte schließlich der grundlegende Vortrag von Univ.-Prof. Doktor Hanns Koren über die Kulturarbeit in der Steiermark.

Zwischen dem 24. April und 31. Mai wird Salzburg in Graz mit zwei großen Kunstausstellungen, mit Vorlesungen von Dichtern und Wissenschaftlern nebst einer Produktionsschau der Salzburger Verlage und mit Kammerkonzerten, später auch mit einem Konzert des Mozarteumorchesters, gastieren. Auch eine Vorführung des Orff-Schulwerkes wird angestrebt. Von Landesrat Kaut ist ein Vortrag über Salzburger Kulturprobleme zu erwarten. Beiträge des Rundfunkprogramms werden wie in Salzburg auf das Thema der Veranstaltungsreihe abgestimmt sein.

Man möchte wünschen, daß die Aktion auch in anderen Bundesländern Widerhall finde und sich als Auftakt zu lebhaften und fruchtbaren Wechselbeziehungen erweise.

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