"Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt": Wagners Nerds
Alexander Brüggemann versucht im Dokumentarfilm „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ die Welt der Wagnerianer einzufangen – allerdings nur mäßig erfolgreich.
Alexander Brüggemann versucht im Dokumentarfilm „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ die Welt der Wagnerianer einzufangen – allerdings nur mäßig erfolgreich.
Richard Wagner ist noch 140 Jahre nach seinem Tod umstritten, aber von seiner eingefleischten Fangemeinde in aller Welt wird er verehrt wie kein anderer Komponist. Über 125 Wagner-Verbände mit rund 30.000 Mitgliedern gibt es angeblich weltweit. Der Dokumentarfilm „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ wird in erster Linie als Porträt der etwas schrägen Community der Wagner-Liebhaber vermarktet. Dass er das nicht ist, sondern um einiges mehr will, ist allerdings ein Problem. Natürlich bekommt man sie gleich zu Gesicht, die Wagner-Nerds, die Walhalla-Freaks, die Wotan-Schwärmer, die ihren großen Gefühlen freien Lauf lassen: Wagner sei eine Religion, seine Musik sei „wie ein Schaumbad“ oder die gewagte Aussage: „Wir Wagnerianer sind das Heavy Metal-Ende der Klassik.“
Wagner und sein Antisemitismus
Das gesellschaftliche Spektrum reicht dabei von Vertretern des hochkulturaffinen Jet-Sets bis hinab zum Bayreuther Fleischhauerehepaar, das schon weiland für Wagner-Enkel Wolfgang Würste wog. Als Gegengewicht unverzichtbar sind jene Stimmen, die auf die Kehrseite des Komponisten hinweisen: auf seinen vehementen Antisemitismus, auf die Tatsache, dass sich in seinen Opern pseudo-jüdische Bösewichte nur so tummeln und natürlich auf Wagners Rolle als Säulenheiliger des Nationalsozialismus. Am prägnantesten tut dies Opernregisseur Barrie Kosky, der zugleich aber keinen Hehl aus seiner Faszination für diese Musik macht, die bis heute in Israel de facto nicht öffentlich aufgeführt werden kann.
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