Eine Ausstellung in der Wiener Staatsoper widmet sich der reichen Aufführungstradition des Wagner’schen Œuvres im Haus am Ring.
Ob sich die Dramaturgie der Wiener Staatsoper von Shakespeares Satz: "Die ganze Welt ist Bühne“ hat leiten lassen? Jedenfalls erstreckt sich die von ihr kuratierte Ausstellung "Wagner und die Wiener Staatsoper“ durch das gesamte Haus am Ring. "Wortschöpfer“, "Gralsklänge“, "Unfassbar“, "Titan“, "Gefühlsrausch“, Monumental“, "Meistertondichter“, "Klangzauberer“: das sind einige der Assoziationen, die den Ausstellungsmachern zum Thema Richard Wagner mitgeteilt wurden. Am meis-ten präsent im Haus am Ring war er nicht während der Nazi-Ära, sondern, durchaus überraschend, in der Direktionszeit Gustav Mahlers: 1904/05.
Genialer Alfred Roller
Diesem gilt auch eine der Schautafeln. Mahler feierte übrigens noch, bevor er seine Direktionsgeschäfte aufnahm, mit einer Wagner-Oper sein umjubeltes Hofoperndebüt: mit "Lohengrin“. Später dirigierte er beinahe sämtliche Wagner-Opern, darunter im Herbst 1898 die erste ungekürzte "Ring“-Aufführung im Haus am Ring.
Erinnert wird in dieser Schau anlässlich der 200. Wiederkehr von Wagners Geburtstag auch an Mahlers genialen Bühnenbildner Alfred Roller. Bühnenbildentwürfe und Kostümfigurinen von Wagner-Opern dokumentieren seine die Jahre über offensichtlich nie schwindende Fantasie. An Szenenfotos späterer Jahre lässt sich die nachfolgende Entwicklung gut nachvollziehen. An die 200 Sängerporträts im Marmorsaal lassen große Staatsopernvergangenheit wieder lebendig werden.
Hans Swarowsky war unter den Dirigenten der Rascheste, zumindest, wenn es um die "Meistersinger“ ging: mit 235 Minuten. Am längsten benötigte Christian Thielemann: 280 Minuten. Bei "Parsifal“ erreichte Horst Stein mit 222 Minuten als Erster das Finale, elf Minuten länger brauchte Thielemann. Karajan und Franz Welser-Möst liegen mit 238 Minuten gleich auf, Donald Runnicles brauchte 244 Minuten.
Selbstredend, dass man in dieser Schau nicht nur über sämtliche Dirigenten, Sängerinnen und Sänger informiert wird, sondern auch Beispiele aus Wiener Wagner-Produktionen nachhören kann. Gleich zu Beginn ruft eine Tafel ins Gedächtnis, dass Wagner einst selbst an der Hofoper dirigiert und Regie geführt hat: bei "Tannhäuser“ und "Lohengrin“. Mit mäßiger Freude, wie in Cosimas Tagebuch nachzulesen …
Wagner und die Wiener Oper
Wiener Staatsoper
Besichtigung im Rahmen der Vorstellungen
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