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Zauberwort „Backlash“
Auch in bezug auf den Backlash (die gewaltsame Reaktion der Weißen auf die Forderungen der Neger) ergeben die Wahlergebnisse keine klare direkte Antwort. Zwar sind drei Gouverneursanwärter, die den Backlash personifizierten, sieglos. In Maryland unterlag Mahoney, dem nichts besseres einflel, als die Wähler zu warnen „Ihr Haus ist Ihr Schloß. Schützen Sie es“. Damit wollte er den Negern den Zugang zu dem Wohnungsmarkt sperren. In Arkansas verlor Jim Johnson, der sich sogar während des Wahlkampfes weigerte, Negern die Hand zu schütteln. In Georgia kandidierte der frühere Wirtshausbesitzer Maddox. Eine Zeitlang hatte er nationale Berühmtheit erlangt, als er Weiße mit Axtstielen bewaffnete, um Neger davon abzuhalten, bei ihm zu essen. Er konnte nicht die vorgeschriebene absolute Majorität erlangen. Nun muß die staatliche Legislatur, unter der er viele Freunde besitzt, den Sieger bestimmen.
Erstaunlicherweise kann man Gouverneur Wallace von Alabama nicht unbedingt zu den „Backlash- Symbolen“ rechnen. Nach den Gesetzen des Staates durfte er keinen zweiten Amtstermin anstreben. Darauf brachte er, der sowohl an körperlicher Statur als auch an Ehrgeiz an Napoleon erinnert, die Wähler dazu, seine Frau als Galionsfigur in das Amt zu bringen. Nach der Wahl drohte er beiden Parteien, daß, falls sie nicht 1968 einen ihm genehmen Kandidaten für die Präsidentschaft aufstellten, er selbst in die Arena steigen würde. Dies ist keine ganz leere Drohung, nachdem erst vor zwei Wochen einige angesehene Journalisten in der düsteren Prognose übereinstimmten, daß, wenn die Entwicklung so weiterginge, in wenigen Jahren die Wahl eines „Apartheid“-Präsidenten durchaus möglich wäre. Jedoch ist Wallace keiner der Genannten, weil er zu flexibel und intelligent ist, außerdem einiges für die Neger getan hat. Die ersteren hassen die Neger wirklich. Wallace tut nur so.
Es ist augenscheinlich, daß der Backlash ein wesentlicher Faktor beim Sieg vieler Republikaner war.
Wieviel zahlte Rockefeller?
Erstaunlich ist .das Wiederaufleben des politisch schon totgesagten Gouverneurs Rockefeller von New York. Ob ihm dies ohne rückhaltlosen Einsatz seiner unbeschränkten Mittel möglich gewesen wäre, ist eine andere Frage. Rockefeller gibt zu, fünf Millionen ausgegeben zu haben. Unter den Demokraten aber hört man Schätzungen bis zu 20 Millionen. In Michigan gewann der bisherige Gouverneur Romney und brachte auch einen republikanischen Senatsanwärter, der im Hintertreffen war, durch. Damit erfüllte er die conditio sine qua non seiner Aufstellung als Präsidentschaftskandidat in 1968. In Reagan kann ihm allerdings ein gefährlicher Rivale erwachsen.
Bezeichnend für die Änderung des moralischen Klimas ist es, daß, während bisher geschiedene Leute wenig Chancen hatten, gewählt zu werden, diesmal drei hohe Ämter erreichten: Reagan, Nelson Rockefeller (N. Y.) und dessen Bruder Winthrop, der zum Gouverneur von Arkansas gewählt wurde.
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