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Hilfe fur den kleinen Mann

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Das Gewerbe und seine Organisationen. Funktionsergänzung des gewerblichen Betriebes. Von Pius M. Prutscher. Verlag für Geschichte und Politik, Wien. 2J6 Seiten

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Das Gewerbe und seine Organisationen. Funktionsergänzung des gewerblichen Betriebes. Von Pius M. Prutscher. Verlag für Geschichte und Politik, Wien. 2J6 Seiten

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Der Autor des vorliegenden Werkes ist nicht nur Vollakademiker, sondern besitzt auch das Meisterzeugnis im Tischlerhandwerk, er ist nicht nur Gewerbewissenschaftler, sondern steht selbst an hervorragender Stelle im Bereich der verbandlichen Selbstverwaltung des Gewerbes (Bundesinnungsmeister der Tischler). Kein Wunder, daß seine Darstellung des Wesens des österreichischen Gewerbes heute und seiner Organisation nicht nur eine wissenschaftliche Untersuchung ist, sondern auch eine kundige, bestens aufgegliederte Schilderung des vielgefächerten Verbandswesens der österreichischen Wirtschaft.

Wie der Kleinbauer zum Grenzunternehmer geworden ist, scheint auch die Masse der Kleinhandwerker dazu verurteilt zu sein, jene Verrichtungen vorzunehmen, welche die Großbetriebe als uninteressant ablehnen, vor allem die Reparaturen Cwie dies etwa bei den Schustermeistern bereits weitgehend der Fall ist). Tatsächlich aber vermag eine verbandliche Organisation gerade der kleinen Betriebe diesen jene Vorteile zu vermitteln, welche die Großbetriebe haben: verbilligten Rohmaterialeinkauf, relativ geringe Festkosten je Stück und Einflußnahme auf die

Marktgrößen. Dazu kommt, daß die Verbände den Vorteil der Arbeitsteilung des mit Spezialisten arbeitenden Großbetriebes durchaus im Interesse des kleinen Betriebes kompensieren können, nicht allein mittels eines vielgliedrigen Bildungswesens, sondern auch indem sie von oben her (wenn auch über eine spontane Entscheidung der betroffenen Gewerbetreibenden) eine berufliche Arbeitsteilung organisieren, so daß nicht jeder kleine Handwerker alles erzeugt.

Was der Verfasser bietet, ist ein reicher und angesichts des tiefen und nicht unbegründeten Pessimismus vieler kleiner Handwerker tröstlich reichhaltiger Katalog von Möglichkeiten, die es dem kleinen Mann, wenn er den Willen dazu hat, selbst in die Hand geben, in einem angemessenen Umfang gegenüber der Konkurrenz der Großen zu bestehen.

Neben der Schilderung der Natur des handwerklichen Betriebes vermittelt der Verfasser auch einen Einblick in die Führungstechnik der Verbände (so wird zum Beispiel genau geschildert, wie der Ablauf einer Sitzung bestens beeinflußt werden kann).

Ueber seinen speziellen Zweck hinaus will das Buch auch noch eine umfassende Darstellung der Organisation der beruflichen Selbstverwaltung der Wirtschafttreibenden geben, so daß man einen ausgezeichneten Einblick in das gerade in der Epoche der Entstehung größerer Märkte bedeutsame Organisationswesen der österreichischen Wirtschaft bekommt, die in der Art, wie sie sich vielfach ihre Angelegenheit selbst regelt, zu einem Vorbild in Europa geworden ist.

Das Buch ist nicht nur allen Funktionären der Verbände der gewerblichen Wirtschaft, sondern auch den an einer gesellschaftlichen Neuordnung Interessierten nachdrücklich zum Studium und als Nachschlagewerk zu empfehlen, um so mehr, als es sich wohltuend von zuweilen allzu abstrakten Darstellungen des Gegenstandes unterscheidet.

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