Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der leichtere Weg
Die kräftige und breit gestreute staatliche Förderang der österreichischen Verlage hat natürlich ihre Vorteile, insbesondere da die Begabung für effizientes Management im Bereich der Verlage seltener vergeben wurde als die Subventionen.
Einst wirtschaftlich sehr potente Verlage wie Paul Zsolnay, Fritz Molden, Paul Neff bestehen entweder nach vielen Krisen nur mehr in Schrampfform oder sind zugrundegegangen. Der Europaverlag setzt nach einem Verkauf eben neue Schritte, Residenz und Deu-ticke befinden sich überhaupt unter staatlichem Dach, Styria bietet immerhin ein beachtliches, weit aufgefächertes Programm von kultureller Verantwortung auch der Tradition gegenüber, Droschl und Wieser agieren überaus lebendig.
Auch für manche tote Autoren wurde viel getan, nicht nur für Nestroy und Herzmanovsky-Orlando, auch für Theodor Kramer und Jura Soyfer. Es gibt verdienstvolle Ausgaben von Fritz Hochwälder und Hans Weigel bei Styria, und um viele österreichische Klassiker der Moderne nahmen sich deutsche Verlage erfolgreich an: Robert Musil, Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Franz Werfel, Hermann Broch, Franz Kafka, natürlich Rainer Maria Rilke sind in exzellenten Ausgaben (oft im Taschenbuch) in den Buchhandlungen. Deutsche Verlage arbeiten, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ohne jegliche Subvention.
Die schon legendäre kommerzielle Vertriebsschwäche der Verlage unseres Landes beruht nun keineswegs auf irgendwelchen Exportschwierigkeiten nach Deutschland oder in die Schweiz, sondern lediglich auf einem erschreckenden Mangel an Dynamik, an Phantasie für Marketing und an sinnvoller Zusammensetzung der Verlagsprogramme. Der Weg ins Ministerium ist leichter als der Aufbau eines professionell abgesicherten und erfolgreichen Verlages.
Wie ließe sich sonst erklären, daß bisher kein österreichischer Verlag daran gedacht hat, einige der einst erfolgreichen Bomane des Kleist-Preisträgers Alexander Lernet-Holenia, etwa „Die Standarte”, neuaufzulegen? Kein einziges Werk dieses bedeutenden, 1976 verstorbenen Schriftstellers gibt es auf dem Markt. Wer nicht ästhetischen Anarchismus oder linken Realismus betreibt, hat es schwer in der österreichischen Verlagslandschaft.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!