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Ausstellung Gerhild Diesner in Innsbruck

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Ueber dem Schimmer der Rüstungen im Innsbrucker Landesmuseum darf auch der Glanz der farbenfrohen Bilder von Gerhild Diesner im Hofgarten nicht übersehen werden. Die bekannte, schon mehrfach durch Preise ausgezeichnete, 1915 in Innsbruck geborene Künstlerin, die mehrere Jahre an Kunstschulen von London, Paris und München studiert hat, stellt eine Reihe neuer Bilder der letzten Zeit aus. Wie uns scheint, ist die Palette seit der letzten Begegnung noch farbenfreudiger geworden, doch so, daß das Spannungsverhältnis ihres dekorativ-flächig aufgetragenen, geliebten Dreiklangs von Gelb, Rot und Blau immer harmonisch gebändigt ist. Wenn wir ihre leuchtenden Stilleben („Schwertlilien", „Märzenbecher", „Tulpen" usw.) betrachten oder die sehr eindrucksvollen Landschaften mit Motiven von Innsbruck, vom Patscherkofel, von der Hungerburgbahn, Martinswand („Weiße Wolken"), von der Themse, so überrascht nicht nur der abgewogene Bildausschnitt, nicht nur der starke koloristische Reiz und die teppichhafte Wirkung, sondern besonders auch die geistige Haltung, das Verklärte, Entrückte und Zart-Lyrische der Stimmung. Dabei gibt Gerhild Diesner dem Beschauer keine Rätsel auf; man ist keinen Moment im Zweifel über das Dargestellte. Die Künstlerin beherrscht nicht nur die Farbe, sondern auch die Zeichnung, aber sie nimmt sich die Freiheit, frei mit den Formen zu spielen, der Welt ihr eigenes inneres Gesetz aufzuprägen, die Dinge aus dem Raum herauszunehmen und sie in die Fläche zu verweisen oder die natürlichen Farben kühn zu steigern und aufeii.snder abzustimmen.

Mit ändern Worten: Gerhild Diesner verdichtet die Natur zur Kunst und hat heute schon ihren eigenen, unverwechselbaren’ Stil gefunden. Sie steht hierin in einer guten Tradition und weiß selbst, wieviel sie van Gogh, Gauguin und Matisse verdankt, die dem ungebrochenen Reiz der Farbe, aber auch der Linie und dem dekorativen Aufbau wieder zu ihrem Recht verholfen haben. Von den Porträts der Diesner nennen wir besonders das ihrer Tochter Olivia, die in ihrem roten Kleidchen vor gelbem Hintergrund echt kindlich-erstaunt in die Welt blickt. Auch das Bildnis „Fräulein Brigitte St." ordnet sich fein den Farben- und Flächenrhythmen der Malerin ein, während die

„Frau mit Papagei" eine gewisse Spröde und Eckigkeit zeigt. Auch in die Landschaften der Malerin spielt übrigens das Menschliche öfter herein oder wird geradezu zum verstärkenden Ausdruck der Stimmung, so im Bilde „Begegnung im Winter", wo vier Leute in der öden, verschneiten Berglandschaft vor einem Kruzifix stehen, auch im

Bild „Der rote Busch" mit der einsamen Frauengestalt im herbstlichen Leuchten der Natur. Ein kleines Bild, „Das rote Segel", das traumhaft über ein sfilles Wasser hinzieht, erscheint uns gleichsam programmatisch für intensive Farbigkeit und vergeistigte Flächenkunst Gerhild DieSners.

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