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Ausstellungen
Zwei Wiener Künstlerinnen ist die gegenwärtige Ausstellung der „Neuen Galerie“ gewidmet, der vor Jahresfrist verstorbenen Caroline K u b i n und der jungen Tirolerin Gerhild D i e s n e r, zwei erfreulichen Entdeckungen, die trotz ihrer gegensätzlichen Art durch das gemeinsame Kriterium ernsten künstlerischen Strebens verbunden erscheinen.
Es gehört zu den typisch wienerischen Erscheinungen, daß eine, Malerin von der hohen Qualität wie Caroline K u b i n in Wien nur wenigen Kennern bekannt war, obwohl die „österreichische Galerie“ das brillante „Bildnis einer sitzenden Dame“ seit vielen Jahren in ihrem Besieze hatte. Wenn man vor dem kleinen „Bilde einer alten Frau“ oder der märchenhaft aus dem schwarzen Hintergrunde herauswachsenden „Flyazinthe“ steht, dann kann man nicht glauben, daß diese zwei delikaten Kunstwerke, die zu den besten gehören, das die österreichische Malerei der letzten Jahrzehnte hervorgebracht hat, von einer mehr als Achtzigjährigen geschaffen wurden. Nur Zerlacher hätte dieses Altfrauengesiht mit der pergamentenen Haut und den altersmüden Augen mit gleicher Meisterschaft malen können Als sich Caroline Kubin nach ihren Lehrjahren in Belgien und München um die Jahrhundertwende in Wien zu dauerndem Aufenthalte niederließ, entwickelte sich ihre Begabung, die bisher stark unter dem Einfluß Habermanns und des Belgiers Knohpf stand, zu selbständiger Reife. Wie wunderbar abgewogen in den Valeurs, wie tief durchdrungen von echter Empfindung ist das schöne Bild „Die Beter von Mariazell“! Bescheiden zog sich diese echte Künstlerin vom lauten Treiben des Kunstmarktes zurück und lebte ganz ihrem Schaffen, wobei die Landschafts- und Stillebenmalerei immer stärker in den Vordergrund trat.
Namentlich als Landschafterin hat Caroline Kubin Hervorragendes geleistet. Ihre prächtigen Riesengebirgslandschaften sind an feiner Wiedergabe atmosphärischer Stimmungen und an meisterlicher Breite des malerischen Vortrages kaum zu, übertreffen. Aber auch in allen anderen Bildern und Studien, auch figuraler Art, überrascht immer wieder die Sicherheit der Charakteristik, sowie die noble, flüssige Malweise.
Ganz anderer Art ist Gerhild D i e s n e r, die an der Londoner Chesea-Schule und in München ihre künstlerische Ausbildung erhielt, aber ihre stärksten, ihre weitere Entwicklung bestimmenden Eindrücke im Matisse-Kreise empfing, in Paris, wo Andre Lhote ihr Lehrmeister war.
In ihren Arbeiten klingt noch immer der Einfluß ihrer Lehrer stark nach, man spürt fast in jedem Bilde die entsprechenden Anregungen. Aber man fühlt doch auch schon, besonders in den letzten Arbeiten der erst Dreißigjährigen, das Wachsen ihrer besonderen Eigenart, die nach selbständigen Ausdrucksmöglichkeiten strebt. Bemerkenswert ist das Suchen nach der großen Form, nach der Abstraktion von allem Nebensächlichen, nach der klaren Bildkonstruktion. Daneben merkt man aber bereits über das Konstruktive hinaus die Vertiefung in das malerische Problem, wie es etwa in der „Symphonie in Blau“ zum Ausdruck kommt oder in der Farbenstimmung des „Gelben Tisches“.
Besondere Erwähnung verdienen die Bildnisse Gerhild Diesners, die trotz starker Porträtähnlichkeit und Erfassung des Seelischen einen beachtenswerten Zug ins Dekorative aufweisen. Alles in allem ersteht in dieser jungen Malerin eine künstlerische Persönlichkeit vor uns, deren Reifen man stärkstes Interesse entgegenbringen muß.
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