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Wiener Bilder — neu entdeckt

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Als willkommene „Wunderkammer für Funde“ bezeichnet Direktor Dr. Franz Glück die Sekundärsammlung an Bildern im Historischen Museum der Stadt Wien, die meist im Depot verwahrt sind. Bis zum April ist nun diese in vielem erstrangige zweite Garnitur der „Bilder, die man nicht immer sieht“ im Museum auf dem Karlsplatz ausgestellt. Fast 170 Gemälde, größtenteils aus dem Zeitraum von 1790—1890, darunter wahrhaftig nicht wenige Neuentdeckungen für den Beschauer. Neben Werken von allgemeiner künstlerischer Bedeutung finden sich auch Bilder liebenswürdiger lokaler Kleinmeister, die ihre Talente in den Dienst der getreulichen Schilderung ihrer Umwelt stellten und so auf ihre Weise ein Stück Kulturgeschichte interpretieren.

Große Namen der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts sind hier vertreten. Moritz von Schwind, geziert durch lange Künstlermähne, die Korbflasche in der Hand, ergeht sich mit Peter Cornelius in den Weiten der römischen Campagna. Friedrich von Amerling überrascht durch eine düster-wilde Mondlandschaft in einem bei ihm ganz ungewohnt schweren, dichten Farbauftrag. Auch Anton Romakos bewegtes unkonventionelles Schlachtenbild „Kampf auf der Löwelbastei“ gehört zur Sekundärsammlung, ebenso wie Rudolf von Alts „Friedrichsgrab in der Stephanskirche“. Josef Danhausers „Heiratsantrag“ atmet den anekdotischen Reiz behaglichen Biedermeiers. Voll unbewußter Komik Peter Kraffts „Rüdiger und Angelica“ (inspiriert von Ariosto), ein zeitgenössisches Brautpaar in romantischer Mythisierung. Köstlich die figurenreiche aquarellistische Genreszene „Scheibenschießen auf dem Lande“ des Fendi-Schülers Friedrich Treml.

Die virtuosen Plankenberger Landschaften von Emil Jakob Schindler möchte man eigentlich immer sehen; sinngemäß schließen in der Schau die Maler seines Kreises an: Rudolf Ribarz, Eugen Jettel und Tina Blau. Unter den Porträts fallen besonders ein Knabenbildnis von Franz Eybl, Lenbachs nobles Konterfei Gottfried Sempers und Makarts Kniestück der jungen Dora Gabillon auf: skizzenhaft mit Brio und Eleganz gemalt, Vorahnung von Klimts Frauenbildnissen. Ein Makart, dessen Begleitmusik nicht mehr von Liszt, sondern schon von Richard Strauss stammen müßte.

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