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Julia ohne Romeo

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Das Rollenfach der Dame, nicht ganz identisch mit der Salondame der Bühne, ehemals im deutschsprachigen Film mit Lil Dagover, Olga Tschechova, Brigitte Helm, Marte Harell und anderen überreich besetzt, ist lange Zeit verwaist gewesen, bis der Stern der in dunklen Zeiten leuchtend gewordenen Lilli Palmer aufging. Wir verdanken dem letzten Wirken des verstorbenen Wiener Produzenten und Regisseurs Dr. Stöger (Mundus-Film), daß unter der Flagge Rot-Weiß-Rot ein charmanter Film mit ihr und anderer internationaler Besetzung entstand — ein weiterer Beweis für die Mühelosigkeit, mit der Wien nach wie vor auch im Film unterschiedlichste nationale Elemente zu einem eigenständigen Ganzen zu verschmelzen vermag. „Julia, du bist zauberhaft“, nach der in Wien fast schon bühnenbeheimateten Komödie „Theater“ von Somerset Maugham, ist ein mit allen Wassern einer Bombenrolle gewaschenes Stück. Eine englische Schauspielerin in den besten Jahren, Gattin ihres Managers und Regisseurs, sensibel und nervös, taumelt wie ein Schmetterling ins sengende Licht einer Leidenschaft zu einem karrierehungrigen Fant, ganz und gar nicht Romeo, wird schließlich grausam ernüchtert, rächt sich auf Komödiantinnenart durch eine Bombenpremiere an der jugendlichen Nebenbuhlerin und kehrt zu dem sehr verständigen Gatten zurück. Dem Film fehlt leider die kritische Distanz zur Hauptrolle, womit unter anderem jeder tiefere Sinn, das heißt schlechtweg jede Moral hinauseskamotiert wird. Die Rolle der Julia scheint ästhetischer Selbstzweck zu sein. Wie freilich die Palmer sie anpackt, wärmt und zugleich ironisiert, ist sehenswert. Schauspielerische Potenzen wie Charles Boyer werden darneben zu Stichwort-bringern, ganz zu schweigen von Jean Sorel und Jeanne Valerie. Überraschend undeutsch-schwerelos ist Alfred Weidenmanns Regie.

Hält man dazu die gleichfalls österreichisch signierten, vorwiegend sogar mit Österreichern besetzten Filme „Sehl a-gerrevue 196 2“ und „Unter Wasser küßt man nicht“, glaubt man nicht recht, daß sie ein und derselben Mutter Kind sind.

Luigi Commencini taucht mit „D e r Weg zurück“ noch einmal in die nationale Tragödie Italiens, als durch die Kapitulation Badoglios das Volk mitten im Krieg in zwei Körper und zwei Seelen zerrissen wurde. Dem düsteren Ernst des Themas setzen der Regisseur und der Hauptdarsteller Alberto Sordi freundliche Lichter auf. Der englische Gefangenenfilm „Im Schatten der Zitadelle“ erinnert entfernt an die „Große Illusion“, doch schlägt der Kriminaleffekt weit über das Zeitdrama drüber. Stilistisch geschlossener ist den Engländern die politische Komödie „Rechts, links und in der Mitte“ gelungen.

Einem aufschlußreichen, trocken-pathetische russischen Film über die Vorbereitungen zum Raumflug, „1 7 m a 1 um die Erde“, ist ein poetisch bezaubernder 45-Minuten-Film, „Das Fohlen“, beigegeben worden. Da das „Fohlen“ aber nicht jugendfrei wurde, mußte es mit dem chinesischen Film „Akrobatik auf dem Platz“ ausgetauscht werden.

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