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Kirchenmusik in Tirol
Seit alten Zeiten ist der Domchor von B r i x e n, den gegenwärtig Domkapellmeister Angelus Alverä, unterstützt von Domorganist Alfons Frontull, leitet, durch seine Meisterschaft sowohl im Gregorianischen Choral wie in geistlicher Vokal- und Orchestermusik berühmt. Hier wird wirklich der liturgischen Forderung, Kirchenmusik als Musik des Gottesdienstes, nicht als Musik zum oder gar im Gottesdienst zu üben, in vollem Umfang Genüge getan. — Dem musikalischen Mittelpunkt Brixen gesellte sich ein zweiter kirchenmusikalischer Schwerpunkt im Benediktinerkloster Gries bei Bozen, insbesondere seit dort Dr. P. Oswald Jaeggi als Regenschori tätig ist. Der Mönchschor von Gries ist die beispielhafte Heimstätte des Gregorianischen Chorals in Südtirol. Der Pfarrchor von Gries und der Kammerchor Leonhard Lechner ist dank der Erziehungsarbeit von P. Oswald Jaeggi zur Avantgarde liturgischen und modernen geistlichen Musizierens geworden, wobei gelegentlich der Bozener Orchesterverein, eine Dilettantenvereinigung, welche das seit Aufkommen des Konservatoriums Monteverdi in Bozen fehlende bodenständige Orchester trotz vielfacher Behinderung erneut aufzubauen strebt, bei besonderen Veranstaltungen mitwirkt. Diese drei erwähnten musikalischen Vereinigungen haben, unterstützt von Bläsern der Grieser Bürgerkapelle, unter dem Motto „Das Marienlied im Wandel der Jahrhunderte“ dem Marianischen Jahr in Südtirol einen würdigen künstlerischen Höhepunkt bereitet. Das zuerst in der Bozener Franziskanerkirche und dann in der Grieser Abteikirche wiederholte geistliche Konzert gab einen ausgezeichneten Ueberblick über den Niederschlag der Marienverehrung im Ablauf eines Jahrtausends in der Kirchenmusik. Das mit großer Fachkenntnis zusammengestellte Programm umfaßte Gregorianischen Choral, Kompositionen von Hermann dem Lahmen, Dufay, Fevin, Palestrina, Frescobaldi, Cal-dara, Buxtehude, Mozart, Bruckner, Jochum, Lech-thaler, Strawinsky, Schröder und Volkslieder. Die Schulung durch den Chorleiter hat mit den zur Verfügung stehenden bescheidenen heimischen Kräften eine Leistung ermöglicht, die vorbildlich war.
Tirol, das — um nur einige Namen zu nennen — mit Johann Baptist Gänsbacher, Joseph Lechthaler und Vinzenz Goller der Kirchenmusik Oesterreichs bedeutende Kräfte zugeführt hat, verzeichnet heute in Südtirol einen neuen kirchenmusikalischen Aufstieg.
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