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Hoher Anspruch
Der Theatersommer im Westen verspricht viel, auch abseits der Groß-ereignisse Erler Passion und Bregenzer Festspiele. Für „Hamlet” in der Inszenierung von Ruth Drexel wird ein Obstgarten zur Bühne; ein Glashaus ist der Rahmen für die Uraufführung von „Brutto Madonna”, das Erstlingswerk des Tirolers Lorenz Gutmann. „Wir machen eben nicht nur Dinge, bei denen nichts schiefgehen kann”, betont Silvia Wechselber-ger, Produktionsleiterin der „Tiroler Volksschauspiele” in Telfs.
Den Begriff „Volkstheater” bezieht man in Telfs vor allem auf „moderate Kartenpreise, die sich jeder leisten kann”. Die Ansprüche dagegen sind hoch: an das Programm, an die Professionalität der Darbietung durch Berufsschauspieler gemeinsam mit Laien, aber auch an das Publikum. Mit viel Erfolg - leere Plätze sieht man kaum. Aufregung gab es oft, aber nur im Vorfeld von gewagten Uraufführungen, danach kaum mehr.
Auch das Freilufttheater Imst-Oberstadt spielt „Hamlet”: als „Bauernhamlet” von Ekkehart Schönwiese, gespielt von Laienschauspielern des „Theaterforum Humiste”. Der Geist von Hamlets Vater wird hier zum Gespenst, der philosophierende Totengräber zum „Totenweiberl”, der Hof von Dänemark zum Bauernhof. Die Parallele zu Telfs ist kein Zu -fall, sondern volle Absicht - Mut zum Experiment ist auch hier gefragt. „Aus den gewohnten Geleisen des
Bauernschwankes aussteigen” will auch die Volksspielgruppe Hippach. Sie tut es mit „Der Ent'rjochar”, einem modernen Jedermann. Das Stück zeigt, abgestimmt auf den Spielort im Zillertal, die Grenzen des Tourismus auf. Der „Jedermann” ist ein Hotelbesitzer, der, eingespannt ins Joch von Reichtum und Schulden, endlich einmal „selber Gast sein will auf dieser Welt”, ein Gleichnis für das nicht gelebte Leben
Bewußt keine Experimente, sondern „traditionelles Theater” bietet die „Studiobühne Montfort” in Feldkirch. Die Laienschauspieler wagen sich an Klassisches ebenso wie an Boulevardtheater - vom „Urfaust” über Nestroy und Moliere bis zu „Minister gesucht”. Heuer steht „Heiraten ist immer ein Risiko” von Saul O'Hara, eine Persiflage auf das englische Detektivstück, auf dem Programm.
Auf technischen Überperfektionis-mus verzichtet man gern, was Regie und schauspielerische Leistungen betrifft, ist aber hohe Professionalität gefordert, sagt Leiter Gerhard Fetka. Darum mußten die Vorarlberger Amateure sogar Wienerisch lernen. Gespielt wird „schnell, locker, nicht pathetisch”, im Stil eines „typischen Ensembletheaters”. Das Publikum weiß das zu schätzen. Gerhard Fetka: „Wir haben 1.000 bis 1.200 Zuschauer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die immer wieder kommen - eine richtige ,Familie'.”
Eine Ausweichmöglichkeit von der Freilichtbühne im Hof des Palais Liechtenstein gibt es leider nicht, bei Regen fallen die Vorstellungen buchstäblich ins Wasser.
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