Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Heiß umfehdet, wild umstritten
Ob es in Zukunft tatsächlich zu einem nennenswerten Import von Versicherungsleistungen kommt, hängt vor allem vom Marktpotential ab:
In der Schadensversicherung ist nicht mehr sehr viel zu holen. Die österreichische Versicherungsdichte (Prämien in Prozent des Bruttoinlandsprodukts) liegt hier bereits über dem Durchschnitt von EU beziehungsweise EFTA; nur in Deutschland, England und Irland ist sie nennenswert höher als bei uns.
Die Versicherung kommerzieller Großrisken dürfte sich schon jetzt international orientieren. Im Massengeschäft sind die Bindungen der Versicherten an ihr Versicherungsunternehmen recht stark. Wo diese Bindungen eine regionale Dimension haben, ist kaum mit einem anstehenden Importboom zu rechnen. Auch die jetzt schon ein paar Jahre geltende Tariffreiheit bei der Kfz-Haftpflicht hat trotz deutlich unterschiedlicher Prämienhöhe keine massive Abwanderung zu den Billiganbietern gebracht, einzelne Versicherer mit Hochpreispolitik sind sogar erstaunlich gut ausgestiegen.
Etwas anders sieht es bei der Lebensversicherung aus. Hier ist Österreich noch beinahe Entwicklungsland, die Versicherungsdichte ist gerade halb so groß wie im EG-Durchschnitt, zur EFTA oder OECD ist der Abstand noch größer.
Grosses Marktpotential
Dieses Nachhinken hängt mit dem hierzulande besonders ausgeprägten Einkommensersatzanspruch der gesetzlichen Pensionen zusammen. Da sich dieser Anspruch mehr und mehr als kaum erfüllbares Versprechen herausstellt, ist auch bei der privaten Altersvorsorge mit verstärkten Aktivitäten zu rechnen. Allein das Nachziehen auf den EG-Durchschnitt entspricht einem zusätzlichen Marktpotential mit einer jährlichen Prämiensumme von über 30 Milliarden Schilling. Das wird das Interesse der ausländischen Versicherer wecken, wie immer die Eigentumsverhältnisse in der Versicherungswirtschaft sein mögen.
Von Einfluß ist schließlich die steuerliche Behandlung von Versicherungsprämien. Bei Lebensversicherungen ist die österreichische Versicherungssteuer schon jetzt relativ hoch. Anläßlich der Steuerreform ist eine weitere Anhebung auf vier Prozent geplant, was zu Steuerumgehungen verleitet. In sechs EG-Staaten - darunter Deutschland - werden Lebensversicherungsprämien nämlich überhaupt nicht besteuert.
Der Autor ist
Leiter der Abteilung für Mathematische Methoden und Computerverfahren am Institut für Höhere Studien ÜHS) in Wien.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!