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Die Wiener Städtische setzt auf intensivere Kundenbetreuung und verstärkten Außendienst.

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Die Wiener Städtische setzt auf intensivere Kundenbetreuung und verstärkten Außendienst.

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DIEFURCHE.- Wie wird die Wiener Städtische, Österreichs größter Lebensversicherer, im großen europäischen Versicherungsmarkt agieren?

Vorstandsdirektor Heinz Jaindl:

Strategische Konzepte sind immer abhängig von dem, was man an Veränderungen erwartet. Ich glaube nicht, daß mit der Teilnahme Österreichs am EWR beziehungsweise mit Inkrafttreten der dritten Richtliniengeneration anbieterseitig eine dramatische Änderung am österreichischen Lebensversicherungsmarkt zu erwarten ist. Dazu ist der Markt zu klein und die Markteintrittskosten sind zu hoch. Eher zu erwarten ist, daß Vermittler für ausländische Anbieter verstärkt auftreten werden. Strategie der österreichischen Versicherer muß es daher sein, die durch den angestellten Außendienst traditionell gut funktionierende Betreuung weiter zu verbessern und auch verwaltungsseitig möglichst kundennahe zu operieren.

DIEFURCHE- Keine Angst vor ausländischer Konkurrenz? Jaindl: Dazu muß zunächst die Feststellung gemacht werden, daß die Durchdringung des österreichischen Marktes durch Gesellschaften, die mehrheitlich in ausländischem Eigentum stehen, bereits sehr hoch ist. Der Anteil in der Lebensversicherung liegt bei rund 40 Prozent. Das heißt, alle beziehungsweise viele namhafte ausländische Versicherungsunternehmen sind bereits am österreichischen Markt tätig.

Der österreichische Lebensversicherungskunde ist traditionell an einer langfristigen und abschätzbaren Entwicklung des Auszahlungsbetrages interessiert. Die Veranlagungsinstrumente österreichischer Versicherungsunternehmen orientieren sich daher an diesen Gegebenheiten. Deutsche Lebensversicherer agieren infolge ähnlicher Tradition und ähnlicher Rahmenbedingungen hinsichtlich Produkt- und Veranlagungstätigkeit so wie die österreichisehen. Da das Prämienniveau für Risikoversicherungen ebenfalls dem in Österreich gleichkommt, glaube ich kaum, daß verstärkt Polizzen deutscher Versicherer nachgefragt werden. Es wird sicherlich zu einem grenzüberschreitenden Anbieten ausländischer Lebensversicherungs-polizzen kommen, ob die ausländischen Gesellschaften nennenswerte Erfolge erzielen können, wird nicht zuletzt von den für österreichische Versicherer in Österreich herrschenden Rahmenbedingungen abhängen. Die Anhebung der Versicherungssteuer von drei auf vier Prozent hat dabei für die österreichische Versicherungswirtschaft mit Sicherheit keine begünstigende Wirkung.

DIEFURCHE.- Glauben Sie auch, daß die Zukunft nicht mehr nur den Vzr-sicherern allein gehört, sondern der umfassenden Geldanlagevermittlung? Jaindl: Beim Thema Allfinanz sind theoretischer Ansatz und Wirklichkeit auseinanderzuhalten. Das theoretische Alifinanzkonzept, das aus Amerika kommt und seinen Ursprung in den dortigen Besonderheiten des Bankensystems hat - nämlich Trendbanken anstelle der bei uns üblichen Universalbanken — hat' durchaus seine Richtigkeit unter den entsprechenden Voraussetzungen. Im Lebensversicherungsbereich haben viele Banken bereits Lebensversicherungen (zusammen mit Versicherungen) gegründet und bieten über den Bankschalter die entsprechenden Produkte an. Ebenso besteht eine Zusammenarbeit zwischen Versicherungen und Banken im Bereich Investmentfondsgesellschaften, Viele Versicherer bieten außerdem hypothekarische Finanzierungsprodukte an, die durch Lebensversicherungen abbezahlt werden, wobei die Kreditgewährung von den Banken erfolgt.

Die Zukunft der Allfinanzidee sehe ich eher in einer breiten Kooperation von Versicherungen und Banken, insbesondere im Vertriebsbereich. Die Wiener Städtische hat bereits seit vielen Jahren eine Kooperation mit der Bank Austria. Wiener Städtische und Bank Austria haben mit der Union seit ungefähr zehn Jahren eine sehr erfolgreiche Lebensversicherungstochter. Wir werden den Weg der Kooperation weitergehen.

Die Fragen an den Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen Verskherungs AG, Heinz Jaindl, richtete Elfi Thiemer.

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