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Maultrommel- und Hangarkonzerte

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Wie man die jungen Leute in den Konzertsaal bringt, überlegt sich die Musikalische Jugend Österreichs seit nunmehr 27 Jahren und ist unterdessen der größte Konzertveranstalter unseres Landes geworden. Das Angebot an Zyklen reicht von „Sound von heute“ und „Jazztime“ über „Barock und früher“ bis „Große Romantik“ und „Klavierkonzerte — Violinkonzerte“, die Freunde von Chansons und Cabaret finden hier genauso ein auf sie ausgerichtetes Angebot wie Verehrer der Kammermusik. Im Zyklus „Streichersolisten“ kommen sechs junge Künstler zu Wort (oder — besser gesagt — zu „Ton“). „War net Wien“, gäb's keine „Klavierabende“. Der Zyklus „Ausgefallen und auserlesen“ bringt Neues (wie Schwertsiks „Alphornkonzert“) und Altes (als besondere Rarität ein bei uns wohl noch nie aufgeführtes „Maultrommelkonzert“ (des Beethoven-Lehrers Albrechts-berger), und wer auf eine ganz neuartige Präsentation wartet, wird vielleicht mit Generalsekretär Wolfgang Ramjoues erstmals aufgelegtem Zyklus „Musik um Napoleon“ seine Freude haben, der nicht nur Musik aus der Zeit des Korsen bringt, sondern auch etwas vom noch äußerst lebendigen Marcel Rubin. Dieter Kaufmann wird im Zyklus „Musiktheater heute“ an vier Abenden mehr oder weniger experimentelle Musik präsentieren.

Man sagt sich bei den verantwortlichen Leuten der „Jeunesses“ aber mit Recht, daß das alles keinesfalls genügt, denn in erster Linie wird ja doch die Intelligenz angesprochen, selbst, wie Obmann Dr. Sturminger bedauernd berichtete, wenn der Wiener Stadtschulrat von dem langjährigen Brauch abgewichen ist, den „Jeunesses“ die Namen und Adressen der Wiener Maturanten zur Verfügung zu stellen. Schließlich will man auch die Lehrlinge von der Straße in den Konzertsaal holen, und so gibt es heuer erstmals „Hangarkonzerte“ für die Soldaten von Lan-genlebarn, spielt man in Wien, Salzburg und Linz „Lehrlingskonzerte“, und wenn auch wahrscheinlich in einem der schönen Stationsgebäude Otto Wagners am Karlsplatz eher ein Cafe entstehen wird als das seit Jahren von der „Musikalischen Jugend“ angeregte „Music in“, kann man den Organisatoren bescheinigen, daß ein seit Jahren beschrittener, erfolgreicher Weg konsequent und mit neuen unternehmerischen Ideen weiterverfolgt wird.

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