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Ballade vom zeugenden Wort

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Wie Schatten wehn die Bäume hin. Die Hügel fliehen meinen Blick. Der See versinkt mit Strand und Boot. Die Fenster starren hohl und fremd.

Ihr Menschengruppen, die da gehnl

Ihr ruft mich, und ich hör euch nicht. Nicht wie ihr singt und tanzt und weint. Und der da fällt, erschreckt mich nicht.

Ich bin bei euch nach liebem Brauch. Doch der euch anspricht, bin nicht ich. Und der da ißt und trinkt und schläft, Trägt meinen Namen nur zum Spiel.

Vielleicht bist du, vielleicht bin ich. Doch irgendwo und irgendwann. Der Krug, den ich anrühr, zerscherbt. Wohin ich trete, schwankt die Welt.

Die Nacht ist wirklich. Schließt die Tür! Verhängt die Scheiben, eh der Mond Mich findet und mich fortnimmt wie Ein Nebelbild! Barmherziger Gottl

II

Nun alles versinkt und verweht,

Fällt ein Wort aus dem Nichts und besteht.

Ob das Antlitz der Dinge zerfällt,

Ich steh sicher, ich höre die Welt.

Ich sag: Krug, und er steht da, bemalt.

Durch mein Wort wird die Linde Gestalt

Wie das Summen in ihr und das Haus. Und der Stein,

Den ihr nicht schaut, ist da und ist mein.

Selbst die Glocke schlägt, wie ich es will. Und die Welt ist so laut und so still Wie mein Herz, ist so neu, ist so alt Wie ich selbst und wird reine Gestalt.

Denn ich gehe umher und verteil

Ding und Menschen, das Los und das Heil.

Und bin selber gejagt und gelenkt

Von der Kraft, die mich hält, die mich denkt.

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