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Serbische Ordnung

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Am kommenden Wochenende sollen die Serben Bosnien-Herzegowinas in einem Referendum über den Vance-Owen-Teilungsplan abstimmen, den das serbische „Parlament" (65 Delegierte) in Pale - in den Bergen südöstlich von Sarajewo - am 6. Mai abgelehnt hatte.

Noch immer demonstrieren die Serben hohe Risikobereitschaft - und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben. Noch immer werden täglich in Bosnien-Herzegowina zwischen 50 und 300 Moslems von Serben „abgeschoben". Dabei handelt es sich um Frauen, Kinder und Alte; die meisten männlichen Mitglieder der moslemischen Familien sind im Krieg oder in serbischen Lagern. Das ganze steht unter der „Oberaufsicht" von Rotem Kreuz und UNO-Flüchtlingskommis-sariat UNHCR. Momentan ist eine Säuberungsaktion um Banja Luka im

Gange - laut Vance-0 wen-Plan serbische Zone; die nordbosnische Stadt ist aber nur zu 50 Prozent serbisch.

Die ethnischen Säuberungsaktionen gehen „bürokratisch sauber" vor sich: die Moslems sind gezwungen, ihr Hab und Gut zu verkaufen (sie erhalten dafür umgerechnet etwa 7.000 bis 14.000 Schilling) oder eine vorläufige Grundbuchänderung vornehmen zu lassen, mit der das Eigentum der Gemeinde übereignet wird. „Fein säuberlich" muß man sich dann auch abmelden und die Kinder „ordnungsgemäß" aus der Schule herausnehmen. Wer sich dieser „Ordnung" nicht beugt, muß mit Schikanen bis hin zum Terror rechnen. Jene, die das Land schließlich doch verlassen können, müssen noch an den verschiedenen Kontrollstellen Schmiergelder zahlen, um Weiterreisen zu können. (Kommentar Seite 3)

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