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Styriarte im Aufwind

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Wenn das hauptsächlich Felix Men-delssohn-Bartholdy gewidmete heurige Grazer Styriarte-Fest mit Beethovens Neunter begann, so war das kein Zeichen chaotischer Programmgestaltung, sondern eine Nachholaktion. Nikolaus Harnoncourts Beethoven-Interpretation vom Vorjahr war noch die letzte Symphonie hinzuzufügen. Sie war nicht unbedingt der Gipfel von Harnoncourts Kunst der „Offenlegung": nach einem fast lustlos geleierten Scherzo und einem spannungsärmen Adagio konnte erst der Finalsatz - vor allem durch die perfekte Ausdruckskraft des Arnold Schönberg-Chors - monumentale Größe zeigen.

An zwei weiteren Abenden ließ sich das bereits recht internationalisierte Publikum begeistert darauf ein, sich vom künstlerischen Motor und Mentor des Festivals ins romantische Land entführen zu lassen. In der „Schottischen", der „Italienischen", mit den „Hebriden" und der „Melusine" sorgten die jungen Musiker des Chamber Orchestraof Europe für faszinierende Spannung durch abenteuerliche Ex-zessivität und romantischen Farbenreichtum in prasselnden Streicherattacken und mit gezielten Stößen des Blechs, die mit der sanften Schönheit von Liedern ohne Worte abwechselten.

Mit größter Intensität und überschnellen Tempi agierte die Deutsche Kammerphilharmonie unter Heinrich Schiff (Mendelssohn-Konzert mit Thomas Zehetmair und die ein wenig kraftmeierisch zersetzte Vierte Beethovens), wogegen Lutoslawskis ergreifende Trauermusik sich in breitangelegtem Spannungsbogen ausfalten konnte.

Daß Mozart in romantischer Umgebung keineswegs ein Fremdkörper sein muß, bewies die unvergleichliche Edita Gruberova mit insgesamt acht Konzertarien, in denen sie ihre schier unglaubliche technische Perfektion aufs schönste mit tiefem Gefühlsausdruck verband. Der Aufwind der Styriarte nach dem Führungswechsel hält unvermindert an.

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