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Vom Kammer- zum Pfirsichgarten

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Saniert wird nach langer Vernachlässigung nicht nur das von Johann Lucas von Hildebrandt als Gartenschloß des Prinzen Eugen konzipierte „Belvede-re". Auch für den weitläufigen Park -laut Fachliteratur einer „der schönsten der Welt" mit Blick auf Stephanskirche, Kahlen- und Leopoldsberg - gibt es nun zumindest ein vom Bundesdenkmalamt in Auftrag gegebenes und vom Architekturbüro Maria Auböck erarbeitetes Sanierungskonzept, dessen Realisierung innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren abgeschlossen sein soll.

Die Schätzkosten für die schrittweise Restaurierung belaufen sich auf rund 319 Millionen Schilling. Aufzubringen sind sie von den drei für die Erhaltung des in Staatsbesitz befindlichen Schlosses zuständigen Ministerien: dem Wissenschafts-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium. Dort ist man bestrebt, die Stadt Wien wenigstens für die Instandsetzung der desolaten Wege ebenfalls zur Kassa zu bitten (56 Millionen Schilling).

Am teuersten, nämlich auf 136 Millionen Schilling, kommt die statische, bauliche und restauratorische Sicherung von Stützmauern,Treppenaufgängen, Rampen, Bassins und technischen Einrichtungen (darunter auch die Schaffung einer zeitgenössischen Wasserversorung). Die Neube-pflanzung der barocken und 45 Jahre lang nicht zurückgeschnittenen Baumalleen und Heckenreihen wird mit 44 Millionen Schilling anberaumt. Schließlich erfolgte - sieht man von den mehr als 1.000 Pflanzen ab, die von den Bundesgärtnern seit 1989 eingesetzt worden sind - die letzte Erneuerung der Vegetation vor ungefähr 150 Jahren.

15 Millionen Schilling rechnet die Landschaftsarchitektin Auböck für die Etablierung einer Infrastruktur vom WC bis zum Kinderspielplatz und einem Cafe. 68 Millionen Schilling setzt sie für die Rekonstruktion verlorengegangener Gartenelemente ein. Dazu gehören Brunnen, Springbrunnen, Pavillons, Steinbüsten und Laubengänge, die zum ursprünglichen Reichtum des zwischen 1713 und 1725 in Zusammenarbeit mit Hildebrandt von Dominique Girard angelegten Gartens zählten.

In Terrassen gegliedert, von Kaskaden begrenzt und durch Freitreppen verbunden, umfaßte die nach Süden ansteigende Gartenanlage den Kammergarten westlich vom Unteren Schloß, den Hauptgarten zwischen Unterem und Oberem Schloß sowie die Menagerie östlich vom Oberen Schloß. Der sogenannte Pfirsichgarten westlich vom Oberen Belvedere entstand um 1850. Teichhof und Vorpark in Richtung Gürtel erhielten in der Zeit Franz Ferdinands, der 1899 das Obere Belvedere bezog, ihre reiche Ausstattung.

Das Sanierungskonzept von Maria Auböck sieht vor, die Menagerie des Savoyers, zu der einst unter anderem ein Löwe und viele Vögel gehört haben, den jetzigen Bedürfnissen der Wiener Bevölkerung anzupassen. Den Pfirsichgarten möchte sie als Beispiel einer frühhistorischen Gartenanlage wiederherstellen. Der Kammergarten sollte als große touristische Attraktion mitsamt den Holzpavillons rekonstruiert werden.

Den Hauptgarten, Schauplatz sowohl eines Maskenfestes zu Ehren der Hochzeit von Marie Antoinette im Jahre 1770 als auch einer Reihe prominenter Wohltätigkeitsveranstaltungen der Fürstin Pauline von Metternich um die Jahrhundertwende, möchte sie im Sinne des 18. Jahrhunderts restaurieren. In den Höfen des Unteren Schlosses sind bloß geringfügige Renovierungsarbeiten notwendig.

Als finanziell abgesichert gilt bislang lediglich die historisch getreue Neubepflanzung des Parks.

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