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Zweierlei Phantasie
1869 schrieb der geniale Jules Verna seine etoenso hinreißende wie heute bereits- ais Literaturklassiker zu bezeichnende wissenschaftlich- utöpisch-phantastische Abenteuer- erzählung „20.000 Meilen unter dem Meer“, in der drei Schiffbrüchige aufregende Erlebnisse an Bord eines sagenhaften Meeresschiffes .Jiauti- lus“ als unifreiiwiUiga „Gäste“ des mysteriösen Kapitäns „Nemo" mitmachten, bevor ihnen die Flucht gelang. Die ebenso begeisterten wie in ihrer Neugier um die Aufklärung des Geheimnisses um die .Jiautilus“ und ihren Schöpfer betragenen und daher empörten Leser dieses „Bestsellers“ (nur gebrauchte man damals das häßliche Wort noch nicht) forderten vom Autor stürmisch eine Aufklärung; und so verfaßte Verne ein Jahr später — sichtlich gedrängt und vom Feueratem seiner Phantasie nicht sehr erhitzt — eine Fortsetzung unter dem Titel „Die geheimnisvolle Insel“, in der fünf Flüchtlinge aus dem amerikanischen Bürgerkrieg 1865 mittels eines BaUons auf eine Vulkaninsel verschlagen werden und dort während ihrer Robinsonade nach allerlei geheimnisvollen Begebenheiten entdecken, daß in der Vulkanhöhle der Unterschkipf der „Nautilus“ ist Und vor ihrer infolge des Vulkanausbruches neuerlich erzwungenen Flucht erfahren sie, wer der Herr des Schiffes in Wirklichkeit ist, bevor die Inselexplosion U-Boot und Erbauer endgültig vernichtet. (Verne war klug genug, an Stelle heute üblicher zahlreicher Erfolgsfortsetzungen von immer geringerem Gehalt das Übel gleich zu beseitigen!) 1962 wurde die spannende Vorlage erstmals verfllmt, als englische Produktion mit Herbert Lom als Kapitän Nemo, nun ist ein spanisch- französischHitalieoißches Remake unter dem Titel „Herrscher einer versunkenen Welt“ herausgekommen, an dem der einstmals igroße Juan Antonio Bardem („Der Tod eines Radfahrers“, „Hauptstraße“ und andere) und der Franzose Henri Colpi („Noch nach Jahr und Tag“) ihre heute schon etwas kleiner gewordenen Ambitionen ausprolbierten. Omar Sharif ist diesmal der düster-geheimnisumwitterte (aber ach, so edie) Kapitän, und das Ganze bietet, wenn auch nicht als filmisches Meisterwerk zu bezeichnen, doch akzeptable, sominerliche Filmunterhaltung.. • Keine Unterhaltung — in keinem
Sinn — besdiert jedoch Fernando Arrabals Filmopus II „Ich werde laufen wie ein verrücktes Pferd“, ip dem sich der anscheinend „ausgeschriebene" Künstler wieder einmal als blasphemischer Bürgierschreek und anarchistischer Provokateur betätigt und mit Ekeldarstellungen, Fäkalismus, Pornographie und Sadismus schockieren und erregen will.
Die vertrauten Symbole des katholisch-spanischen Surrealismus (die Bunuel schon vor vierzig Jahren meisterlich-ausdrucksstark handhabte) werden bei Arrabal penetrant, schwerfällig und pompös (doch kraftlos), und einige zweifellos poesievolle und in diesem Sinn „schöne“ Momente können auÄ nicht darüber hinwegtäusdien, daß der Film den
Offenbarungseid Fernando Arrabals darstellt, der nichts mehr zu sagen hat und daher alles doppelt und dreifach ausdrückt: durch Bild,
Wort und Musik! Und dies durch Ekel-Sensationen, übertüncht. Dennoch wäre ich dagegen, wenn man den Film nicht zeigen würde. (Und nicht im Künstlerhaus-Kino)…
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