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Begehrte Güter in Mittelost

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Kasachstans Präsident genießt das Vertrauen der Amerikaner. Sicherheitsstrategen bereitet die moslemische Atommacht jedoch schlaflose Nächte.

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Kasachstans Präsident genießt das Vertrauen der Amerikaner. Sicherheitsstrategen bereitet die moslemische Atommacht jedoch schlaflose Nächte.

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Kasachstan ist das Sorgenkind der Sicherheitsstrategen, denn es verfügt über Atomwaffen und Staatspräsident Nasarbey wird von Glaubensbrüdem aus dem Iran und aus arabischen Staaten heftig umworben. Dem darbenden Staat fällt es nicht leicht, der Versuchung der Ölgelder zu widerstehen. Die russische Zeitung „Iswestija“ verhöhnt die einstigen Mitbürger: „Ein Wunder, daß bisher noch keine einzige Bombe gestohlen worden ist.“ Kasachstan ist nicht nur eine Atommacht, sondern hat auch andere Waffen, die im Mittleren Osten sehr begehrt sind.

Dennoch hat die „neue Moslemrepublik“ damit begonnen, ihre 104 SS-18 Langstreckenraketen zu deaktivieren. Jede dieser Raketen ist mit zehn Atomsprengköpfen ausgestattet. Insgesamt lagern in Kasachstan 1.400 Atomsprengsätze. Schließlich hat Almaty ein Abkommen mit der Internationalen Atombehörde (IAEO) in Wien unterzeichnet, mit dem die Atomenergie einer strengen Kontrolle unterzogen wird. Als Gegenleistung dürfen die Kasachen nun ihr Uranium offiziell in die USA und nach Europa exportieren, was sie bislang inoffiziell taten. Die USA tragen die Kosten der Entatomisierung und haben dafür vorerst 85 Millionen Dollar bereitgestellt, zusätzlich zu den 311 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe für das Jahr 1994.

Präsident Nasarbey genießt das Vertrauen der Amerikaner, die mit 70 Firmen hier eingestiegen sind - angezogen nicht nur von den Öl- und Erdgasreserven, die auf 25 Milliarden Tonnen geschätzt werden, sondern auch von in Hülle und Fülle vorhandenen Metallen wie Gold, Silber, Chrom, Zink und Eisenerz. Amerikanische Weizenlieferungen braucht Kasachstan allerdings nicht, es exportiert selbst Weizen und Kohle. Chevron hat die ausgedehnten Tengiz-Ölfelder ergattert, und Mobil ist am Kaspischen Meer rührig.

DIE AMERIKANER WARNEN

Sorgen macht den Amerikanern nur die Vorstellung, die Kasachen könnten Öl- und Gasleitungen doch noch durch den Iran verlaufen lassen. Das haben sie sich zwar erst einmal brav ausreden lassen, was aber wird, wenn sich die Beziehungen zu Rußland verschlechtern?

Dieses Problem teilt Kasachstan mit Turkmenistan, das eine lange Grenze zum Iran hat, aber nirgendwo an Rußland grenzt. Mit seinen knapp vier Millionen Einwohnern produziert das Wüstenland bereits 5,5 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr, mehr als es verbrauchen kann. Nahe der Hauptstadt Aschkabad ist man auf zusätzliche Ölquellen gestoßen - und läßt sie vorläufig unerschlossen. Es ist alles eine Frage der Pipelines.

Die Iraner drängen natürlich, aber die Amerikaner warnen. Und die Turkmenen warten, möchten sie doch gern zu „Kuweitis an der Kaspischen See“ werden. Eine jährliche Produktion von 85 Milliarden Kubikmeter Erdgas sehnt sich nach Zulassung auf dem Weltmarkt.

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