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Die geheime Invasion der Chinesen

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In diese Oase der Ruhe schlichen sich die ausländischen Interessen ein. Vor allem die der Chinesen. Unter der diplomatischen Obhut der chinesischen Botschaft werden von hier aus Waffen, Medikamente und Lebensmittel zu den kongolesischen Rebellen geschmuggelt. Mit dieser proohinesischen Politik sind in Burundi heute viele Politiker nicht einverstanden. Sie verschwinden dann auf abenteuerliche Weise von der politischen Bühne und aus dem Leben; sie werden meist vergiftet.

Jetzt wurde selbst der Ministerpräsident, der dem proohinesischen Nyamoya auf den Regierungssessel folgte, angeblich von einem Watussi-flüchtling erschossen.

Im Gegensatz zum benachbarten Ruanda, wo das Volk der Watussi von den Bahutu-Negern entmachtet wurde, herrschen in Burundi noch Watussistämme. Die Watussis selbst sind jedoch, wegen der westlichen Unterstützung der Bahutus, prokommunistisch eingestellt. Davon stammt auch der große chinesische Einfluß in Burundi.

Unter dem burundischen König Mwambutsa herrschte die Staatspartei UPRONA (Einheit und nationaler Fortsahritt). In der Hauptstadt Bujumbura stehen neben dem Regierungspalast die Geschäfte, Büros und Bankhäuser der noch im Lande gebliebenen Belgier und Griechen. Auf der Terrasse des größten Hotels der Stadt, des „Paguidas“, sitzen heute europäische und einheimische Gäste in friedlicher Eintracht nebeneinander.

Die wirtschafltichen Schwierigkeiten des Landes wachsen jedoch von Tag zu Tag. Wilde Streiks, scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten bei der Anlieferung von Massenbedarfsartikeln, Inflationser-scheinungen, Schleichhandel und schwarze Preistreiberei machen das Leben in Burundi heute unsicherer denn je.

Burundi ist eigentlich ein Agrarland. Die gewollt forcierte Industrie steht auf sehr schwachen Kinderfüßen: sie besteht aus halbhandwerklichen Reparaturwerkstätten, kleinen Erzgruben und bescheidenen Baubetrieben. Für die Bauern, die ihre Dörfer verlassen, ist es kaum möglich, in den Städten des Landes Arbeit zu finden. In Katanga, Kasai, Kivu und anderen Kdngöprovinzen gibt es aber schon lange ziemlich große Erzminen und Plantagen. Dorthin ergießt sich gewöhnlich der Strom der ruinierten Bauern von Burundi. Jährlich ziehen ungefähr 8000 Familien auf Arbeitssuche nach dem Kongo. Diese Umsiedlungsflut wirkte anderseits in Burundi selbst wie ein Sicherheitsventil, das die gesellschaftlichen Spannungen im Lande stark abschwächte.

Die Bauern von Burundi leben in kleinen Dorfgemeinschaften und betreiben im Grunde Naturalwirtschaft. Nur ein geringer Teil ihrer Erzeugnisse gelangt auf den Markt, nur fünf Prozent der Erzeugnisse dieser Bauernwirtschaften gelangen in den Handel, vor allem Kaffee. Die kleinen Kaffeepflanzungen liefern den Bauern rund die Hälfte ihrer Bareinkünfte.

Wenn auch die weit voneinander verstreuten Dörfer eine lose, familientraditionelle Bindung untereinander haben, versuchen einige burundische Politiker neue, genossenschaftsähnliche Dorfgemeinden ins Leben zu rufen. Sie können aber selbst nichts rechtes darunter verstehen. Ein junger Politiker im Bujumbura sagte:

„Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie bei uns Genossenschaften entstehen könnten. Sollte sie auf der Basis der Gemeinde organisiert werden, so würde in erster Linie die Dorfobrigkeit daran profitieren. Sie würde das herkömmliche Recht auf Grund und Boden aufrechterhalten und zudem moderne Mittel zur Bodenbestellung erhalten. Die Möglichkeiten, die Gemeindemitglieder auszubeuten, würden stark ansteigen, und ich fürchte, daß der Widerstand der breiten Bauernschiohten gegen die Genossenschaften zunehmen könnte.“

Eine Entscheidung dieser und ähnlicher Fragen liegt bei der Öffentlichkeit des Landes.

Der gegenwärtig eingeschlagene Weg des Terrors, der politische Mord, kann nur zu einem Chaos im Lande führen, dessen einziger Nutznießer die kommunistische Infiltration ist

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