SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner und Kardinal Schönborn - Das freundliche Miteinander zwischen SPÖ und Kirche ist noch immer vor allem Fassade ohne Fundament, kritisieren die Autorinnen und Autoren des Buches "Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich". - © Paul Wuthe / Kathpress

Kirche und SPÖ: Sprachlos im Uralt-Konflikt

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Das freundliche Miteinander zwischen SPÖ und Kirche ist noch immer vor allem Fassade ohne Fundament, kritisierten die Autorinnen und Autoren des Buches „Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich".

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Das freundliche Miteinander zwischen SPÖ und Kirche ist noch immer vor allem Fassade ohne Fundament, kritisierten die Autorinnen und Autoren des Buches „Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich".

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Am Anfang waren Konkurrenz und Angst. So erklärt der Linzer Bischof Manfred Scheuer im Sammelband „Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich“, warum das Verhältnis zwischen diesen beiden Lagern von Beginn an konfrontativ war. Scheuer betont die „messianischen Züge“ des sozialdemokratischen Sozialismus in Österreich: glänzende Intellektuelle mit Pathos und Vision, eschatologische Botschaften und Erlösungsversprechen, riesige Organisationserfolge und Zuwachsraten – „die christliche Religion, der Katholizismus empfand das als Bedrohung und Konkurrenz“. Und zeigte sich im Abwehrkampf unversöhnlich. Scheuer zitiert seinen Bischof-Vorgänger von 1915 bis 1941, Johannes M. Gföllner: „Wer den Sozialismus fördert, arbeitet gegen die Religion. Wer den Sozialismus (…) unterstützt, versündigt sich an Christus und seiner Kirche (…). Christentum und Sozialismus stehen sich einander gegenüber wie Feuer und Wasser.“

Der Sammelband geht diesem in der Ersten Republik eskalierenden Ur-Widerspruch in der Beziehungsgeschichte zwischen Kirche und Sozialdemokratie bis heute nach. Verbindendes und Trennendes aus sozialdemokratischer Perspektive kommt zu Wort, genauso wie mehrere Beiträge eine historische Tour d‘Horizon entlang der schwarz-roten Auseinandersetzungen und Annäherungen (König/ Kreisky-Ära) bieten. Erfahrungsberichte aus der Betriebsseelsorge und der Katholischen Arbeitnehmer(innen)bewegung beschreiben den „Sitz im Leben“ eines Miteinanders vor einem Misstrauens-Hintergrund. Dass die Frage nach der politischen Einordnung Jesu und eine befreiungstheologische Perspektive ebenfalls vorkommen, beweist die umfassende Betrachtungsweise des Herausgeber-Trios.

Wie konkret die drei in der Katholischen Kirche beheimateten Herausgeber diese in der Verantwortung sehen, beschreiben sie im Vorwort sowie in ihren Perspektiven und Anstößen am Buchende: Die bis heute andauernde Entfremdung zur SPÖ und die Sprachlosigkeit gegenüber den schweren Konflikten mit der Sozialdemokratie sollen (endlich) durch klärende Worte zur Vergangenheit und echten Dialog in der Gegenwart überwunden werden. Denn, wie Bischof Scheuer schreibt, „es geht für die Kirche nicht darum, Kulturkriege mit der sie umgebenden Welt zu führen, sondern sich zu bemühen, die Kultur unserer Zeit und die Fragen zu verstehen, die sich die Menschen um sie herum stellen“.

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