Eine Wirtschaftsweise in Verantwortung

Werbung
Werbung
Werbung

Soziale Marktwirtschaft und katholische Soziallehre: Wie Wirtschaft und Ethik zusammenkommen können, erheben junge Wissenschafter, die dafür den WER-Preis erhalten.

Der oberösterreichische Industrielle Michael Teufelberger kam rhetorisch prompt in Fahrt: Der Dialog zwischen den Polen Wirtschaft, Ethik und Religion bleibe aktuell, und nein, er könne das Wort von der Finanzkrise nicht mehr hören, ganz im Gegenteil, es handele sich um eine Sinnkrise. Nach seiner prägnanten Einleitung übergab Teufelberger das Wort an Gerhard Merckens, Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft und Religion in der Industriellenvereinigung. Merckens führte dann vorige Woche an der Katholisch-Theo-logischen Privatuniversität (KTU) in Linz in das Zentrum des Abends: Die Prinzipien der Katholischen Soziallehre, wie sie von Pater Johannes Schasching formuliert wurden und die Grundlage für den heuer verliehenen WER-Preis sind: Die Förderung des Dialoges von Wirtschaft, Ethik und Religion.

Gerade in Linz haben sich Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche einem gemeinsamen Gespräch verpflichtet. Zu sehr stehen einander unternehmerisches Handeln im Sinne ökonomischen Erfolgs einerseits und Einzel- sowie Gemeinwohlverpflichtung, andererseits als widersprüchlich gegenüber. Daher wurden vor Jahren Arbeitskreise gegründet, das Gespräch an der Katholisch-Theologischen Universität - dann auch mit der Johannes Kepler-Universität - geführt. Auf diesem Boden reifte die Kooperation bis zu jener mit der Industriellenvereinigung für den WER-Preis, der zweijährlich verliehen wird. Und zu dem heuer Gerhard Merckens einleitete, vor allem unter Verweis auf den nach Jahren der Tätigkeit im Vatikan hochbetagt in Rom lebenden, aus Oberösterreich stammenden Pater Johannes Schasching.

Der Unternehmer möge, so die Prinzipien der katholischen Soziallehre, sachgerecht, menschengerecht und gesellschaftsgerecht wirtschaften, erläuterte Merckens. In Unternehmen sei sachgerecht zu handeln, nach technischen und betriebswirtschaftlichen Kriterien. Deren Sachgesetze seien nicht sittlich gut oder schlecht, sei seien schlicht zweckmäßig anzuwenden. Sehr wohl sei aber menschengerecht zu entscheiden, also unter Berücksichtigung sozialer Verantwortung. Dazu käme eine weitere für die Gesellschaft, heute in Form von Verantwortung für Natur und Umwelt.

Für Bewährung dieser Prinzipien sieht Merckens, lange an der Schnittstelle von Wirtschaft, Ethik und Kirche tätig, eine Nagelproble kommen: Diese bestünde darin, die Länder der Dritten Welt organisch in die Weltwirtschaft einzubauen.

Gelungene Beispiele wertvoller Wirtschaft

Die Ergebnisse der mit dem WER-Preis gewürdigten wissenschaftlichen Arbeiten zeigten eines: Es kann gelingen, diesen skizzierten und ethischen Prinzipien auch in einer auf Konkurrenz abgestellten und auf hohem Ressourcenverbrauch beruhenden Wirtschaft zu Anerkennung und zu Wirksamkeit zu verhelfen.

Mikrokredite würden in Entwicklungsländern gerade Frauen helfen, Lebensunterhalt abzusichern und damit an ökonomischen und politischen Prozessen teilzuhaben, ergab die Studie von Helmut Berg.

Unternehmensethik werde in Österreich gelebt, zeigte Daniela Ther auf. Allerdings beruhe sie eher auf hoher individueller Verantwortung der Führungskräfte und weniger auf struktureller Verankerung. Genau diese individuelle Verantwortung stellte auch Stefan Mayr fest: Selbst wenn krisenhafte Situationen wie etwa die Sanierung eines Unternehmens moralische Versuchungen und mögliche Werteverschiebungen mit sich brächten, blieben redliche Unternehmensführer weiterhin redlich. Unterstützt würden sie dabei von einem auch ethisch abgesicherten, auf Einzelne und auf Gläubiger Rücksicht nehmenden Regelwerk.

Regeln und Werte bedürfen aber der Verankerung: Dies zeige sich, wenn etwa Orden ihre Spitäler an Externe übergeben, erhob Michael Fischer. Denn die Seelsorge Schwerstkranker bleibe weiterhin deren besondere Aufgabe. <<>>

WER

Der WER-Preis fördert wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis der Wirtschaft zu Ethik, Religion,Theologie oder Kirche befassen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung