Lisa Eckhart stand in den letzten Wochen ausgiebig im medialen Rampenlicht. Fegt man den Skandalfaktor beiseite, offenbaren sich dem Leser ihres literarischen Debüts „Omama“ romangewordene Lyrik und ein Pandämonium der Nachkriegsgesellschaft.
Mit seinem Gespür für zeitgeschichtlich relevante Themen hat Uwe Timm im Lauf der letzten 50 Jahre ein beeindruckendes Werk geschaffen. Ende März feiert der deutsche Autor seinen 80. Geburtstag.
Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten verbrannt, er emigrierte aber nicht, sondern schrieb in sein „Blaues Buch“. Erich Kästners Tagebücher 75 Jahre nach Kriegsende.
Vom Teufel über Drachen, Seeungeheuer, Frankenstein und Dracula bis
zur "Monster AG": Monster gab es immer und wird es immer geben.
Kursorischer Durchgang durch die Kulturgeschichte.
Am 13. November erhielt Brigitte Schwens-Harrant den Österreichischen
Staatspreis für Literaturkritik 2015. Die FURCHE gratuliert mit der
Laudatio zum Nachlesen.
Am 1. Dezember 2013 jährt sich Ernst Tollers Geburtstag zum 120. Mal. Der Literat und Politiker wurde nach seinem Suizid 1939 erstaunlich schnell vergessen.Nicht nur das Stück "Die Wandlung“ machte Ernst Toller 1919 berühmt, sondern auch seine Beteiligung an der Münchner Räterepublik, an deren Spitze er kurze Zeit stand. Dieser Eintritt in die Geschichte auf gleich zwei Feldern, dem der Politik und der Literatur, sollte wegweisend für Tollers weiteres Leben sein. Für rund zwei Jahrzehnte, bis zu seinem Selbstmord aus Verzweiflung in New York, war Toller vielleicht sogar der
Der erste Eindruck ist zwiespältig: Braucht die Lesewelt eine neue, weitere Biographie über den bekanntesten deutschsprachigen Autor aller Zeiten? Die zweite Signatur nach dem Autornamen ist der Name des Verfassers, die dritte der Name des Verlags; Rüdiger Safranski gilt als großer Erzähler unter den Biographen und Hanser als seit vielen Jahren bedeutendster deutschsprachiger Literaturverlag.Dabei sind Biographien eine problematische Gattung. Es ist ihre Aufgabe, meist abgeschlossenen Lebensgeschichten einen tieferen Sinn zu unterlegen. In den letzten Jahrzehnten hat es zwei
Am 27. Oktober 2012 wird Felicitas Hoppe in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis erhalten. Mit ihr wird zurecht eine Autorin ausgezeichnet, deren Prosa in der deutschsprachigen Literatur ihresgleichen sucht."Weltweit, egal welcher Zeitung, hat Hoppe immer dieselbe Geschichte erzählt: wie sie als Ratte mit Schnurrbart und Schwanz versehen, Wurst in der Linken, Brot in der Rechten, den Marktplatz ihrer Heimatstadt Hameln betritt, um sich im Freilichttheater unter der Führung des Rattenfängers vor Touristen aus aller Welt ein Taschengeld zu verdienen.“ So beginnt einer der
Angesichts massiver Orientierungsverluste in der Postmoderne wird
romantische Liebe immer unwahrscheinlicher, andererseits aber auch
zum möglichen Rettungsanker.
Autorinnen und Autoren schreiben gegen die "Trivialisierung der Gesellschaft" und lassen hinter die Kulissen des Literaturbetriebs blicken.In den letzten eineinhalb Jahrzehnten häufen sich die Klagen über die angeblich unpolitisch gewordene junge Literatur. Einerseits ließ das etablierte Feuilleton an den traditionellen Einmischern wie Günter Grass und Martin Walser kein gutes Haar, andererseits galten und gelten die Jüngeren als, bestenfalls, politisch uninteressiert. Weshalb das so nicht stimmt und es die Jüngeren viel schwerer haben, sich Gehör zu verschaffen, davon legt jetzt ein
Der Mensch „ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, wusste schon Friedrich Schiller – und in der Literatur der Postmoderne avancierte das Spiel zum zentralen Gestaltungsmerkmal.Wieder einmal hatte Schiller recht. Es ist schon erstaunlich, dass Friedrich Schiller stets als Juniorpartner Johann Wolfgang Goethes galt, während Letzterer damit beschäftigt war, Urpflanzen nachzuforschen, falsche Farbtheorien aufzustellen und dem Neptunismus anzuhängen, der davon ausging, dass die Erde im Kern voller Wasser war. Der unzeitgemäß moderne Schiller formulierte in seiner Jenaer Antrittsvorlesung
bernhard Strobel Erzählt von Figuren in Einsamkeit und Sprachlosigkeit und mit bescheidener Aussicht auf Glücksmomente.Das vielleicht bedeutendste Thema der jüngeren Literatur unserer Zeit ist Einsamkeit verbunden mit Orientierungslosigkeit in einer Welt, in der stabile Beziehungen zwischen Familienmitgliedern, Freunden und Partnern selten geworden sind.In Texten von Alexa Hennig von Lange und Judith Hermann über Benjamin Lebert und Steffen Popp bis Thomas Stangl und Juli Zeh haben wir es mit Figuren zu tun, die nicht wissen, was sie wollen. Bei manchen jungen Autoren wird dies neuerdings
Figuren in der grossstadt – ein reigen von einsamen auf der suche nach Liebe.„Schnell, skurril und böse“, wie der Klappentext sagt, ist Helmut Kraussers Roman nicht. Hinter der von Autor, Verlag und Feuilleton gepflegten Fassade des nun schon nicht mehr ganz so jungen Wilden steckt ein einfühlsamer Autor, der seine Figuren ernstnimmt und ihnen Raum gibt.Krausser knüpft diesmal an seine frühen Romane an, die Sandler und andere Ausgestoßene der Gesellschaft behandeln, nimmt aber Figuren aus der Mittelschicht dazu und führt vor, dass alle das eint, was ohnehin das große Thema der
Identitäten sind brüchig, sie sind Patchwork – Orientierungsverlust und Identitätssuche sind die Themen der neueren Literatur.„Und frei erklär ich alle meine Knechte“: Das waren noch Zeiten, als Friedrich Schiller 1804 seinen „Wilhelm Tell“ mit einer sozialen Utopie enden lassen konnte. Aber Schiller wusste, dass er nicht ein Ziel markierte, sondern die Karte für einen Weg entwarf. Schon seine Figuren sind vielfach gebrochen und fast alle scheitern, von Karl Moor über Wallenstein bis zu Maria Stuart. Wer überlebt, ist isoliert (etwa Philipp II. im „Don Carlos“ oder
Andreas Neumeisters popliterarische Vermessung der Welt verzichtet auf Figuren und Handlung und erzählt Assoziationen zu real und virtuell bereisten Räumen und Zeiten.Könnte Köln sein. Was könnte Köln sein? Könnte interessant sein. Muss aber nicht.Andreas Neumeister wird zu den neueren Popliteraten gezählt, er hat ein Verfahren perfektioniert, das man nach Moritz Baßler als Archivierung und Inventarisierung bezeichnen kann. In "Angela Davis löscht ihre Webseite" waren es, wie schon der Untertitel verkündete, "Listen, Refrains, Abbildungen". In "Gut laut", später auch aufgelegt als
In Christian Mährs Roman macht eine junge Frau Unerklärliches möglich und das Schicksal nimmt seinen Lauf.Das Rezept funktioniert heute immer noch, zahlreiche Krimi- und Vorabendserien leben davon, "Derrick" oder "Dallas" zählen zu den Klassikern. Man nehme: mindestens einen Menschen mit sehr viel Geld (Villa, Jaguar), eine Dreiecksbeziehung, Betrug im großen Stil (zeitgemäß an der Börse), eine mysteriöse Fremde und verschiedene geheimnisvolle Ereignisse vom Autounfall bis zur Entführung. Der Grundgeschmack ist bitter und zugleich süß - auch reiche Menschen haben ihre Probleme, die
Marcel Beyers neuer und vielgelobter Roman blickt wieder in die Vergangenheit. Er ist virtuos erzählt - doch die Hauptfigur lässt den Leser seltsam kalt.Was fasziniert insbesondere jüngere Autoren so sehr an der deutschen Geschichte? Zunächst bemühten sich jene, die aus unmittelbarem Erleben schrieben, um die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit - man denke an Wolfgang Borchert oder Heinrich Böll, aber auch die jüngeren Günter Grass und Martin Walser.Das Ende der deutschen Teilung gab dem Thema in den 1990er Jahren eine neue Dynamik. Nun waren es zugleich ältere und jüngere
Helmut Kraussers neuer Roman erzählt den berühmten Komponisten als erotisches Genie.Bekanntlich hat Literatur nur zwei Themen - Liebe und Tod. Sigmund Freud hat die Liebe auf die Libido zurückgeführt und den Sexual- und Todestrieb unterschieden, Eros und Thanatos.Helmut Krausser, der seit rund zwei Jahrzehnten die Roman-Szene aufmischt, hat die beiden Triebe in den Mittelpunkt seiner Texte gestellt, nicht zufällig hat er sogar zwei umfangreiche Romane danach benannt ("Thanatos" erschien 1996, "Eros" 2006). Wenn sein neues Buch nun "kleine Gärten" in den Titel hebt, dann kann man sich
Christof Hamann führt an den Kilimandscharo und erzählt vom Bergsteiger Leonhard Hagebucher. Aber in der Wirklichkeit des Romans "Usambara" ist alles etwas vertrackter.Bergsteiger aufgepasst - in diesem Roman geht es darum, eine der legendären Erhebungen der Welt zu bezwingen. Wenn man Meyers Großes Taschenlexikon zu Rate zieht, dann erfährt man, dass der Kilimandscharo das höchste Bergmassiv Afrikas und vulkanischen Ursprungs ist. Die Spitze des (noch) vergletscherten Kibo reicht bis auf 5895 Meter. Auch wenn der Berg im heutigen Tansania liegt, die Erstbesteiger waren, neben dem
Vor 150 Jahren wurde Herman Bang geboren. Seine Erzählungen und Reportagen kann man noch heute mit großem Gewinn lesen.Der Schriftsteller als Dandy und Flaneur - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren solche Figuren keine Seltenheit. Am bekanntesten ist Oscar Wilde, der in London lebte und in seinen Gesellschaftskomödien die britische Oberschicht karikierte. In den letzten Jahren haben Verfilmungen, beispielsweise von The Importance of Being Earnest und An Ideal Husband, für zusätzliche Popularität gesorgt.Das dänische Pendant heißt Herman Bang, geboren 1857, also drei Jahre
Patrick Süskinds Essay "Über Liebe und Tod".Unter den Arbeitern im Weinberg der Literatur ist es eine Binsenweisheit, dass es eigentlich nur zwei Themen gibt, mit denen sich Fiktionales beschäftigt: Liebe und Tod. Und zwar deshalb, weil es die beiden einzigen wirklich relevanten Themen der menschlichen Existenz sind - bei der Geburt sind wir zwar dabei, aber noch zu klein und zu unvorbereitet, um sie als entscheidendes Ereignis würdigen zu können.Wenn nun ein Buch erscheint, das den unbescheidenen Titel Über Liebe und Tod trägt, kann ein nach den tieferen Gründen des Daseins
Friedrich Christian Delius erzählt das "Bildnis der Mutter als junge Frau".Wir schreiben das Jahr 1943. Eine hochschwangere junge Frau geht durch Rom, um an einem Kirchenkonzert teilzunehmen. Ihr Mann, im Krieg verwundet, hat sich hier erholt und sie zu sich geholt - bis er einem "Abstellungsbefehl" nach Tunis folgen musste. Die junge Frau ängstigt sich um ihren Mann und die Zukunft ihres Kindes. Die ewige Stadt ist ihr fremd, sie versteht nicht einmal die italienische Sprache. Allerdings darf sie bei deutschen Ordensschwestern leben, die gut für sie sorgen - ihr Mann ist evangelischer