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Zwei Eigenartige
CHRISTINA, KÖNIGIN VON SCHWEDEN. Von Georgina Mas-son. Titel der Originalausgabe: „Queen Christina“. Aus dem Englischen übertragen von Ulrich Bracher. Raliner-Wunderlich-Verlag, Titbingen, 1968. 416 Seiten, 21 Abbildungen. DM 24.80.
An diesem Bild ist die Hauptgestalt ebenso interessant wie der Rahmen. Den Rahmen gibt das Europa der Barockzeit her — das siegreiche Schweden, das umkämpfte Belgien, das kunstfreudige Rom; im Hintergrund werden die zwei großen Kämpfe jener Zeit ausgefochten — Fürstenmacht gegen Ständemacht, Gegenreformation gegen Protestantismus. Königin Christina trat ins Leben als Kind einer gemütskranken Mütter und eines Vaters, der selbst kerngesund, doch eines Narren Neffe war. Das belastete Kind wurde Königin und sollte zu einem evangelischen Monarchenideal erzogen werden. Kein Wunder, daß Christina eine durchaus problematische Frau wurde, daß ihr unwahrscheinlicher Lebenslauf so kurzweilig zu lesen ist wie nur irgendein Roman. Doch lernt der Leser aus diesem ausgezeichneten Buch sehr viel über die Zeit, die Frankreichs Aufstieg sah.
PREUSSENS FRIEDRICH UND DIE DEUTSCHEN. Von Rudolf Augstein. Fischer-Verlag, 1968. 566 Seiten. DM 18.—.
Die größte Revolution in Deutschlands Geschichte war der Feldzug von 1866, welcher die jahrhundertealte politische Tradition abriß und ein neues Deutschland um die neue Hauptstadt Berlin baute. Dieser Feldzug entschied die Deutsche Frage; entstanden war sie dadurch, daß neben der kaiserlichen Hausmacht von Österreich eine zweite deutsche — zunächst also notwendig antideutsche — Großmacht erwachsen war. Geschaffen hat sie Friedrich II. So lange also Berlin Deutschlands Hauptstadt hieß, wurde das Andenken Friedrichs II. verherrlicht. Es ist naturgemäß, daß nach dem Fall der Hohenzollem und nach dem Abkommen von Potsdam ein Revisionsprozeß vor dem Weltgericht der Geschichte eröffnet wurde. Augstein gehört zu den Anklägern. Das wäre recht schön und gut — zumal für den österreichischen Leser. Aber da ist allzu viel von der spottsüchtigen Art demokratischer Redensarten hineingekommen. Es ist gut, an Friedrichs ruhmsüchtiger Kriegslust Kritik zu üben. Aber die spöttischen Bemerkungen auf Seite 286 über Friedrichs offensive Taktik: „Wie soll man da Menschenblut sparen?“ sind einfach albern. Wie? Nun, indem man schnell siegt — wozu es eben eines Friedrichs bedarf. Daß ein eigensinniger Zuckerkranker und ein gedopter Zimmermaler mit ähnlich offensiver Taktik nicht zu siegen wußten* ist doch eine andere Angelegenheit... Bei dem allem wird der Leser im reichlichen Zitatenmaterial viel Belehrung finden.
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