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Mit "Il ritorno di Don Calandrino" wurden die Salzburger Pfingstfestspiele eröffnet.

Gleich mit sechs mächtigen Koffern kehrt Don Calandrino weitgereist in sein Heimatdorf zurück. Diese beinhalten aber nicht nur allerhand Requisiten sondern sind auch als Sitz- und Schlafgelegenheit verwendbar. Auch allerlei fantasievolle, dreh- und fahrbare Gerätschaften tauchen neben skurillen Figuren in schrägen, grellbunten Kostümen (Carlo Poggioli) im weißen Einheitsraum (Edoardo Sanchi) auf: Viel ist Ruggero Cappuccio für seine Inszenierung von Il ritorno di Don Calandrino von Domenico Cimarosa (1749-1801), der nahezu 100 Opern schrieb, eingefallen; für eine Opernrarität, die der neue künstlerische Leiter der Pfingstfestspiele Riccardo Muti in einem Archiv seiner Heimatstadt ausgegraben hat. Die Opera buffa stammt aus 1778, aus einer glanzvollen, musikalischen Epoche Neapels. Aus dieser will man mit weiteren raren Werken auch in den nächsten Jahren dem Salzburger Festival neues Profil geben.

In der seicht dahinplätschernden Farce, die vom italienischen Wortwitz lebt, der bei der deutschen Übersetzung meist verloren geht, geht es um heitere Liebenswirren. Dabei wird der scheinbar studierte, reiche Titelheld bei seiner Rückkehr von den Frauen des Dorfes umschwärmt und findet letztlich doch die Richtige.

All dies würzt der italienische Regisseur mit einer manchmal zu großen Fülle von Aktionen und Gags. Alle Arien, die oft an der Rampe gesungen werden, sind durchinszeniert. Ständig wird das Geschehen von phänomenaler Artistik einer kubanischen Akrobatiktruppe oder schauspielerischer Pantomime begleitet.

Unverbraucht sind die Stimmen des bewusst jung gewählten Ensembles: Juan Francisco Gatell meistert die enormen technischen Schwierigkeiten der Titelrolle wie die extremen Höhen mit seinem hellen, lyrischen Tenor mühelos. Ihm am nächsten kommt noch Marco Vinco als geckhafter Monsieur Le Blonde mit kernig, geschmeidigem Organ und etwas enger Höhe. Laura Giordano (Livietta) und Monica Tarone (Irene) singen blitzsauber, verfügen aber über sehr kleine Stimmen. Leonardo Caimi (Valerio) wirkt nicht überzeugend.

Man merkt, dass Riccardo Muti der engagierte Motor dieser Produktion ist: Mit energiegeladenem Einsatz leitet er nach offensichtlich intensiven Proben das 2004 von ihm gegründete Orchestra Giovanile Luigi Cherubini, das die besten italienischen Nachwuchstalente vereint. Mit großer Frische, Vitalität, Spielfreude und Durchsichtigkeit wird musiziert, wobei einige Mängel an Exaktheit und Differenzierung kaum ins Gewicht fallen.

Dankbar ist man, diese Seltenheit kennen gelernt zu haben. Nur das Werk schlummerte nicht umsonst in einer Bibliothek: Es ist ein heiteres, hübsches Stück gefälliger Gebrauchsmusik mit einigen Schwachstellen und ohne nennenswerter Höhepunkte, das sich der Gestaltungskunst Mozart nur annähert und den Weg ins Repertoire wohl kaum finden wird.

Das Publikum, darunter auch die spanische Königin Sofia, war jedenfalls begeistert!

Nächstes Jahr wird Riccardo Muti bei den Pfingstfestspielen übrigens Giovanni Paisiellos Rarität Il matrimonio inaspettato dirigieren.

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