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"Der junge Lord" von Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann in Klagenfurt: Szenisch und musikalisch ideal.

Wenn sich beim Entstehen eines Musikdramas große, schöpferische Künstler zusammengefunden haben, entstanden meist kongeniale Meisterwerke. Eines der besten Beispiele dafür ist zweifellos die ungemein fruchtbare Zusammenarbeit von Hugo von Hofmannsthal mit Richard Strauss. Aus genauso einem Idealfall jüngerer Zeit ist die Oper "Der junge Lord" entstanden. Basierend auf dem Märchen "Der Mensch als Affe" von Wilhelm Hauff schuf die in Klagenfurt geborene Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ein geniales Libretto, das der deutsche Komponist Hans Werner Henze mit ebensolcher Musik vertonte. Entgegen der damals in Deutschland gängigen Darmstädter Schule ist die Musik durchaus kantabel und völlig tonal.

Die Uraufführung 1965 in Berlin wurde zum großen Erfolg, genauso wie die bejubelte Erstaufführung am Stadttheater Klagenfurt: Regisseur Leonhard C. Prinsloo und sein Ausstatter Christof Cremer verlegen die groteske Parodie auf das Kleinbürgertum von der deutschen Kleinstadt Hülsdorf-Gotha kurzerhand nach Klagenfurt, was durch einen, den Boden und die Wände des ganzen Bühnenbildes unterlegten Stadtplan und unzählige rosa "Rosen vom Wörthersee", dem Tourismuslogo, unschwer zu erkennen ist. In extrem überzogenen, puppenhaft-adretten Kostümen aus Kunststoff hat Prinsloo zudem jede Bewegung durchchoreografiert, immer im Takt der Musik und im Fluss der Handlung. Es ist schlichtweg phänomenal, was dabei Protagonisten, Chor und Statisterie leisten.

Obwohl die Rollen für jeden Sänger höchste Anforderungen stellen, wird auch bis zu den vielen, kleinsten Partien und beim Chor tadellos gesungen, wie wohl nicht von allen immer verständlich. Alexander Kaimbacher in der Titelrolle verfügt über einen höhensicheren, schönen Tenor und kann mit seiner "affigen" Darstellung mehr als überzeugen. Cornelia Wulkopf ist stimmlich sehr präsent. Kwang Il Kim singt äußert wortdeutlich. Nina Bernsteiner und Matthias Aeberhard sind stimmlich ein ideales Liebespaar.

Wie immer, wenn der Spezialist für "Neue Musik", Peter Keuschnig, am Pult des Kärntner Sinfonieorchesters steht, ist Klangtransparenz und differenziertes Musizieren garantiert. Die als Stilmittel vom Komponisten verwendeten Zitate von Strawinsky, Schostakowitsch, Hindemith, Schubert, Verdi, Strauss u.v.m. werden gekonnt interpretiert. Die musikalische Zeichnung unterstreicht die heterogene Seite des Geschehens, die buffoneske Persiflage auf der einen, die romantisch-lyrische auf der anderen.

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