Mit neuem Namen - die alte KP

Die jüngste Schöpfung auf dieser langen Liste ist die urplötzlich gebildete „Provisorische Revolutionäre Regierung“, die sich den kommunistischen Berichten zufolge sowohl die Nationale Befreiungsfront (NLF) als auch die „Allianz nationaler, demokratischer und friedlicher Kräfte“ einverleibt hat. Beherrscht wird diese sogenannte Regierung von Mitgliedern der „Revolutionären Volkspartei“, einer Organisation, die längst als ein Bestandteil der nord-vietnamesischen KP entlarvt worden ist.

Generale aus dem Norden

An der Spitze der neuen Regierung steht Huynh Tan Phat, dessen kommunistische Verbindungen bis ins Jahr 1945 zurückreichen, als er Mitglied einer Deckgruppe von Aktivisten war, die sich „Avantgarde Jugend“ nannten. Später spielte er eine führende Rolle in der „Vietnamesischen Demokratischen Partei“, die vorgeblich eine antikommunistische Bewegung war, in Wirklichkeit aber unter kommunistisch er Kontrolle stand.

1958 mußte Phat in den Untergrund gehen, aber zwei Jahre später tauchte er als1 Vorsitzender'des Sai-*' gonef*Köhnitees der“ Nationalen' ~Be- “ •freiungsfroiht wieder auf, wobei diese

Organisation die Bühne auf gleiche Weise wie jetzt die „Provisorische Revolutionäre Regierung“ betrat — sozusagen als Produkt eines an einem nicht bekannt gegebenen Ort abgehaltenen Treffens von Delegierten, die größtenteils anonym blieben und deren Mandat höchst obskur war. Das wichtige Amt des Verteidigungs-miinisters in der Schattenregierung hat — wie sollte es ander sein — ein Dunkelmann inne. der unter dem Namen Tran Nam Trung auftritt. Im Laufe der Jahre hat es sich gezeigt, daß dieser Trung anscheinend nicht eine Person, sondern mehrere Personen ist. Der Name ist zweifelsohne von zwei nordvietnamesischen Generälen benutzt worden — Tran Van Tra und Tran Luong sind ihre, wirklichen Namen — und vielleicht noch von einem dritten, Le Van Tien. Zur Verwirrung trägt der Umstand bei, daß man an Hand des offiziellen NLF-Photos den „Verteidigungsminister“ Trung als den General Luong identifiziert hat, also als einen der erwähnten nordvietnamesischen Generäle. Luong ist Mitglied des Zentralkomitees der nordvietnamesischen KP.

Dem 27 Mann starken „Kabinett' der „PrOviisoriscben Revolutionären Regierung“ gehören auch 'ehemalige Mitglieder der „Allianz nationaler,

demokratischer und friedlicher Kräfte“ an, die von den Kommunisten im Jahre 1968 im Zusammenhang mit ihrer Mondneujahrs-Offen-sive gegründet worden war.

Dieselben Leute

Als Japan kapitulierte und damit die fünfjährige Besetzung Indochinas zu Ende ging, berief die vietnamesische KP in aller Eile einen „Nationalen Parteikomgreß“ ein, 'dem weniger als 48 Stunden danach in „Allgemeiner Volkskongreß“ folgte. Der offiziellen nordvietnamesischen Zeitung ,.Nhan Dan“ zufolge nahmen an diesem „Volkskongreß“ rund 60 Vertreter „verschiedener politischer Parteden, Volksgruppen, nationaler Minderheiten, religiöser Gruppen und Aus-landsvietnamesen terP'. Inzwischen hat man in Erfahrung gebracht, daß all diese vorgeblich nichtkommuni-stischen Elemente entweder von den Kommunisten organisiert oder von ihnen durchsetzt worden waren. Wie „Nhan Dan“ berichtete, billigte der Kongreß einstimmig ,d'ie zehn großen politischen Richtlinien der kommunistischen Partei und des Vietimimh und ernannte das vietnamesische Bef reiungskomiitee,' aus dem unter der Führung von Präsident Ho Tschi Minh die provisorische Regierung wurde.

Als Radio Hanoi nun die Bildung einer „Provisoriischen Regierung“ für Südvietnam meldete, klang das ähnlich: „Die vietnamesische Allianz nationaler Kräfte und andere patriotische Kräfte in Südvietnam hielten einen Kongreß von Delegierten des Volkes im Süden ab ... und beschlossen einstimmig, eine Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam zu bilden.“