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Polnische Reinigung...

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Es hat, wie die „Furche" in ihren Ausgaben Nr. 44 und 45 festsgestellt hat, der von dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß vollbrachten Klärung über die Tätigkeit der Spionagedienste kommunistischer Staaten in Österreich und einiger dabei implizierter österreichischer Beamter nicht gerade gut getan, daß der SPÖ- Abgeordnete Broda und der FPÖ- Ahgeardne:e Zeillinger , diesen Anlaß benützt hatten, um eine unfun- dierte Attacke gegen den Eichmann- Jäger Ing. Wiesenthal sowie gegen die hiesige israelische Botschaft zu reiten.

Wie sehr recht wir damit gehabt hatten, vor der Gefährlichkeit einer solchen „Abwendung" vom eigentlichen Gegenstand der Untersuchung zu warnen, erweist sich nunmehr durch eine prompt eintreffende Ausschrotung von polnischer Seite. Die hiesige polnische Botschaft hat in einer Presse-„Information" die von den beiden Abgeordneten erhobenen Aspersionen nunmehr so vergröbert und verfälscht, als ob durch die Untersuchung Wiesenthal und die israelische Botschaft und nicht die kommunistischen Geheimdienste der Spionage überführt worden wären. Um es noch einmal ganz klar zu etablieren: So wie andere Leute, zum Beispiel Geschäftsleute, haben sich die israelische Botschaft und auch Wiesenthal der Dienste der konzessionierten Detektei Ableitinger bedient. Die israelische Botschaft tat es, um nicht Visa an Leute auszugeben, die man lieber nicht in Israel sehen möchte. Wiesenthal hat es getan, um bei der Ausfindigmachung von Kriegsverbrechern mitzuhelfen. Das ist alles.

Es ist etwas ungewöhnlich, daß eine ausländische diplomatische Ver-

tretung sich dazu hergibt, die antagonistische Haltung ihres Staates gegen einen anderen Staat zu propagieren, indem sie sich in die parlamentarischen und behördlichen Verfahren des Staates, in dem sie akkreditiert ist, auf solche Weise einmischt und die Resultate der Verfahren verfälscht. Wir halten dafür,.daß der polnischen Vertretung sehr deutlich mitgeteilt wird, daß sie ein derartiges Vorgehen der Meinungsbildung ihrem eigenen Land überlassen soll.

Offensichtlich wird in der Presseinformation der polnischen Botschaft eine kollektive Reinwaschung von heute in Polen zu hohen Ehren und Posten gelangten rechtsextremistischen Radauantisemiten Vorkriegspolens und von Kollaborateuren der deutschen Besetzung versucht. Es geschieht das an Hand eines jener unglücklichen „Alibi-Juden", der, wie man uns informiert, sich während der deutschen Besetzung dazu hergegeben hat, bei der Eintreibung von Steuerschulden der bereits deposse- dierten und brotlos gemachten Juden mitzuwirken. Acht Monate nach Veröffentlichung der 50 Namen von heute in hohen Stellungen befindlichen ehemaligen Funktionären der antisemitischen „Fdlanga", des „Oboz Narodowo Ra dyk ainy“, des „Oboz Wieliej Polski" bringt die polnische Reinwaschung nicht mehr zur Widerlegung zustande als den einzigen Namen dieses einen armen Alibi-Juden. Es hätte der polnischen Botschaft besser getan, einfach zu schweigen wie bisher.

Es wird mehr geschehen müssen, um das in Polen herrschende Regime vom Vorwurf des Antisemitismus reinzuwaschen.

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