Werbung
Werbung
Werbung

Vom 3. bis 10. April wird man das Sozialstaatsvolksbegehren unterschreiben können. Ich werde es tun. Trotz der Gefahr einer biegsamen Leerformel, trotz der Sorge vor Überfrachtung der Verfassung: Hier geht es darum, dass die Gesellschaft klar stellt, nach welchen Prinzipien sie ihr Gemeinwesen gestalten will. Und der Politik dafür klare Vorgaben macht.

Die Reformierung unseres Sozialsystems ist dringend nötig. Wegen abnehmender Finanzierbarkeit, wegen mangelnder Treffsicherheit, vor allem aber, weil es die Schwachen in die unwürdige Situation von Bittstellerinnen und Bittstellern zwingt. Der soziale Zusammenhalt einer Gesellschaft beginnt und endet mit dem Gefühl der Menschen, Teil eines solidarischen Ganzen zu sein. Von der Huld der Stärkeren abzuhängen, kann dieses Gefühl mit Sicherheit nicht erzeugen.

Aktuelle Beispiele künden von einem Rückfall in Gutsherren-Gehabe: So wurde etwa den Kärntner Sloweninnen und Slowenen vom dortigen Landeshauptmann beschieden, dass sie bei Pochen auf ihre Rechte auf Granit beißen, hingegen bei Akzeptanz des ihnen wohlwollend Zugeteilten nicht so schlecht fahren würden. Auch der Bundeskanzler sprach von einer "Konsenskonferenz", statt die Umsetzung von Ansprüchen auf den Weg zu bringen.

Was eine derartige Denkweise für den bevorstehenden Umbau des Sozialstaates bedeutet, liegt auf der Hand. Umso mehr halte ich an der Idee eines Rechtsanspruchs aller auf eine Grundsicherung fest. Die Vorstellungen von der Umsetzung mögen verschieden sein, aber eines sollte diese Gesellschaft einen: Dass es eine solidarische Verantwortung von uns allen ist, Menschen ihre Würde und ihr Rückgrat nicht zu knicken, wenn sie bei (partieller) Erwerbslosigkeit, Krankheit, Alter, Behinderung oder schlicht und einfach bei Armut staatliche Leistungen in Anspruch nehmen. Dass es Ziel des Staates ist, diese Leistungen auch allen zur Verfügung zu stellen, schien bisher relativ unbestritten. In der augenblicklichen politischen Situation ist es notwendig, die Politik daran zu erinnern. Vom 3. bis 10. April sollte man seinen Beitrag dazu leisten.

Heide Schmidt ist Vorsitzende des Instituts für eine offene Gesellschaft.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung