Werbung
Werbung
Werbung

Auch ein -nach rein weltlichen Kriterien so qualifizierter - "Medienstar" wie Papst Franziskus muss sich mit Unbilden herumschlagen (und dabei sind nicht die sattsam kommentierten Querschüsse aus dem ultrakonservativen Lager seiner Kirche gemeint): Beim jüngsten Papstgottesdienst in Santiago de Chile bat der Pontifex einmal mehr um Verzeihung für sexuellen Missbrauch durch Priester, sprach von "Schmerz und Scham". Er traf sich auch mit Missbrauchsopfern und habe mit ihnen "gebetet und geweint", wie Papst-Sprecher Greg Burke verlautete.

Ob des Missbrauchsthemas gab es auch Proteste gegen den Papstbesuch. Denn in Chile ist der Fall des Priesters Fernando Kardama, der 2011 wegen Missbrauchs verurteilt wurde, weiter präsent. Vor allem hat die Ernennung des Kardima-Zöglings Juan Barros zum Bischof der Diözese Osorno im Jahr 2015 -also schon unter Franziskus -gehörig Unruhe ausgelöst: Barros wird Mitwisserschaft bei den Verbrechen von Kardama vorgeworfen.

Die katholische Kirche lässt das Thema nicht los: Kardinal George Pell, Leiter des Wirtschaftssekretariats in Rom, das auch die vatikanische Finanzgebarung in Ordnung bringen soll, ist seit Monaten wieder in seiner Heimat Australien, weil er dort wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen vor Gericht steht. Auch der Rückzug der beiden Missbrauchsopfer aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission im vergangenen Jahr, weil sich die kirchlichen Behörden bei der Aufklärung von Missbrauch viel zu wenig engagieren würden, spricht Bände.

Es erweist sich, dass -trotz der verordneten Null-Toleranz-Politik durch Papst Franziskus - der Komplex "Missbrauch in der katholischen Kirche" noch lang nicht bewältigt ist. Die Reinigung der Erinnerung, so unbestritten und notwendig sie auch ist, bleibt ein äußerst mühseliger Prozess.

Mann sollte aber nicht nur mit dem Finger auf Rom zeigen. Denn auch wenn eindeutige Fälle offenbar werden, herrscht in anderen Institutionen längst nicht das nötige Bewusstsein für Missbrauch. Was da -nur als Beispiel - rund um heimische Sportverbände zuletzt ans Tageslicht kam, ist beschämend. Trotz allem scheint die katholische Kirche da schon einige Schritte weiter zu sein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung