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Der Prophet und sein Vaterland
Kokoschka, Life and Work. Von Edith Hoffmann ; mit zwei Essays von Oskar Ko-koschka und einem Vorwort von Herbert Read. Faber and Faber, London. 367 Seiten mit 5 farbigen, 83 Kunstdrucktafeln und 14 Textillustrationen
Kokoschka, Life and Work. Von Edith Hoffmann ; mit zwei Essays von Oskar Ko-koschka und einem Vorwort von Herbert Read. Faber and Faber, London. 367 Seiten mit 5 farbigen, 83 Kunstdrucktafeln und 14 Textillustrationen
Der einzige, der unter den österreichischen Malern wirklichen Weltruhm genießt, dessen Name allerorten unter den meistgenannten •Malernamen dieses Jahrhundert figuriert, ist Oskar Kokoschka. Durch ihn ist die Malerei unseres Laude — und Kokoschka hat nie verleugnet, daß seine Kun6t ihre Wurzeln in den Bildern von Maulpertsch, Gran, Romako und Klimi hat — international bekannt geworden. Vielleicht ist er nicht der einzige, der das verdient hätte; aber jedenfalls ist er der einzige, dem das Schicksal
— das unseren Malern ja meist nicht eben hold ist — ausnahmsweise wirklich wohl wollte. Traurig, 6agen zu müssen, daß Kokoschka ins Ausland gehen mußte, um berühmt zu werden. Daß es bis jetzt keihe österreichische Monographie über diesen Künstler gegeben hat, ist allein sdion bezeichnend für die Geringschätzung, die Österreich seiner bildenden Kunst entgegenbringt. Und daß die erste ausführliche Biographie, seit 1925 zwar von einer österreichischen Kunsthistorikerin geschrieben, aber in englischer Sprache geschrieben und in London verlegt wurde, grenzt nahezu ans Groteske. Der Bann, den die Wiener Kritik und ein unverständiges Publikum
— das in Kunstausstellungen ging, um ich zu skandalisieren — vor mehr als dreißig Jahren über den jungen Bürgerschreck ausgesprochen haben, scheint heute noch nicht aufgehoben worden zu 6ein, mögen ihn Jahrzehnte und Tatsachen auch 6chon längst überholt haben. Zwar würde es heute selbst der Banause nicht mehr wagen, Kokoschka als „Dekadenten“ zu bezeichnen, weil diese vornehme Vokabel inzwischen ja schon auf andere und jüngere Künstler übergegangen ist. Abec das Gefühl, daß „man“ Sich damals mit seinem Urteil übet Kokoschka geirrt hat, muß so etwas wie ein schlechtes Gewissen hinterlassen haben. Sonst wäre das allgemeine Schweigen über ihn schwer zu begreifen.
Selbst heute noch ist also eine Monographie über Kokoschka eine bemerkenswerte Tat und man wird Edith Hoffmann und ihrem englischen Verlag für sie danken müssen Ihr Buch ist umfangreich und mit Sorgfalt gearbeitet, es enthält zudem einige Essays aus der Feder Kokoschkas, die hier noch umbekannt sind und eine eigene Besprechung verlangen würden. An Bildmaterial wurde nicht gespart. Otto Benesch, der zweifellos beste Kokoschka-Kenner, hat in der .Wiener Zeitung“ Vom 2. und 4. März dieses Jahres eine präzise Richtigstellung verschiedener Datlerungfehler geliefert. Wir wollen dem als kritisches Postskriptum anfügen, daß Frau Iloffmanns Passagen über die politisdien Verhältnisse in Wien vor 1938 diskutabel sind und Romako mit Vornamen nicht Stephan, sondern Anton geheißen hat und auch nicht gerade ein „painter of greät historical pictures“ war.
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