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Religiosität des Ostens

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DAS DUNKLE ANTLITZ. Russische Reilglonsphilosophen. Erster Band. Herausgesehen und übersetzt von Nicolai von B u b-ntll. Verlag Jakob Hegner, Köln. IM. Kleinoktav, 230 Selten, Leinen. DM 13.8.

Wenn, man von russischer Religiosität spricht, denkt man zunächst bei uns im Westen an Gestalten wie Dostojewskij und Tolstoj. Es äst sehr dankenswert, daß die hier vorgelegte Auswahl einmal ganz andere, viel weniger bekannte Stimmen zu Gehör bringt, für die zum Teil Dostojewskij noch zu westlich-optimistisch, zu wenig kompromißlos weltfeindlich, Tolstoj zu gefühlvoll-humanisitisch ist. Den Anfang der Reihe bildet ein Aufsatz des „russischen Kirchenvaters“ Chomjakow (t 1860), in dem er seine Idee der „sobornostj“ auseinandersetzt, des Ruhens der Unfehlbarkeit der Kirche im gläubigen VoJksbewußtsein, in der liebenden „Gemeinschaftlichkeit“ des rechtgläubigen Volksbewußtseins, in der liebenden „Gemeinschaftlichkeit“ des rechtgläubigen Volkes. Es folgt in leidenschaftlich bewegter Protest gegen den modernen Fortschrittsglauben (selbst unter christlichen Vorzeichen!) des von einstigem Ästhetentum zu radikalem Asketismus, zu bewußter Kultusfeindlichkeit bekehrten Konstatin Leontjew (t 1919), dn der sogar die gnostische Dualität zwischen dem weltfernen, weit verneinenden Christus und dem dionysischen „Schöpfer dieser Welt“ wieder aufbricht — gelegentlich sogar in einer christentumsfeindlichen, blasphemi-schen Weise ausgedrückt — und, zum Abschluß, zwei Abschnitte aus Sektierertraktaten , die, im Gegensatz zu der üblichen Vorstellung vom Verhältnis des russischen Volkes zum „Väterchen Zar“ uns darüber belehren, daß der Zar der Satan ist, ein falscher Messias, ein falscher Christus, mit einem Wort: der Antichrist. Ein überaus aufschlußreiches Buch!

Endre v. Ivdnka

IRGEND ETWAS IN AMERIKA SCHUF DIE AMERIKANER. Irgend etwas vereinigte diese Menschen aus allen Teilen der Welt — Engländer, Chinesen, Japaner, Deutsche und Polen — zu einer Nation. Dem Werden der amerikanischen Nation, das wohl der glänzendste Beweis gegen die Behauptung ist, Nation wäre mit Rasse gleichzusetzen, ist dies Essay „Amerika und die Amerikaner“ von John Steinbeck gewidmet. (Verlag Bucher, Luzern. 212 Seiten, 136 Aufnahmen. Leinen, DM 48.—.) Es empfiehlt sich, auch hierorts diese Stimme zu hören, die Stimme eines Mannes, dem es mit seiner Aufgabe als Amerikaner ebenso ernst ist wie mit seiner Aufgabe als Schriftsteller. So steht dem persönliehen Engagement des Autors, der lebendigen Schilderung des „American way of life“ die Schärfe sezierender Analyse gegenüber, die auch vor krankhaften Erscheinungen nicht halt macht. John Steinbeck sieht die Gefahren, die Amerika drohen, im Überfluß, dem Mangel an Normen, die als dauerndes Regulativ in der Gesellschaft gelten können, und vor allem einer Jugend, die unter falschen psychologischen Voraussetzungen aufwächst, für die es keine Leitbilder gibt, weil sie selbst das Leitbild einer dem Alter verständnislos gegenüberstehenden Generation ist. Für die Photographie: Keines der Bilder könnte anderswo als in Amerika entstanden sein.

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