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Imre-bacsi
Emmerich Kaimans „Zirkusprinzessin”, eine seiner späteren Operetten (Uraufführung 1926), feiert im Raimundtheater fröhliche Urständ. Sie hat nicht den Ruhm der „Csärdäsfürstin” und der „Gräfin Mariza” erreicht, dennoch sind wir heute, in diesem Genre gar nicht mehr verwöhnt, fast stolz auf diese seriöse, gekonnte Musik, deren persönlicher Impetus sich nie verleugnet und die ohne viel Lärm zu machen erfreut und vergnügt. Die Unwahrscheinlichkeiten des Textes und der Handlung, altes Operettenvorrecht, braucht man nicht zu erwähnen. Daß sie aber als solche in einer feinen Art von Selbstironie spürbar waren und damit doch Realität schufen, war das Verdienst der Wiedergabe, des idealen Zusammenwirkens von Inszene (Hans Fretzer), Choreographie (Rein Este), Bühnenbild (Ferry Windberger) und Kostümierung (Gerdago), das zu einer vorbildlichen Einheit wurde, wie man es nicht oft erlebt.
Ebenso einheitlich war das Zusammenwirken der Darsteller. Katja Usunow ist eine große Dame mit Stimme, Charme, Persönlichkeit, Tonio Bergmeister di Monte ein Tenor von Format, auch in Spiel und Erscheinung, Adolf Böhmer ein ausgezeichneter Charakterspieler von immer nobler Haltung, Nera Nicol eine Soubrette von Temperament und überwältigender Komik. Else Rambousek ist eben die Ram- bousek (mehr zu sagen wäre weniger), ihr Theatersohn Hans Karl Pilz macht ihr alle Ehre, singend, tanzend und charmierend. Hans Fretzer spielt den alten Oberkellner Pelikan ebenso erschütternd komisch als menschlich warm. Franta Kokejl, Nikolai Petkovv Herbert Seifert sowie alle Ungenannten ergänzen die runde Heiterkeit des Spiels. Wie immer holten sich die tanzenden Ballettsolisten Trude Köhler und Franz Mulec Sonderbeifall. Das Orchester spielte animiert unter der Leitung von Leopold Grossmann, dem man etwas mehr Verve gewünscht hätte. Gesamteindruck: So kann, so soll man Operette spielen. Kein Star, der die anderen an die Wand spielt, sondern ein Ensemble, das sich gegenseitig ergänzt und steigert.
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