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Linzer Meistersinger
Dank dem Zusammenwirken verschiedener glücklicher Umstände wurde der Auftakt zur neuen Saison des Linzer Landestheaters mit Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ zu einem Abend festlichen Glanzes. Natürlich ist die Besetzung der Titelrolle das Wichtigste, und daran fehlte es an diesem Abend nicht. Im Mittelpunkt stmd der Gast des Abends, Kim Borg, der sozusagen in Linz den Sachs erprobte und zum Sieg führte. Seine weiche, modulationsfähige Baß-Baritonstimme und sein tiefempfundenes Spiel erbrachten eine bewegende Studie des feinsinnigen, grundgütigen, aber auch humorvollen Sachs, der bei aller Pathetik doch in erster Linie ein Mensch war. Sein ausdrucksgewaltiger Schlußmonolog zeigte, daß diese Stimme auch gewaltigen Anforderungen gewachsen ist. Daneben die neu-engagierte Heide Maria Ferch mit stimmlicher wie darstellerischer Bravour, ein überzeugendes, verspieltes Evchen. Friedrich Rosendorff — ebenfalls neu für Linz —, ein köstlicher Beckmesser, dem es an satirischer Brillanz und sprühendem Witz nirgends fehlte. Sein Stimmvolumen, das er für diese Rolle einzusetzen hatte, ist ein weiterer Pluspunkt. Aus dem verbliebenen Ensemble gab Oskar Schimoneck den Stolzlng mit guter Stimmführung, vornehmem Spiel und tenoralem Glanz. Wirklich Format hatten noch Hedwig Schubert (Magdalena) und Erich Syri (Pogner). Alle übrigen müssen sich mit einem
Pauschallob begnügen. Die Regie Gustav Dehardes war sehr besonnen und fand eine brauchbare Synthese zwischen oratorisch-gebändig-ter und realistisch-entfesselter Massenbewegung. Der starke Eindruck ergab sich aus der Einheit von Musik und Szene, obwohl im ganzen ein gewisser Konservativismus nicht wegzuleugnen war. Man spürte es, Deharde will nirgends das Vertraute und Überkommene bedroht sehen. Heinz Köttels Bühnenbilder gingen mit diesem Konzept nicht ganz mit. Der Eindruck war daher zwiespältig. Neben prachtvollen, farbigen, lichtakzentuierten Bühnenbildern gab es auch ein fragwürdiges, das dem Publikum einiges Schlucken bereitete. Die musikalische Deutung oblag Kurt Wöss, der fast ein Übermaß an blühender Schönheit des Klanges dem Orchester entlockte. Die verstärkten Chöre, von Gerhard Geist einstudiert, waren — wie schon so oft — von makellosem Klang. Die Aufführung machte deutlich, welche Bedeutung dem Musiktheater in Linz zugemessen werden Soll.
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