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„Salome“ und Musica Nova in Linz

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Die Aufführung des Musikdramas „Salome“ im Linzer Landestheater war eine Referenz vor dem Jahresregenten Richard Strauss und hatte durch den musikalischen und szenischen Schwung wirklich festlichen Charakter. Allen voran der Dirigent des Abends, Prof Kurt Wöss, der mit echt Straussschem Brio die schwierige Partitur mit einer ganz besonderen Affinität zu dieser Musik erklingen ließ. Er gab den Szenen pulsierenden Atem, was oft monumentale Maße erreichte. Dazu kam noch, daß die Qualität des Solistenensembles kaum einen Wunsch offen ließ. Die überragende künstlerische Leistung bot in Gesang und Spiel Paula Bukovac als Titelheldin. Ihr in allen Lagen klarer Sopran, der von dunklen Mezzotönen bis zum silbrig leuchtenden Spitzenregister reicht, und ihre musikalische Souveränität ermöglichten, die Salome zu einer ganz besonderen Charakterstudie ohne jedwed hysterische Ubersteigerung zu machen. Ein Parabelbeispiel von Musik gewordener Hysterie dagegen bot Oskar Schimoneck. Sein Herodes war so angelegt, daß die Charakterisierung nicht das Singen überwog. Eiskalt, verderbt und stimmlich hervorragend Gertrude Burgs-thaler als Herodias. Der Jochanaan allerdings hätte etwas mehr Stimme benötigt. Sein warmtimbrierter Bariton, kultiviert geführt, und seine würdevolle Erscheinung reichten trotzdem zur Bewältigung dieser Rolle nicht ganz aus. Sehr schön sangen Erich Kienbacher den Narraboth und Aurelia Schwenniger den Pagen. Alle übrigen Rollen, inklusive des Judenquartetts, waren bestens besetzt. Die Regie Helmut Hansels war sparsam, aber wohldurchdacht. Bühnenbild und Kostüme von Paul Struck entschieden sich für die Illusion, in diesem Fall eine ..postulierte Vollkommenheit“. Im Haus herrschte Feststimmung.

Im zweiten Musica-Nova-Konzert kam Helmut Eders „Danza a solatio“, ein witziges Stück für großes Orchester, mit Erfolg zur Uraufführung. Charakteristisch war diesmal der blitzschnelle Wechsel von Stimmungen und unerwarteten Wendungen. Die melodisch-harmonische Gestaltungsweise lag in tonalen Grenzbezirken. Kurt Wöss, dem das Werk gewidmet ist, setzte sich für Eder überzeugend ein und erreichte auch einen beachtlichen Erfolg. Im selben Konzert kam auch — der Musica Nova zum Trotz — Alfred Uhls heitere Kantate „Wer einsam ist, der hat es gut“ zur Linzer Erstaufführung. Sie brachte auf Anhieb viel Stimmung und fröhlichste Laune. Sie ist auch ein köstliches Werk, das die ebenso lustigen wie tiefsinnigen Verse von Busch, Morgenstern und Ringelnatz bis in die kleinsten Nuancen nachzeichnet. Uhls instrumentatorische Mittel übergreifen oft den weiten Raum der Konzeption. Immer ist der Klang, mit größter Raffinesse gebildet, das erste. An der eindrucksstarken Aufführung waren die Solisten Maria Har-vey, Murray Dickie, Hans Lättgen, die Linzer Singakademie, das Landestheaterorchester und nicht zuletzt Kurt Wöss beteiligt. Es gab stürmische Ovationen und Wiederholungen.

Kurz vorher erfreute die Studiobühne des Collegium Petrinum mit der Uraufführung der neuen Märchenoper „Der gestiefelte Kater“ von Josef Perndl mit Musik von Professor Hermann Kronsteiner. Die Aufführung war ein würdiger Beitrag zum Grimm-Gedenkjahr. Die Oper läßt dem Märchen alles, was zum Herzen spricht, ist schlicht und formal äußerst knapp, heiter und bestimmt umrissen. Musikalisch sehr vom Neobarock inspiriert, geht aber durchaus eigene Wege und scheut auch nicht vor der einfachsten liedmäßigen Gestaltung zurück., Alf, Ganzes 'ge^rrr/eh Kt'^ie'W ler Eigenart und verwunderlicher Einfachheit, so daß spielend jugendliche Stimmen und Schülcrochester dieses Werk bewältigen können. Die Aufführung war in jeder Hinsicht gelungen und schien eine dankbare Aufgabe zu sein. Es gab viel Beifall.

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