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Nestroy theater — Experiment

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Nestroy theater: Schon bei der Eröffnungspremiere dieses neuen Theaters mit „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ mußte man neben so manchem anderen den unoriginellen, einfallslosen Spielplan als Negativuni feststellen. Daran hat sich jetzt mit den „Früheren Verhältnissen“ und den „Schlimmen Buben in der Schule“ nichts geändert. Das eine sah man vor nicht allzuilanger Zeit ih der Josefstadt, das andere steht ita Repertoire des Akademietheaters ... Trotz dieser schlechten Ausgangsposition sind diesmal einige Hoffnungen bezüglich der Aufführung ih Erfüllung gegangen. Die Rolle des Muffl in den „Früheren Verhältnissen“ war für Hans Falär zum Beispiel zu bezwingen. Er entledigte sich seiner Sache — auch als Regisseur des Abends — relativ gut (für eine Entwöhnungskur von der sprachlichen Verproletarisierung Nestroys wäre es wahrscheinlich auch noch nicht zu spät). Der zweite Teil mit den „Schlimmen Buben“ fiel demgegenüber etwas ab. Nicht nur vom Stück selbst her, das zu den schwächeren Nestroys gehört, sondern vor allem in der Darstellung. Renate Kastelik als Willibald ver mochte nicht zu überzeugen, und der Regisseur, um das sonstige Arrangement gar nicht verlegen, konnte sie nicht führen. Das „Buben“-Ensemble schlug sich wacker. — Echte positive Überraschungen traten in der Komik von Magdalena Hauschulz und im Bühnenbild von Herbert-Franz Taub hervor. Trotz Einwänden also ein merklicher Fortschritt, den man nächstens noch überboten sehen möchte.

Experiment am Lichtenwerd: Eine Uraufführung fand statt, deren einziger Sinn der Beweis zu sein schien, daß es preisgekrönte Stücke geben kann, die eine Uraufführung nicht verdienen. „Miß Ann Saunders oder Der Schiffbruch“ heißt die pseudomakabre Kurzmonstrosität, und Simone Dubreuilh heißt die Autorin dieser „Buffokomödie“. Es geht dabei um eine junge Dame — eben jene Miß Ann —, die trotz Greuel vor der Sünde bei Hungersnot die Besatzung eines Schiffes koeht, fachmännisch und seelenruhig; am Ende auch das Blut ihres verstorbenen Geliebten trinkt, weil er es halt gar so innig wünscht. — Ein schwaches Stück, um nicht zu sagen ein elendes. Und eine mit „Tiefsinnigkeit“ aufgetakelte

Plattheit. — Die Inszenierung hingegen kann sich sehen lassen: die Regie von Peter M. Birkhofer, das Bühnenbild und die Projektionen von Herbert Traub, die Musik von Sylvia Sommer und die Ton montagen von Erich Marcel Friedmann. Sobade uim so viel saubere Arbeit, auch von den Schauspielern, unter denen Brigitte Swoboda besonders hervortrat.

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