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Aufwertung von Minderheiten
Mich hat immer die Vielfalt der menschlichen Lebensformen, die man auf der Erde findet, fasziniert. Ich habe das früher eher intuitiv so gesehen, aber heute würde ich es rational begründen. Es gibt eine ganze Reihe von Lebensräumen auf der Erde. Für mich sind menschliche Kulturen in erster Linie auch menschliche Anpassungsleistungen an die natürlichen Lebensräume. Das schlägt sich in den verschiedenen Kulturen der Menschheit nieder.
Wenn wir an etwas ganz Exotisches, die Amazonas-Indianer beispielsweise, denken, die uns - seit wir sie kennen - vor Augen führen, wie sie den Lebensraum Amazonas genutzt haben, ohne ihn zu zerstören, wie sinnvoll sie die dortigen Pflanzen nutzen: Ganz haben wir das noch immer nicht verstanden, aber das ist etwas, das immer mehr in das Bewußtsein von Agrarexperten einfließt, aber auch von Juristen, die sich zum Beispiel den Kopf zerbrechen, wie man Regenwaldgebiete rechtlich schützen könnte.
Denken wir an Fragen der politischen Stabilität: Die Probleme im heutigen Osteuropa sind unter den Tisch gewischte Gegensätze von ethnischen Gruppen, die im System des Realsozialismus nicht gelöst werden konnten und jetzt umso stärker aufbrechen. Was wir jetzt in Jugoslawien erleben und in vielen Teilen der Sowjetunion, ist die Folge des Nichtverstehens von Gegebenheiten in Regionen, in denen viele ethnische Minderheiten nebeneinander leben.
Deshalb glaube ich, daß die Aufwertung von Minderheiten und die Berücksichtigung ihrer legitimen Interessen nicht etwas ist, das gegen die Integrität der heutigen Staaten gerichtet ist, sondern im Gegenteil sogar die Loyalität von Staatsbürgern ihren Staaten gegenüber verstärken kann.
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