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Europacup

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Man könnte aus deutscher Sicht Euch Österreichern gewiß ebensoviel nachsagen wie Ihr an uns auszusetzen habt. Aber eines muß man Österreich lassen: So beliebt wie Eure Fußballmannschaften in den drei Europacup-Wettbewerben sind, das ist einmalig.

Jedesmal, wenn eine deutsche Bundesliga-Mannschaft vor der Auslosung der nächsten Runde bangt, bricht spontaner Jubel aus, sobald das Los einen Gegner aus Österreich beschert. Die Freude ist ungefähr so groß wie beim Ball der Vampire, wenn sich ein neuer Blutspender anmeldet.

Natürlich glaubt bei uns niemand ernstlich - und Fußball gehört bei uns mit zum Ernstesten, was es außer Beerdigungen noch gibt -daß Österreicher nicht Fußball spielen können. Die boshafte These etwa, daß man über einen durchschnittlichen Wiener Backhendl-Friedhof hinweg eben das Trippelspiel der eigenen Füße nicht kontrollieren könne, lehnen wir ab. Denn das würde ja zum Beispiel auf eine Münchner Bierwampe ebenso zutreffen. Aber was spielen wir Bayern für einen begnadeten europäischen Spitzen-Fußball! Dabei sind wir von der Figur her auch keine direkten Elfen. Außerdem ist es wohl Angehörigen eines alpinen Skifahrervolkes schwer klarzumachen, daß man im Fußball nicht so elegant wie möglich zwischen den Toren durchlaufen, sondern einfach den Ball hineinschießen soll.

Andere behaupten, daß Austria Wien sehr darunter leidet, daß sie keine so berühmte „Rapid-Viertelstun-de“ kennt. Und Rapid Wien soll angeblich immer wieder verblüfft darüber sein, daß ein Europacup-Spiel oft aus sechs solcher Vierterl besteht.

Wo immer die tieferen Gründe für das traditionell frühe Ausscheiden der österreichischen Mannschaften -speziell gegen die deutschen -auch liegen mögen, ich habe da immer Eure Fremdenverkehrswerbung in Verdacht, heimlich mitzumischen.

Wäre der österreichische Fußball nämlich so schlecht, daß jeder überzeugt sein kann, in Innsbruck, Linz, Wien und Graz immer sichere Punkte abholen zu dürfen, dann wäre ja keine deutsche Mannschaft so begeistert, ein österreichisches Los zu ziehen.

Aber Österreichs Fußball hat ja einen glänzenden Ruf und seine Mannschaften haben große Namen in Europa. Es ist ja gerade ihr Renomie, das sie doppelt beliebt macht, wenn sie verlieren! Und in ein Land mit so geheimnisumwittertem Fußball-Schicksal fährt ein Deutscher halt immer wieder gern auf Urlaub zur Ursachenforschung.

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