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Flexibel verkürzt

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In neun der dreizehn vom IW untersuchten westeuropäischen Länder arbeiten Industriearbeiter auch heute noch im Durchschnitt 40 Stunden pro Woche. Grund: Die entsprechenden Vereinbarungen der Tarifparteien gelten zumeist nur für bestimmte Arbeitnehmergruppen. Nur in Belgien und Frankreich sind alle Arbeitnehmer in die Regelung einbezogen.

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In neun der dreizehn vom IW untersuchten westeuropäischen Länder arbeiten Industriearbeiter auch heute noch im Durchschnitt 40 Stunden pro Woche. Grund: Die entsprechenden Vereinbarungen der Tarifparteien gelten zumeist nur für bestimmte Arbeitnehmergruppen. Nur in Belgien und Frankreich sind alle Arbeitnehmer in die Regelung einbezogen.

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Fast alle europäischen Länder haben in den vergangenen vier Jahren die Wochenarbeitszeit verkürzt. Im Rahmen dieser Verkürzung der Arbeitswoche wurden in einigen Staaten flexible Arbeitszeiten eingeführt. Dabei kann die jeweils vereinbarte Wochenarbeitszeit über eine bestimmte Frist ungleichmäßig verteilt werden. Im Durchschnitt muß sich jedoch die vereinbarte Wochenarbeitszeit ergeben. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit Stand Anfang 1986.

Trotz allgemeiner Vereinbarungen über die Verkürzung der Wochenarbeitszeit ist die 40-Stunden-Woche nach wie vor eher die Regel (siehe Graphik):

So unterschiedlich wie die Gruppen, die in den untersuchten Ländern von der Herabsetzung der Wochenarbeitszeit profitiert haben, so verschieden sind auch die Verfahren, wie dieses Ziel erreicht wurde.

Grob lassen sich drei Muster unterscheiden:

1. Senkung der Arbeitszeit um eine bestimmte Anzahl von Wochenstunden.

2. Verkürzung der Jahresar-

in den meisten Industrieländern wird 40 Stunden pro Woche durchschnittlich gearbeitet. Sonderregelungen für bestimmte Branchen und Arbeitnehmer sehen aber fast überall Verkürzungen vor.beitszeit um eine bestimmte Anzahl von Stunden, die wöchentlich „abgefeiert“ werden können.

3. Absenkung der Arbeitszeit in Form zusätzlicher Urläubstage oder Freischichten.

Davon verdient eigentlich nur eine dieser Regelungen das Prädikat „Wochenarbeitszeitverkürzung“. Die beiden anderen Wege verkürzen die wöchentliche Arbeitszeit nur mittelbar.

Parallel zur Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit wurden in einigen Ländern (zum Beispiel Dänemark und Bundesrepublik Deutschland) von den Tarifpartnern Flexibilisierungsmöglichkeiten vereinbart. In Belgien und Frankreich haben die Regierungen zumindest die Weichen in diese Richtung gestellt.

Im Grunde handelt es sich bei der Flexibilisierung immer um dasselbe Verfahren: Um Produktionsschwankungen auszugleichen, darf die tägliche oder/und wöchentliche Arbeitszeit variieren. Voraussetzung: Die jeweilige wöchentliche Regelarbeitszeit muß während eines bestimmten Zeitraums (Monat oder Jahr) den vereinbarten Durchschnitt erreichen.

Inzwischen wird der beschäftigungspolitische Erfolg solcher Maßnahmen in allen Ländern mit Wochenarbeitszeitverkürzung eher skeptisch beurteilt. Bisher haben einige Länder versucht, den Beschäftigungs-Effekt zu quantifizieren. Dafür drei Beispiele:

• Niederlande: Die Regierung schätzt, daß alle Maßnahmen zur Verkürzung der gesamten Lebensarbeitszeit seit 1982 dazu beitrugen, rund 150.000 Voll- oder Teilzeitarbeitsplätze zu erhalten oder neu zu schaffen.

• Frankreich: Das Statistische Amt schätzt den beschäftigungswirksamen Effekt der Wochenarbeitszeitverkürzung aufgrund einer Umfrage in der Industrie insgesamt auf 50.000 bis 100.000 Arbeitsplätze, bei (1982) über zwei Millionen Arbeitslosen.

• Belgien: Hier wurden 1983/84 -aufgrund der Vereinbarungen der Sozialpartner — 33.000 Arbeitsplätze neu geschaffen. Das ist jedoch ebenfalls weniger, als von dieser Maßnahme erwartet worden war.

Aus dem Informationsdienst des Institutes der deutschen Wirtschaft vom Mai 1986. Das Institut führt einmal jährlich eine groß angelegte Untersuchung über die internationale Entwicklung der Arbeitsreit durch.

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