7013582-1988_18_05.jpg
Digital In Arbeit

Feierabend nach Maß

19451960198020002020

Unaufhaltsam geht der Trend in Richtung Verkürzung der Arbeitszeit. Weltweit steigt dabei auch die Nachfrage nach alternativen Arbeitszeitmodellen.

19451960198020002020

Unaufhaltsam geht der Trend in Richtung Verkürzung der Arbeitszeit. Weltweit steigt dabei auch die Nachfrage nach alternativen Arbeitszeitmodellen.

Werbung
Werbung
Werbung

In einem von der OECD für das Jahr 1987 aufgestellten internationalen Vergleich liegt Österreich mit einer effektiven Arbeitszeit je Industriearbeiter von 1652 Stunden pro Jahr im guten Mittelfeld. Die Japaner arbeiten nach wie vor am meisten mit nahezu 2200 Jahresarbeitsstunden. Gemessen am österreichischen Durchschnitt entspricht dies etwa einem Drittel mehr Arbeitseinsatz.

Auch die Amerikaner und Schweizer arbeiten länger als die Österreicher (USA: 1850 Stunden, Schweiz: 1828 Stunden). Deutlich

geringere Jahresarbeitszeiten haben hingegen die Schweden, Deutschen und Belgier (Schweden: 1576 Stunden, die Bundesrepublik 1580 Stunden und Belgien 1619 Stunden).

In fast allen westlichen Industriestaaten gewinnt aber auch die Teilzeit zunehmend an Bedeutung (siehe Graphik). Nach Berechnungen der OECD (1985) entfallen im Durchschnitt ein Sechstel beziehungsweise 15,7 Prozent aller Arbeitsplätze in diesen Staaten auf Teilzeitbeschäftigte. Besonders hoch ist der Anteil in den skandinavischen Ländern und in den Niederlanden.

In den USA gehen 17,4 Prozent, in Japan 16,5 Prozent der Beschäftigten einer Teilzeitarbeit nach. Demgegenüber gehört die Bundesrepublik Deutschland - wo die Industrie noch immer eine führende Rolle spielt - zu den Ländern mit einem unterdurchschnittlichen Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen, nämlich zwölf Prozent.

Besonders der Dienstleistungssektor eignet sich für flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeit. In Österreich hat man sich entschlossen, einer Empfehlung des Beirates für Wirtschaftsund Sozialfragen folgend, flexi-

blere Arbeitszeitmodelle auf Branchenebene zu vereinbaren. Für 75 Prozent der österreichischen Industriebeschäftigten gibt es bereits Kollektivverträge mit solchen flexiblen Regelungen. In der Metallindustrie liegen bereits erste Erfahrungen mit den neuen Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung vor: Von den untersuchten Unternehmen des Metallsektors praktizieren:

• 69 Prozent die Beibehaltung der wöchentlichen Normalarbeitszeit

• 55 Prozent mit fixem Zeitausgleich und

• 48 Prozent mit frei vereinbartem Zeitausgleich;

• Schichtarbeit 41 Prozent;

• zuschlagsfreie Mehrarbeit 40 Prozent; ,

• Gleitzeitkombinationen 23 Prozent und

• Bandbreitenmodelle 16 Prozent.

Der Trend in Richtung Verkürzung der Arbeitszeit ist bekanntlich unaufhaltsam. Bereits mehr als eine Million der österreichischen unselbständig Beschäftigten arbeiten 1988 weniger als 40 Stunden pro Woche. Trotz dieser

Entwicklung gibt es eine steigende Nachfrage nach alternativen Arbeitszeitmodellen sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite.

Die in Österreich in Anwendung befindlichen Formen der flexiblen Arbeitszeit umfassen derzeit

• Gleitende Arbeitszeit,

• variable Arbeitszeit,

• Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (KAPOVAZ),

• Jahres- und Halbjahresverträge,

• Arbeitsplatzteilung „ob-sha-ring),

• Freizeittage, Langzeiturlaube,

• gleitender Ruhestand.

Teilzeitarbeit hat sicherlich viele Vorteile, birgt aber auch eine Reihe von Gefahren. Darauf weist beispielsweise die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) in ihrem in Genf veröffentlichten jüngsten „Welt-Arbeitsbericht“ (World Labour Report) hin. Laut IAO kann von einer zunehmenden „Aufspaltung unter den Arbeitskräften“ gesprochen werden. „Eine Kerngruppe von Arbeitnehmern hat sichere, gutbezahlte Arbeitsplätze mit guten Aussichten für einen beruflichen Aufstieg, während eine wachsende Randgruppe auf schlechtbezahlten, gefährdeten Arbeitsplätzen tätig ist, zu denen Teilzeitarbeit, Zeitarbeit und Gelegenheitsarbeit gehören“, heißt es da beispielsweise.

Die Zahl der Teilzeitarbeiter betrug dem Bericht zufolge in den marktwirtschaftlich organisierten Industrieländern 1985 rund 45 Millionen. Dabei handelt es sich vor allem um Frauen, Jugendliche und ältere Arbeitnehmer. Die Beschäftigungsbedingungen in dieser Sparte seien oft schlechter als

diejenigen der ganztägig Beschäftigten. Der Grund dafür liegt laut IAO darin, daß sich die Arbeitsplätze für Teilzeitarbeit auf den Dienstleistungssektor, auf wenig qualifizierte Arbeit und auf traditionell von Frauen ausgeübte Tätigkeit konzentrieren.

Der Autor ist Referent für Ausbildung und Training in der Osterreichischen Nationalbank.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung